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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Dennoch hatte er ein ungutes Gefühl. Es hing etwas in der Luft; irgendetwas, das nicht ganz Geschmack, aber auch kein Geruch war.
    Er wartete, ohne genau zu wissen worauf, doch ein widerstrebendes Gefühl in seinem Innern hinderte ihn daran, weiterzureiten. Plötzlich erkannte er, was da in der Luft zu hängen schien: Magie. Hier war Magie freigesetzt worden. »Ich hasse so was«, murmelte er und stieg von seinem Pferd.
    Die Raben machten ihm Platz, jedoch nur ein bisschen. Er ignorierte ihr empörtes Kreischen und trat näher an die Leichen heran. Es waren zwölf. Acht trugen die Uniform malazanischer Soldaten; doch dies waren keine gewöhnlichen Soldaten. Tocs Blick brannte sich an den silbernen Abzeichen auf ihren Helmen fest. »Jakatakan«, flüsterte er. Elitesoldaten. Sie waren förmlich in Stücke gehauen worden.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit den übrigen Leichnamen zu und spürte, wie ihn ein Schauer der Furcht durchrann. Kein Wunder, dass die Jakatakan so zugerichtet waren. Toc ging zu einer der Leichen und hockte sich neben sie. Er kannte sich mit den Clan-Zeichen der Barghast ein bisschen aus; er wusste, dass man jede Jägergruppe anhand ihrer Tätowierungen identifizieren konnte. Zischend stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch die Luft aus, dann drehte er das Gesicht des Wilden in seine Richtung. Er nickte. Diese hier waren vom Ilgres-Clan. Bevor die Karmesin-Garde sie angeworben hatte, hatte ihr Heimatgebiet fünfzehnhundert Längen von hier im Osten gelegen, in den Bergen südlich von Porule. Toc stand langsam auf. Der Ilgres-Clan war einer der zahlenmäßig stärksten Clans, die sich im Schwarzhundwald mit der Karmesin-Garde zusammengetan hatten, doch das war tausend Längen weiter im Norden. Was hatten sie dann hier zu suchen?
    Der Gestank von Magie waberte über ihn hinweg, und er drehte sich um. Seine Blicke fielen auf eine Leiche, die er zuvor nicht bemerkt hatte. Das Gras um sie herum war verbrannt. »Damit ist meine Frage wohl beantwortet.« Diese Gruppe war von einem Barghast-Schamanen angeführt worden. Irgendwie waren sie auf eine Spur gestoßen, und dieser Schamane hatte sie als das erkannt, was sie war. Toc musterte die Leiche. Der Schamane war durch eine Schwertwunde in der Kehle getötet worden. Er hatte die Magie freigesetzt, doch gegen ihn war keine Magie angewandt worden. Und das war mehr als merkwürdig, besonders, da der Schamane getötet worden war und nicht jenes Wesen, das er angegriffen hatte.
    Toc grunzte. »Nun gut, man erzählt sich, sie hätte nichts für Magier übrig.« Er umkreiste einmal langsam die Stelle, an der das Gemetzel stattgefunden hatte, und fand die Spur ohne besondere Schwierigkeiten. Ein paar Jakatakan hatten überlebt, und wenn man den kleineren Fußspuren trauen durfte, auch diejenige, die sie hatten beschützen sollen. Die Stiefelspuren wurden von den Abdrücken von einem halben Dutzend Mokassins überlagert. Die Spur wich zwar in westlicher Richtung vom Handelskarawanenweg ab, führte jedoch immer noch nach Süden.
    Toc ging zu seinem Pferd zurück, stieg auf und zog das Tier herum. Er nahm den Kurzbogen aus dem Sattelhalfter und spannte die Sehne, legte dann einen Pfeil auf. Er hatte nicht die geringste Hoffnung, unbemerkt an die Barghast heranzukommen. Hier draußen auf der Ebene würde er schon lange, ehe er in Bogenschussweite war, gut zu sehen sein - und seine Schussweite war merklich kleiner geworden, seit er ein Auge verloren hatte. Also würden sie mit ihren verdammten Lanzen auf ihn warten. Doch er wusste, dass er gar keine andere Wahl hatte; er hoffte nur, dass er einen oder zwei von ihnen mitnehmen konnte, bevor sie ihn aufspießten.
    Toc spuckte noch einmal aus. Dann wickelte er sich die Zügel um den Unken Unterarm und packte den Bogen fester. Er kratzte sich an der breiten roten Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog. Es war ein kräftiges und damit zugleich schmerzhaftes Kratzen, vor allem, wenn man bedachte, dass der fürchterliche Juckreiz in wenigen Augenblicken wieder zurückkehren würde. »Na schön«, sagte er, dann grub er seinem Pferd die Fersen in die Flanken.
     
    Der einsame Hügel, der sich vor Mandata Lorn erhob, war nicht natürlichen Ursprungs. Er war am Fuß ringsum von Steinen umgeben, die zum größten Teil in der Erde vergraben waren, so dass nur noch ein kleiner Teil herausschaute. Lorn fragte sich, was wohl unter diesem Hügel begraben sein mochte, verbannte dann jedoch alle bösen Vorahnungen

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