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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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verwirrt mich, und ich mag sie sehr gern. Aber weiter geht es nicht. Wie sollte es auch? Ich kenne sie ja gar nicht gut genug, um ernsthaft behaupten zu können, sie zu lieben. Wie soll ich etwas lieben, das ich nicht verstehe?«
    Die beiden sahen mich einen Moment lang schweigend an. Dann brach Sim in sein jungenhaftes Gelächter aus, als hätte ich gerade das Lächerlichste gesagt, das er je gehört hatte. Er nahm Felas Hand und küsste sie auf ihren schwarzen Steinring. »Du hast gewonnen«, sagte er zu ihr. »Liebe macht tatsächlich blind. Und taubstumm noch dazu. Ich werde nie wieder an deiner Weisheit zweifeln.«

     
    Immer noch schlecht gelaunt, machte ich mich auf, Meister Elodin zu suchen, und fand ihn schließlich in einem kleinen Garten neben dem Mews. Dort saß er unter einem Baum.
    »Kvothe!« Er winkte mir lässig zu. »Komm! Setz dich!« Er schob mir mit dem Fuß eine Schale hin. »Iss ein paar Weintrauben.«
    Ich nahm mir einige. Frisches Obst war mittlerweile keine Seltenheit mehr für mich, aber diese fast schon überreifen Trauben waren eine besondere Köstlichkeit. Ich kaute nachdenklich, in Gedanken immer noch bei Denna.
    »Meister Elodin«, sagte ich schließlich. »Was würdet Ihr von jemandem halten, der immer wieder seinen Namen ändert?«
    »Wie bitte?« Er setzte sich ruckartig auf und blickte panisch. »Was hast du denn angestellt?«
    Seine Reaktion verblüffte mich, und ich hob abwehrend die Hände. »Nichts«, sagte ich nachdrücklich. »Es geht nicht um mich. Es geht um ein Mädchen, das ich kenne.«
    Elodin wurde aschfahl im Gesicht. »Fela?«, sagte er. »Oh nein. Nein. So etwas würde sie nicht tun. Dazu ist sie viel zu klug.« Es klang, als versuchte er verzweifelt, sich selbst davon zu überzeugen.
    »Ich spreche nicht von Fela«, sagte ich. »Ich spreche von einem anderen Mädchen, das ich kenne. Jedes Mal, wenn ich ihr nur kurz mal den Rücken zukehre, hat sie sich schon wieder einen neuen Namen zugelegt.«
    »Ach so«, sagte Elodin und beruhigte sich. Er lehnte sich wieder an den Baumstamm und lachte leise. »Um
Rufnamen
geht es«, sagte er sichtlich erleichtert. »Bei Gottes Gebeinen, Junge, ich dachte schon …« Er verstummte und schüttelte den Kopf.
    »Was dachtet Ihr?«, fragte ich.
    »Nichts«, sagte er. »Also. Was ist denn nun mit diesem Mädchen?«
    Ich zuckte die Achseln und bereute schon, dass ich das Thema überhaupt angesprochen hatte. »Ich habe mich bloß gefragt, was Ihr wohl zu einem Mädchen sagen würdet, die ständig ihren Namen ändert. Jedes Mal, wenn ich ihr begegne, hat sie sich einen neuen Namen ausgesucht. Dianah. Donna. Dyane.«
    »Ich nehme mal an, sie ist nicht vor irgendwas auf der Flucht?«, fragte Elodin mit einem Lächeln. »Wird nicht verfolgt? Unternimmt nicht alles, um dem Eisernen Gesetz von Atur aus dem Weg zu gehen? So etwas in der Richtung?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte ich und lächelte nun selbst auch ein wenig.
    »Es könnte darauf hindeuten, dass sie nicht weiß, wer sie ist«, sagte er. »Oder dass sie es zwar weiß, es ihr aber nicht gefällt.« Er hob den Blick und rieb sich nachdenklich die Nase. »Es könnte auf Rastlosigkeit und Unzufriedenheit hindeuten. Es könnte bedeuten, dass sie ein wandelhaftes Wesen hat und ihren Namen ändert, um ihn dem anzugleichen. Oder es könnte bedeuten, dass sie ihren Namen in der Hoffnung ändert, damit auch eine anderer Mensch zu werden.«
    »Das waren jetzt allerhand vage Aussagen«, erwiderte ich gereizt. »Es ist, als würdet Ihr sagen, dass Ihr wisst, dass eine Suppe entweder warm oder kalt ist. Oder ein Apfel entweder süß oder sauer.« Ich sah ihn stirnrunzelnd an. »Das ist nur eine umständliche Art zu sagen, dass Ihr gar nichts darüber wisst.«
    »Du hast mich nicht gefragt, was ich über so ein Mädchen
weiß
«, bemerkte er. »Du hast mich gefragt, was ich zu so einem Mädchen sagen würde.«
    Ich zuckte die Achseln, war das Thema allmählich leid. Wir aßen schweigend weiter Weintrauben und sahen dem Kommen und Gehen der Studenten zu.
    »Ich habe wieder den Wind gerufen«, sagte ich, da mir einfiel, dass ich ihm noch gar nicht davon berichtet hatte. »Drunten in Tarbean.«
    Nun wurde er hellhörig. »Hast du, ja?«, sagte er und sah mich erwartungsvoll an. »Dann lass mal hören. In allen Einzelheiten.«
    Elodin war mir ein Zuhörer, wie man ihn sich nur wünschen konnte, aufmerksam und begeisterungsfähig. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte, inklusive einiger

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