Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag
bist, der absolut perfekte Mann für mich.« Sie küsste ihn aufs Ohr, wie um seiner sich wieder aufhellenden Laune ein Siegel aufzudrücken, undwandte sich dann wieder zu mir. »Mit dir hingegen würde ich mich für alles Geld der Welt nicht einlassen«, sagte sie ganz sachlich.
»Wie meinst du das?«, fragte ich. »Was ist denn jetzt mit meinem guten Aussehen? Mit dem ganzen dunklen, märchenhaften was auch immer?«
»Ja, du bist faszinierend. Aber ein Mädchen will mehr als das. Sie will einen Mann, der sie liebt und ihr treu ergeben ist.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde mich nicht an sie ranschmeißen wie all die anderen Männer zuvor. Sie hasst das. Ich habe oft genug gesehen, was dann geschieht.«
»Bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, dass sie es umgekehrt womöglich ganz ähnlich sieht?«, fragte Fela. »Du stehst bei den Damen mittlerweile in einem gewissen Ruf.«
»Soll etwa ich mich komplett von der Welt abkapseln?«, erwiderte ich und wiederholte damit das, was sie zu Sim gesagt hatte, nur dass es bei mir schärfer klang als beabsichtigt. »Beim geschwärzten Leib Gottes, ich habe sie mit Dutzenden Männern ausgehen sehen! Wenn aber ich ein einziges Mal mit einer anderen Frau ins Theater gehe, soll das ihr gegenüber gleich ein Fauxpas sein?«
Fela sah mich freimütig an. »Du hast mehr getan als nur mit jemandem ins Theater zu gehen. Frauen erzählen sich so was.«
»Na toll. Und was sagen sie?«, fragte ich in bitterem Ton und sah in meine Suppe hinab.
»Dass du charmant bist«, antwortete Fela leichthin. »Und höflich. Und dass du tatsächlich deine Finger bei dir behalten kannst, was in einigen Fällen allerdings eher Verdruss auszulösen scheint.« Sie lächelte ein wenig.
Ich sah sie neugierig an. »Wer?«
Fela zögerte. »Meradin«, sagte sie. »Aber von mir weißt du das nicht.«
»Sie hat während des ganzen Abendessens keine zwanzig Worte mit mir gesprochen«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Und dann ist sie enttäuscht, dass ich sie hinterher nicht angefasst habe? Ich dachte, sie kann mich nicht ausstehen.«
»Wir sind hier nicht in Modeg«, sagte Fela. »Die Leute hier in der Gegend sind nicht so heikel, was Sex angeht. Und manche Frauenwissen halt nicht so recht, wie sie mit einem Mann umgehen sollen, der nicht von sich aus die Initiative ergreift.«
»Also gut«, sagte ich. »Und was sagen sie sonst noch?«
»Nichts, was allzu erstaunlich wäre«, erwiderte sie. »Du seist zwar kein großer Grabbler, aber es scheint auch keine allzu große Herausforderung zu sein, dich ins Bett zu kriegen. Du seist großzügig, geistreich und …« Sie verstummte und guckte ein wenig beklommen.
»Nur zu«, sagte ich.
Fela seufzte. »… distanziert.«
Das war nicht der Tiefschlag, mit dem ich nun halbwegs gerechnet hatte. »Distanziert?«
»Manchmal geht’s einem ja nur um ein Abendessen«, sagte Fela. »Oder darum, Gesellschaft zu haben. Oder jemanden zum Plaudern. Oder jemanden, der auf nette, freundschaftliche Weise ein bisschen handgreiflich wird. Aber hauptsächlich will man doch, dass ein Mann …« Sie runzelte die Stirn und setzte neu an. »Wenn man mit einem Mann zusammen ist …« Sie verstummte erneut.
Ich beugte mich vor. »Sprich dich aus.«
Fela zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. »Wenn wir beide zusammen wären, würde ich ständig damit rechnen, dass du mich verlässt. Nicht sofort. Nicht auf irgendeine fiese Weise. Aber ich wüsste, dass du es irgendwann tun würdest. Du wirkst nicht wie der Typ Mann, der eine dauerhafte, feste Beziehung eingeht. Irgendwann würdest du weiterziehen, zu irgend etwas, das dir wichtiger ist als ich.«
Ich stocherte ein wenig in meiner Kartoffelsuppe herum. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
»Es gibt doch noch mehr als nur Treue und Hingabe«, sagte Sim. »Kvothe würde für dieses Mädchen die ganze Welt auf den Kopf stellen. Siehst du das denn nicht?«
Fela schaute mich einen ganzen Moment lang an. »Doch, das sehe ich«, sagte sie leise.
»Wenn du es siehst, muss Denna es doch auch sehen können«, bemerkte Simmon vernünftigerweise.
Fela schüttelte den Kopf. »Mir fällt es nur leicht, es zu sehen, weil ich genug Abstand dazu habe.«
»Liebe macht blind?«, sagte Sim und lachte. »Das ist die fachfrauliche Meinung, die du zu bieten hast?« Er verdrehte die Augen. »Also bitte.«
»Ich habe nie gesagt, dass ich sie liebe«, schaltete ich mich ein. »Ich habe das nie gesagt. Sie
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