Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
greifen, die Gespenster der Nacht, die Lemuren aus dem Reich der Schatten..."
"Sind Sie der Besitzer dieser Geisterbahn?"
"Der bin ich. Aber warum interessiert Sie das?" Auf der Stirn des Grauhaarigen waren ein paar tiefe Furchen entstanden. Er bedachte mich mit einem mißtrauischen Blick.
"Ich bin Journalistin", erklärte ich und zeigte ihm meinen Presseausweis. "Mein Name ist Patricia Vanhelsing, und ich arbeite für die LONDON EXPRESS NEWS."
"Ah, ja...", murmelte der Grauhaarige gedehnt. "Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, weshalb eine stinknormale Geisterbahn wie diese hier für die Leser eines solchen Massenblattes interessant sein könnte..."
"Wirklich nicht?"
"Worauf wollen Sie hinaus, Miss Vanhelsing." Ich deutete auf die Streitaxt des Knochenmannes der unserem Gespräch mit der ihm eigenen Gelassenheit zufolgen schien.
"Hier ist vor kurzem ein Mann ums Leben gekommen...." Der Grauhaarige seufzte.
"Hätte ich mir ja denken können, das Sie deshalb hier sind... Erst die Polizei, dann die Lokalzeitungen und jetzt Sie! Wie auch immer. Meinem Geschäft hat der ganze Vorfall nicht geschadet..."
Eine Traube von Menschen kam jetzt auf das Kassenhäuschen zu. Ich trat zur Seite, während der Grauhaarige begann, die Leute zu bedienen.
Dann rief er einen seiner Gehilfen herbei, der seinen Posten übernahm. Er kam aus dem Kassenhäuschen heraus und wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn.
"Verdammt heiß heute", stöhnte er. Dann sah er mich an.
"Was wollen Sie wissen?"
*
DA IST SIE! dachte das Wesen. Es beobachtete die junge Frau, sah, wie sie mit McKay, dem Besitzer der Geisterbahn sprach. WARUM MACHST DU SIE NICHT ZU DEINEM NÄCHSTEN
OPFER? fragte
sich das Wesen.
Es war sich noch unschlüssig.
Es beobachtete.
Es wartete ab.
*
"Ich heiße Allan McKay", stellte sich der Grauhaarige vor.
"Die Axt, von der Sie sprechen, ist nicht mehr die Originalaxt des Skelettkriegers."
"Ach, nein?" fragte ich.
"Nein. Die hat nämlich die Polizei mitgenommen."
"Haben Sie irgendeine Erklärung für das, was hier geschehen ist?"
"Nein, Miss Vanhelsing. Keine vernünftige Erklärung jedenfalls." Er nahm mich etwas zu Seite und drehte sich dann mehrfach um, so als wollte er sichergehen, daß niemand in der Nähe war, den er kannte. Dann sah er mich an. In seinen Augen flackerte es unruhig. Er faßte mich bei den Schultern. "Was wissen Sie über den Fall, Miss Vanhelsing?"
"Eigentlich bin ich hier, um die Fragen zu stellen!"
"Aber Sie werden doch schon irgend etwas herausgefunden haben!"
"Tut mir leid, Mr. McKay! Ich beginne gerade erst mit meinen Recherchen. Ich weiß nur, was in den Agenturmeldungen steht, die im Moment die Runde machen. Und das der Obdachlose vor dem Spiegelkabinett ermordet wurde..."
"Ja, das ist wahr..."
"Wie hieß der Mann?"
"George Smith. Er lungerte hier schon auf dem Gelände herum, seit wir angefangen haben aufzubauen. Smitty heißt er überall. Meine Güte, ein völlig harmloser Mann, den ein schweres Schicksal aus der Bahn geworfen hat... Ich habe mich mal etwas eingehender mit ihm unterhalten." McKay atmete tief durch. "Jedenfalls kann ich mir niemanden vorstellen, der ein Motiv hätte, ihn umzubringen."
"Manchmal gibt es Verrückte, die so etwas tun. Psychopathen, Leute, die Menschen wie Smitty für Gesindel halten..."
"So etwas kann man natürlich nie ausschließen. Aber daran glaube ich nicht."
"Es gab zwei Zeugen, nicht wahr?" fragte ich. Er sah mich an. Sein Blick verriet Unentschlossenheit. Er schien darüber nachzudenken, ob er mir antworten sollte. Und wenn ja, wieviel er mir sagen durfte. Er rang mit sich. Ich konnte es ihm förmlich ansehen.
"Die beiden haben gesehen, wie der Skelettkrieger, der vor Ihrer Geisterbahn steht..."
Ich wurde von ihm grob unterbrochen.
"Seien Sie still!" zischte er.
Ich sah ihn etwas verwundert an.
"Was haben Sie?" fragte ich.
Er antwortete nicht. Er ließ meine Schulter los und wandte den Blick zur Seite, so als wollte er mir ausweichen. Angst! dachte ich. Er scheint große Angst zu haben. Ich fragte mich, wovor.
Vielleicht würde ich es noch herausfinden.
Mit unruhigem Blick sah er mich an. Noch zögerte er. Dann sagte er: "Kommen Sie, Miss Vanhelsing..." Er faßte mich einfach am Oberarm, und ich fühlte mich augenblicklich in einen Kriminalfilm versetzt, in dem ich die Rolle der Verhafteten spielte.
"Wohin..."
"Fragen Sie nicht! Kommen Sie!"
"Werden wir beobachtet?"
"Wie kommen Sie darauf?"
Er blieb mir
Weitere Kostenlose Bücher