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Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gabe der Zeichnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Händler mit hoch über den Kopf gehaltenen Armen die sechs Stufen hinauftrug. Dessen Goldfäden und das leuchtend rotgelbe Muster passten so gar nicht zu der ältlichen Frau Theodora, aber vielleicht wollte sie außer ihrem Bruder und ihrem Neffen auch noch eine Tochter neu einkleiden.
    Isaak fiel fast vornüber, als ihn einer der beiden Leibwächter plötzlich anstieß und die Straße hinunterdeutete.
    Es näherte sich ein kleiner Zug. Zwei kräftige Männer mit finsteren Gesichtern und Dolchen an ihren Gürteln trugen eine gedeckte, aber offensichtlich leere Sänfte. Sie waren von zwei jüngeren in üppige Gewänder gekleideten Männern auf Pferden flankiert. Die Söhne des Markarios verlieren keine Zeit, dachte Isaak dankbar, als die Vierergruppe kurz vor der weißen Villa stehen blieb und zur offenen Tür des Hauses hinaufblickte.
    Die beiden Männer sprangen von ihren Pferden, banden sie aber nirgendwo fest, sondern hielten sie am Zügel. Isaak schloss daraus, dass Yussuf nicht im Haus seiner Schwester niedergestreckt, sondern rasch fortgeschafft werden sollte, um anderswo den Tod zu finden. Wahrscheinlich auf die gleiche Weise wie der Mann, dem er vor so vielen Jahren zur ewigen Seligkeit verholfen hatte.
    Die Söhne des Markarios warteten, bis ein Schäfer mit einer kleinen Herde an ihnen vorbeigegangen und um die nächste Ecke gebogen war. Jetzt war keine Menschenseele mehr auf der Straße zu sehen.
    »Hinein, ergreift ihn! Aber lasst ihn unbedingt am Leben!«, rief einer der Männer den Sänftenträgern zu. Die lehnten das lange Gestell an die Grundstücksmauer und stürzten auf den Eingang des weißen Hauses zu.
    Aus dessen Tür trat gerade der Stoffhändler. Er hatte den Kopf gesenkt, da er in seinen Armen ein riesiges Knäuel bunter Seidenbänder balancierte, das er offensichtlich beim Karren entwirren wollte. Die Schergen rannten den kleinen Mann um, bevor er den Kopf heben konnte. Laut schreiend, kugelte er die Stufen hinunter, über die sich nun ein Meer von vielfarbigen Seidenschlangen ergoss.
    »Los!«, zischte Isaak den Männern im Ziegenstall zu. »Wenn ihr mit den beiden Herren fertig seid, vergesst nicht, die Pferde anzubinden! Die brauchen wir noch.«
    »Was ist mit Yussuf ibn Yakub?«, fragte einer der beiden hastig.
    »Wird gleich aus dem Haus geführt werden. Dann knöpft ihr euch die anderen vor. Wenn möglich, ohne folgenreiches Töten. Macht schnell!«
    Aus dem Haus waren Schreie, Geklirr und Gerumpel zu hören.
    Der Stoffhändler rappelte sich auf. Beim Sturz hatte er sich in einige seiner bunten Bänder verheddert. Flatternde Stoffstreifen von sich abschlagend, rannte er jetzt hinunter auf die Straße.
    »Überfall!«, schrie er keuchend den Söhnen des Markarios zu und deutete wild gestikulierend zum Haus. »Helft uns, Ihr Herren!«
    »Geh weg!«, forderte ihn barsch der Kräftigere der beiden auf und stieß ihn vor die Brust. »Du hast hier nichts zu suchen. Hier wird Recht gesprochen.«
    Danach konnte dieser Sohn des Markarios nichts mehr sagen, da ihn ein gewaltiger Schlag zu Boden streckte. Zeitgleich sank auch sein Bruder nieder.
    Die wiehernden Pferde scheuten. Das erschwerte es den arabischen Leibwächtern, sie im Zaum zu halten und an den dafür vorgesehenen Eisenhaken an der Mauer festzubinden.
    An allen Gliedern zitternd, rupfte der Stoffhändler verzweifelt an einem teuren Band aus verbotenem Purpur, das sich in den Anhängern seiner langen Silberkette verfangen hatte und ihm die Luft abzuschnüren drohte. Da legte sich sanft eine Hand auf seine Schulter. Entsetzt fiel er auf die Knie, offensichtlich sein letztes Minütlein erwartend.
    »Ganz ruhig, hab keine Angst«, sagte Isaak, half ihm auf, löste geschickt das Band und fesselte damit rasch den Sohn des Markarios, der bereits zu stöhnen angefangen hatte.
    »Das ist verboten gutes Material. Und das sind trotz ihrer Erscheinung böse Männer.«
    Er nickte dem Stoffhändler freundlich zu.
    Der konnte endlich tief ein- und wieder ausatmen. Bestürzt blickte er auf die Fesseln des niedergeschlagenen Mannes.
    »Der ist doch außer Gefecht gesetzt«, keuchte er. »Was braucht der meinen teuren Stoff?«
    »Bring mir mehr davon!«, forderte Isaak und nickte zum Haus hin, wo auf der Marmortreppe ein Reichtum an farbenprächtigem Seidenband raschelte.
    Der Stoffhändler vergaß den Todesschreck der vergangenen Minuten. Jetzt beseelte ihn nur noch die Angst um sein Kapital. Er rannte zur Treppe, um es vor Isaak und dem Wind zu

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