Die Gärten des Mondes
will.«
Baruk fingerte am ausgefransten Saum seiner Robe herum. »Ich verstehe«, sagte er mit leiser Stimme. »In Fahl hat es Magier gegeben.«
Rake runzelte die Stirn. »In der Tat.«
»Und doch«, fuhr Baruk fort, »hat Euer erster Gedanke, als es ernst wurde, nicht dem Bündnis gegolten, das Ihr mit der Stadt geschlossen hattet, sondern dem Wohlergehen Eures Mondes.«
»Wer hat Euch das erzählt?«, wollte Rake wissen.
Baruk sah auf und hob die Arme. »Ein paar Magier konnten entkommen.«
»Sie sind hier, in der Stadt?« Rakes Augen waren schwarz geworden.
Als er diese Augen sah, spürte Baruk, wie ihm unter seinen Kleidern der Schweiß ausbrach. »Warum?«, fragte er.
»Ich will ihre Köpfe«, antwortete Rake beiläufig. Er füllte sein Glas erneut und trank einen Schluck.
Eine eisige Hand hatte sich um Baruks Herz gelegt und drückte nun immer fester zu. Seine Kopfschmerzen hatten in den letzten Sekunden um das Zehnfache zugenommen. »Warum?«, fragte er noch einmal. Das Wort war kaum mehr als ein Hauch.
Wenn der Tiste Andii das plötzliche Unbehagen des Alchemisten spürte, so ließ er sich davon nichts anmerken. »Warum?« Er schien das Wort in seinem Mund hin und her zu rollen wie einen Schluck Wein. Ein schwaches Lächeln glitt über seine Lippen. »Als die Armee der Moranth aus den Bergen herunterkam, Tayschrenn an der Spitze seines Magier-Kaders ritt und das Gerücht umging, dass ein paar Klauen des Imperiums die Stadt infiltriert hätten«, Rakes Lächeln wurde zu einem Zähnefletschen, »sind die Magier von Fahl geflohen.« Er verstummte, als würde er die Erinnerungen noch einmal durchleben. »Die Klauen waren noch kein Dutzend Schritte weit in die Stadt vorgedrungen, da hatte ich sie auch schon beseitigt.« Er verstummte erneut, und auf seinem Gesicht zeigte sich kurz ein Ausdruck des Bedauerns. »Wären die Magier geblieben, hätten wir den Angriff zurückschlagen können. Tayschrenn hat sich anscheinend auch noch mit... anderen dringenden Angelegenheiten befasst. Er hatte seine Position auf einer Hügelkuppe mit Verteidigungszaubern geschützt. Dann hat er Dämonen losgelassen, doch nicht auf mich, sondern auf ein paar seiner Gefährten. Das hat mich verwirrt, aber da ich nicht zulassen wollte, dass solcherart beschworene Wesen frei herumlaufen, habe ich eine Menge wichtiger Kraft verbraucht, um sie zu vernichten.« Er seufzte. »Ich habe mich erst zurückgezogen, als der Mond kurz vor der Vernichtung stand. Ich habe ihn nach Süden treiben lassen und mich an die Verfolgung der Magier gemacht.«
»Und?«
»Bis auf zwei habe ich alle erwischt.« Rake starrte Baruk an. »Ich will diese beiden haben. Am liebsten lebend, aber ihre Köpfe würden mir auch genügen.«
»Ihr habt die getötet, die Ihr gefunden habt? Wie?«
»Mit meinem Schwert natürlich.«
Baruk schreckte zurück, als wäre er geschlagen worden. »Oh«, flüsterte er. »Oh ...«
»Das Bündnis«, erinnerte ihn Rake, bevor er sein Glas leerte.
»Ich werde mit dem Zirkel über diese Angelegenheit sprechen«, antwortete Baruk, während er sich mit weichen Knien erhob. »Wir werden Euch so bald wie möglich über unsere Entscheidung benachrichtigen.« Er starrte das Schwert an, das der Tiste Andii auf dem Rücken trug. »Sagt mir, wenn Ihr diese Magier lebend bekommt, werdet Ihr dann das da benutzen?« Rake furchte die Stirn. »Natürlich.«
Baruk drehte sich um und schloss die Augen. »Dann werde ich Euch ihre Köpfe schicken.«
Hinter ihm lachte Rake rau auf. »Ihr habt viel zu viel Mitleid.«
Der blasse Schimmer vor dem Fenster kündete von der Morgendämmerung. Im Phoenix war nur noch ein einziger Tisch besetzt. Vier Männer saßen um ihn herum, von denen einer auf seinem Stuhl schlief; sein Kopf lag in einer Bierlache, und er schnarchte laut. Die anderen spielten Karten. Zwei von ihnen hatten vor Erschöpfung gerötete Augen, während der Dritte die Karten in seiner Hand musterte und redete und redete.
»Und dann damals, als Kruppe Rallick Nom das Leben gerettet hat, hinter der All-Abend-Straße. Der Junge stand in jeder Beziehung mit dem Rücken zur Wand, und vier, nein, fünf schändliche Schläger hatten sich um ihn herum aufgebaut. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, unser Rallick, und er blutete aus hundert Stichwunden. Natürlich hat Kruppe sofort mit schrecklicher Gewissheit gewusst, dass diese Rauferei nicht mehr lange so weitergehen konnte. Kruppe kam also von hinten über die sechs
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