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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dem, was hier stand, gab es zwei Zeugen, einen jungen Mann und eine junge Frau. Ein Liebespaar, das in jener Nacht auf dem Jahrmarktgelände gewesen war. Die beiden hatten behauptet, das Skelett dabei gesehen zu haben, wie es zwischen den Karussells und Buden hergelaufen war. Mit der blutigen Streitaxt in der Rechten. Das Skelett hätte sie zunächst verfolgt, ehe es schließlich im letzten Moment von ihnen abgelassen und sich wieder entfernt hätte. Es war eigentlich kein Wunder, daß die Polizei die Aussagen der beiden nicht sonderlich ernstgenommen hatte. Statt dessen hatte man sie zunächst erst einmal eingehend als Verdächtige verhört.
    Nachdem man sie dann hatte freilassen müssen, wandten sie sich an eine große Nachrichtenagentur, wodurch der Fall erst so weite Kreise zog und schließlich auf den Schreibtischen Dutzender Zeitungen landete.
    Auf Grund zaghafter Nachfrage eines Lokalreporters hatte die Polizei dann auch einen Teil ihrer Ermittlungsergebnisse offengelegt.
    Plötzlich meldeten sich Zeugen, die in der Nacht des Mordes gesehen haben wollten, daß plötzlich sämtliche Lichter des Jahrmarktes aufgeflackert waren - ein Phänomen, das auch die beiden jungen Leute berichtet hatten.
    "Sie sollten sich so schnell wie möglich nach Poole auf den Weg machen", meinte Swann.
    Er sah mich an und muß wohl mein nicht gerade besonders zufriedenes Gesicht registriert haben. Schließlich hatte ich Tom Hamilton die ganze Woche über nicht gesehen und jetzt, an dem Tag, da er zurückkehren sollte, würde ich London verlassen. Swann schien meine Gedanken zu erraten.
    "Ich glaube, daß Sie maximal eine Übernachtung einplanen sollten, Patti! Dann sehen Sie Mr. Hamilton eben übermorgen! Und sollte er Ihnen in der Zwischenzeit von der Fahne laufen, ist er es ohnehin nicht wert, daß Sie ihm eine Träne nachweinen!"
    Ich atmete tief durch und sah Mr. Swann angriffslustig an.
    "Sollte das passieren, Mr. Swann, werde ich Sie persönlich dafür verantwortlich machen und zur Konkurrenz gehen!" sagte ich lächelnd.
    Swanns Gesichtsausdruck entspannte sich etwas.
    "Wie können Sie mir nur so furchtbar drohen, Patti!"
    *
    Ich fuhr nach Hause und packte ein paar Dinge. Bis Poole waren es von London aus ungefähr 170 Kilometer, die ich in zweieinhalb Stunden zu schaffen hoffte - vorausgesetzt, mein kirschroter Mercedes-Oldtimer machte da mit. Die Story sah ziemlich verzwickt aus, und ich nahm nicht an, bis zum Abend schon genug herausgefunden zu haben, um Swann damit unter die Augen treten zu können. Swanns Prognose von einer Übernachtung war schon ganz realistisch. Dann hatte ich noch den größten Teil des nächsten Tages Zeit, um Zeugen zu befragen und vielleicht aus den Beamten der zuständigen Polizeidienststelle noch die eine oder andere Information herauszubekommen, die sie bislang noch nicht preisgegeben hatten.
    Allerdings rechnete ich damit, daß die ganze Sache ziemlich zähflüssig anlief. Man würde mir kaum mit offenen Türen begegnen. Nicht in einem derart mysteriösen Fall, bei dem sich die zuständigen Behörden im Grunde nur blamieren konnten. Schon deshalb, weil man sich dort verbot, bestimmte Gedanken, einfach zu Ende zu denken.
    Gedanken, die einem kalte Schauder über den Rücken jagen konnten...
    "Paß auf dich auf, mein Kind", sagte Tante Lizzy zum Abschied.
    "Tante Lizzy! Das ist keine große Reise, die ich vor mir habe!" erinnerte ich sie.
    "Das weiß man nie im Voraus, Patti..."
    "Morgen bin ich zurück."
    "Viel Erfolg!"
    "Danke!"
    Bevor ich mich in Richtung Poole auf den Weg machte, fuhr ich noch in der Ladbroke Grove Road vorbei, wo Tom im dritten Stock eines Altbaus eine großzügige Wohnung besaß. Ich schrieb ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier, faltete es und steckte es in seinen Briefkasten. Mein Herz klopfte dabei wie wild. Das Gefühl, das mich in diesem Moment beherrschte ließ sich nur mit einem einzigen Wort richtig beschreiben.
    Sehnsucht.
    Ich hielt einen Moment lang inne, stellte mir vor, wie sich seine starken Arme um meine Schultern legten.
    Der Duft seines Aftershaves, der Blick seiner graugrünen Augen, die mich an die Weite des Meeres erinnerten. An den Geschmack von Salzwasser und den Geruch von Seetang... Der Klang seiner Stimme, deren unverwechselbares, dunkles Timbre mir wohlige Schauer über den Rücken trieb. Es war eine so intensive Vorstellung, daß ich für eine Sekunde den Eindruck hatte, Tom stünde wirklich neben mir und ich brauchte ihn nur zu umfassen, ihn an

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