Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
mich zu drücken und meine Lippen auf die seinen zu pressen.
Ich liebe dich Tom! ging es mir durch den Kopf. Mehr als du vielleicht ahnst... Mehr, als alles, was sich mit Worten ausdrücken läßt.
Tausende von Meilen lagen in diesem Moment zwischen uns, ein ganzer Ozean sogar. Und doch fühlte ich mich ihm in diesem Augenblick so nahe...
Die Abgründe von Raum und Zeit lassen sich nicht nur durch übersinnliche Energien überbrücken! durchfuhr es mich. Manchmal auch durch Liebe.
*
Ich erreichte Poole nach einer ziemlich anstrengenden Fahrt. Zwischendurch machte ich nur kurz Pause. Bei dieser Hitze in einem Wagen zu sitzen ist alles andere als ein Vergnügen. Aber Poole liegt am Meer und von der Ärmelkanalküste her wehte ein frischer Wind.
Den Jahrmarkt erreichte ich am frühen Nachmittag. Er lag auf einer freien Fläche außerhalb der Stadt und sollte in den Sommermonaten dafür sorgen, daß den Touristen, die die Umgebung zu dieser Jahreszeit bevölkerten, das Geld möglichst restlos aus der Tasche gezogen wurde.
Schon von weitem war das imposante Riesenrad zu sehen. Musik dröhnte durch die flirrende Luft. Hierher zu finden war nicht schwergewesen.
Ich war zunächst den Hinweisschildern und dann der Auto schlange gefolgt. Den roten 19oer stellte ich auf den Parkplatz ab, wobei ich etwas suchen mußte, bis ich eine Lücke fand, die für diesen Wagen groß genug war. Ich stieg aus, hängte mir meine Handtasche über, in der sich diesmal außer meinem Handy auch eine kleine Pocket Kamera befand, und setzte mir eine Sonnenbrille auf, um nicht dauernd die Augen zusammenkneifen zu müssen.
Der Himmel war wolkenlos.
Um diese Zeit schien es vor allem Familien mit Kindern auf den Rummel zu ziehen, später würde sich das Bild sicher ändern. Scharen von zufriedenen, erwartungsfrohen Menschen zogen in Richtung des Jahrmarktes. Ich folgte ihnen einfach, schwamm mit in ihrem Strom.
Ich wollte mir den Ort des Geschehens zuerst mit eigenen Augen ansehen.
Die Bässe der Musikanlagen stampften so sehr, daß man ein leichtes Drücken in der Magengegend verspürte. Karusselle drehten sich, Autoscooter crashten gegeneinander und im Riesenrad kreischte jemand vor Entzücken und Nervenkitzel. Die Verkäufer von Speiseeis und Zuckerwatte hatten Hochkonjunktur. Für Fish & Chips oder Hamburger war es um diese Zeit wohl einfach zu warm. Jedenfalls hielt sich das Interesse der Kundschaft in Grenzen.
Ich ließ den Blick schweifen, sah den Menschen zu und ließ
mich etwas von der Menge treiben.
Ein Ort des Vergnügens und der Freude! dachte ich. Und doch... Genau an diesem Ort war etwas Furchtbares geschehen. Ein grausames Verbrechen, dessen Begleitumstände äußerst mysteriös waren.
Ich ging weiter, vorbei an den Karussells und Buden. Dann bog ich seitwärts, vorbei an einem Spiegelkabinett.
"Wollen Sie nicht auch einmal Ihr Glück versuchen?" sprach mich ein spitzbärtiger Mann mit krummem Rücken an. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, danke", erwiderte ich.
"Wirklich nicht?"
Seine Augen flackerten auf eine Weise, die Unbehagen in mir erweckte. Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte ich, sehen zu können, wie seine Augen vollkommen weiß wurden. Sie schienen auf dämonische Weise zu leuchten... Es dauerte kaum länger als eine Sekunde.
Dann war es vorbei.
Und schon im nächsten Moment war ich mir nicht sicher, was ich wirklich gesehen hatte.
Vielleicht nur eine Spiegelung des Sonnenlichts... Der Mann mit dem Spitzbart lachte.
"Junge Frau, Sie sehen so bleich aus..."
"Ach, wirklich?"
Er kicherte in sich hinein.
Und plötzlich sah ich etwas vor meinem inneren Auge. Dieselbe Szene, die gleichen Buden und Karussells und das Spiegelkabinett...
Aber es war Nacht. Ein flackernder Schein erhellte sie. Im Staub lag der Körper eines Mannes. Die Augen weit aufgerissen, starr und tot...
Dann war es vorbei. Ich wußte sofort, daß dies eine Vision war, die mir meine Gabe gesandt hatte. Eine Gabe, die ich nicht selten als Fluch empfunden hatte. Und manchmal tat ich das noch immer...
Hier ist es geschehen! durchzuckte es mich. Genau hier, an dieser Stelle...
Kalte Schauder erfaßten mich und eine Gänsehaut überzog trotz der Hitze dieses Sommertages meine Unterarme. Ich zitterte leicht.
Schwindel erfaßte mich und vor meinen Augen begann sich alles zu drehen.
Und dann hatte ich ein Gefühl, als ob etwas mein Inneres berührte. Ich hatte schon des öfteren fremde übersinnliche Kräfte und mentale Energien auf
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