Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Attentäter - der alte Kruppe, auf dessen Fingerspitzen Feuer tanzte - ein magischer Spruch von schrecklicher Brutalität. In einem einzigen Atemzug hat er den Spruch ausgestoßen, ja, das hat Kruppe getan, und sofort lagen sechs Aschehäufchen zu Rallicks Füßen. Sechs Aschehäufchen, in denen die Münzen aus ihren Geldbörsen glitzerten! Ha! Eine achtbare Belohnung!«
    Murillio - hoch gewachsen und elegant - beugte sich zu Crokus Junghand hinüber. »Ist das möglich?«, flüsterte er. »Kann man solange dran sein wie Kruppe?«
    Crokus grinste seinen Freund müde an. »Das ist mir ehrlich gesagt völlig egal. Für mich zählt nur eins: Hier drinnen ist es sicher.«
    »Ein Krieg der Assassinen, bah!«, sagte Kruppe. Er lehnte sich zurück, um sich die Stirn mit einem seidenen Taschentuch abzuwischen. »Kruppe ist weiterhin ganz und gar nicht überzeugt. Sagt mir, habt ihr etwa Rallick Nom vorhin nicht gesehen? Er hat lange mit Murillio gesprochen, ja, das hat er getan. Und er war so ruhig wie immer, oder etwa nicht?«
    Murillio schnitt eine Grimasse. »Nom ist immer so, wenn er gerade jemanden getötet hat. Spiel endlich eine Karte aus, verdammt! Ich habe ein paar sehr frühe Verabredungen, die ich einhalten muss.«
    »Worüber hat Rallick denn mit dir gesprochen?«, wollte Crokus wissen.
    Murillios einzige Antwort bestand in einem Schulterzucken. Er starrte Kruppe immer noch an.
    Die bleistiftdünnen Augenbrauen des kleinen Mannes schoben sich in die Höhe. »Ist Kruppe an der Reihe?«
    Crokus schloss die Augen und sackte auf seinem Stuhl zusammen. Er stöhnte. »Ich habe auf den Dächern drei Assassinen gesehen, Kruppe. Und die beiden, die den Dritten getötet hatten, sind dann hinter mir her gewesen, obwohl es ganz offensichtlich ist, dass ich kein Assassine bin.«
    »Nun«, sagte Murillio und beäugte die zerrissene Kleidung des jungen Diebes, die Schnitte und Kratzer in seinem Gesicht und auf seinen Händen und Armen, »ich bin geneigt, dir zu glauben.«
    »Narren! Kruppe sitzt an einem Tisch voller Narren!« Kruppe starrte den schnarchenden Mann an. »Und Coll hier ist der größte Narr. Aber auch gesegnet mit der traurigen Fähigkeit zur Selbsterkenntnis. Daher sein derzeitiger Zustand, woraus sich viele profane Wahrheiten schließen lassen. Verabredungen, Murillio? Kruppe hätte nicht gedacht, dass die unzähligen jungen Damen der Stadt so früh schon auf den Beinen sind. Denn was könnten sie um diese Zeit in ihren Spiegeln sehen? Der Gedanke lässt Kruppe erschauern.«
    Crokus massierte die Beule, die unter seinem langen, braunen Haar verborgen lag. Er zuckte ein wenig zusammen, dann beugte er sich vor. »Mach schon, Kruppe«, murmelte er. »Spiel eine Karte aus.«
    »Bin ich an der Reihe?«
    »Es scheint, als würde die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis nicht ausreichen, festzustellen, wer dran ist ...«, kommentierte Murillio trocken.
    Schritte erklangen auf der Treppe. Die drei wandten die Köpfe und sahen Rallick Nom vom zweiten Stock herunterkommen. Der große, dunkelhäutige Mann wirkte ausgeruht. Er trug einen Tagesumhang in einem kräftigen, königlichen Purpur, der am Hals mit einer silbernen Venusmuschelbrosche verschlossen war. Sein schwarzes Haar war frisch gekämmt und umrahmte sein schmales, glattrasiertes Gesicht. Rallick trat an den Tisch und griff Coll ins dünner werdende Haar. Er hob den Kopf des Mannes aus der Bierpfütze und beugte sich vor, um sein verschmiertes Gesicht zu betrachten. Dann ließ er ihn langsam wieder sinken und zog sich einen Stuhl heran.
    »Ist das das gleiche Spiel wie letzte Nacht?«
    »Natürlich«, erwiderte Kruppe. »Kruppe hat diese beiden Männer mit dem Rücken zur Wand gedrängt, und sie sind in Gefahr, ihr letztes Hemd zu verlieren. Schön, dich wieder zu sehen, Freund Rallick! Dieser Bursche da«, Kruppe deutete mit einer schlaffen Hand auf Crokus, »spricht die ganze Zeit von Morden, die über unseren Köpfen geschehen würden, von beachtlichem Blutvergießen. Hast du jemals solch einen Unsinn gehört, fragt Kruppe seinen Freund Rallick.«
    Rallick zuckte die Schultern. »Noch so ein Gerücht. Diese ganze Stadt ist auf Gerüchten errichtet worden.«
    Crokus starrte düster vor sich hin. Es schien, als wäre heute Morgen niemand gewillt, irgendwelche Fragen zu beantworten. Er hätte wirklich gerne gewusst, worüber Murillio und der Assassine heute in aller Frühe gesprochen hatten. So, wie sie an einem schwach beleuchteten Tisch in der Ecke gesessen hatten,

Weitere Kostenlose Bücher