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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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jetzt seltsam gedämpft. Ein grauer, dunkler Schleier hatte sich über den gesamten Himmel gelegt. Er wirkte beinahe wie eine Wolkendecke, aber die Gleichmäßigkeit wirkte unnatürlich.
    "Patricia Vanhelsing", sagte dann erneut die Gedankenstimme.
    Ich hörte sie aus meinem Kopf heraus, aber es waren die Gedanken eines Fremden. Ich sah auf das Flimmern, das jetzt intensiver wurde und zu pulsieren begann. Eine Gestalt aus Licht erschien. Der Umriß eines Menschen.
    Vor meinem inneren Auge sah ich in der gleichen Sekunde ein Gesicht. Es handelte sich um das Gesicht eines Mannes. Die Augen waren vor Entsetzen geweitet, starr und tot. Die Züge waren maskenhaft verzerrt. Haß und Wut standen in ihnen. Und mitten auf seiner Stirn war eine Schußverletzung. Die Szene, die sich mir dann darbot, entsetzte mich. Ich sah, wie dieses Gesicht zerfiel, wie es verweste, wie das Fleisch verschwand und schließlich nur noch ein grinsender Totenschädel blieb, dem der Haß und die Wut, die in dem ursprünglichen Gesicht gestanden hatten, nicht mehr anzusehen war.
    Das Bild verschwand.
    Was bedeutet das? ging es mir durch den Kopf.
    Es war keine jener visionären Schlaglichter, die meine Gabe mir sandte. Kein Bild aus der Zukunft. Sondern die Gedanken eines fremden Wesens.
    "Was war das für ein Gesicht?" fragte ich. Die Gedankenstimme antwortete mir.
    "Mein Gesicht. Früher..."
    Ich sprach nicht mehr laut. Mein Gegenüber konnte meine Gedanken offenbar wahrnehmen und verstehen. Endlich hatte ich Kontakt zu diesem Etwas...
    "Bist du ein Mensch gewesen?" fragte ich.
    "Ich weiß nicht...Ja."
    "Hast du einen Namen?"
    "Nein."
    "Und früher?"
    "Ich war...Greg Poldini."
    "War John Poldini Ihr..."
    "Er war mein Sohn."
    Damit war Linda Poldini seine Enkelin. Das mußte der Grund dafür gewesen sein, daß er sie verschont hatte...
    "Patricia Vanhelsing, du bist nicht wie die anderen... Du scheinst mich zu verstehen..."
    "Was ist damals geschehen?" fragte ich. "Mit dir..."
    "Mit Greg Poldini", erwiderte mein geisterhaftes Gegenüber. Es erschien mir wie eine Korrektur. Das, was da vor meinen Augen materialisiert war, dieses unheimliche Wesen, daß auf geheimnisvolle Weise tote Materie beleben konnte und diesem Jahrmarkt ein grauenvolles Eigenleben gegeben hatte, schien sich nicht mehr mit jenem Mann zu identifizieren, der einst Greg Poldini gewesen war.
    "Was ist geschehen?" fragte ich noch einmal.
    "Es geschah in der Nacht... Ich war in der Nähe des Riesenrades... Eine Gestalt... Ich konnte sie nicht erkennen. Ein Blitz in der Nacht, ein Knall... Ich sank getroffen zu Boden. Mein Körper war tot, aber mein Geist nicht."
    "Und der Täter?"
    "Ich habe ihn nicht gesehen und ich weiß nicht, wer er war...Der Gedanke daran hat mich beinahe zerrissen... All die Jahre...
    Eine Welle von starken Empfindungen überflutete mein Bewußtsein. Schmerz, Haß, Verzweiflung... Ich stöhnte auf.
    "Aufhören!"
    "Ich erinnere mich erst langsam wieder an diese Dinge!" kam es zurück. "Und es ist, als ob eine alte Narbe aufreißt... Diese Bilder..." Es folgte eine Pause. "Ich wurde zu Grabe getragen. Mein Geist war noch immer Gefangener meines Körpers. Ein schreckliches Gefängnis. Vielleicht war es der Haß, der verhinderte, daß mein Bewußtsein sich auflöste oder ins Reich der Schatten einging. Ich lag in dieser dunklen Kiste wie ein lebendig Begrabener, nur daß ich nicht einmal an meinem Sargdeckel kratzen konnte. Ich lag da in der Tiefe, und die Gedanken fraßen an mir. Jahrelang. Jahrzehntelang. Ich weiß nicht, wie lange. Ich verlor das Gefühl für Zeit und Raum. Aber der Haß verging nicht. Für lange Perioden schlief ich ein. Aber nie war es jener ewige Schlaf, der den Toten vergönnt ist. Nie... Immer wieder erwachte ich, und der Haß
    verdrängte alles andere in mir... Jener Körper, der einst Greg Poldini gewesen war, verweste. Er zerfiel und wurde ein Raub der Würmer und Maden. Und ich wurde frei... Ich stieg empor, durch die modrige Erde, mit der mein Grab aufgefüllt worden war, hindurch an die Oberfläche... Ich sah John zusammen mit einem kleinen Mädchen an meinem Grab."
    "Linda", stellte ich fest.
    "Ich versuchte, Kontakt mit ihnen aufzunehmen, aber..."
    "Sie haben dich nicht verstanden."
    "Sie waren verstört und entsetzt. Ich folgte ihnen. Und von da an zog ich mit den Jahrmarktleuten umher, kauerte in dunklen Ecken und lernte nach und nach, meine Kräfte zu gebrauchen...
    "Du hast getötet!"
    "Ja..."
    "Aus Rache?"
    "Ich weiß nicht..

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