Die Gärten des Mondes
anderen Barghast focht. Lorn schaute sich um. Sie wollte sehen, wie sich der zweite Soldat schlug.
Irgendwie hatte er es geschafft, bis jetzt am Leben zu bleiben, obwohl er sich zwei Barghast gegenübersah. Es war ihm gelungen, die Lanze aus der Erde zu ziehen, doch der Schaft der Waffe steckte noch immer in seinem Bein. Dass er überhaupt in der Lage war, sich trotz dieser Verletzung zu bewegen und zu verteidigen, verriet einiges über die Disziplin und die Ausbildung der Jakatakan.
Lorn rannte los, um den Barghast anzugreifen, der ihr am nächsten war. Doch noch bevor sie ihn erreicht hatte, durchbrach ein Axthieb die Verteidigung des Soldaten. Metallschuppen zerrissen, als sich die Axtklinge durch die Rüstung und tief in seine Brust grub. Der Soldat stöhnte auf und sank auf ein Knie, Blut spritzte.
Lorn war noch nicht nahe genug heran, um ihn zu verteidigen, und so konnte sie nur entsetzt zusehen, wie die Axt ein zweites Mal herabfuhr. Diesmal traf sie den Kopf des Mannes. Der Helm beulte sich nach innen, und das Genick des Soldaten brach. Er fiel zur Seite, rollte Lorn vor die Füße. Ihr Schwung trug sie direkt über ihn hinweg.
Sie fluchte, als sie über den Leichnam stolperte und genau in den Barghast vor ihr hineintaumelte. Sie versuchte, ihre Schwertspitze hinter ihm hochzubringen, doch er drehte sich geschmeidig zur Seite und sprang weg. Noch im Fallen führte Lorn einen wilden Hieb, doch sie verfehlte ihn. Sie prallte hart auf den Boden und spürte, dass sie sich die Schulter verrenkt hatte. Das Schwert entglitt ihren tauben Fingern.
Jetzt bleibt mir nur noch übrig zu sterben, dachte sie. Sie rollte sich auf den Rücken.
Grollend tauchte der Barghast neben ihr auf, die Axt schwang in einem Bogen nach oben ...
So wie Lorn lag, hatte sie einen hervorragenden Blick auf die Knochenhand, die direkt neben dem Barghast aus der Erde brach und nach seinem Knöchel griff. Knochen splitterten, und der Krieger schrie auf. Während sie das Geschehen verfolgte, fragte sie sich flüchtig, wo die beiden anderen Wilden wohl geblieben waren. Sämtliche Kampfgeräusche waren verstummt, doch die Erde grollte mit einem zunehmenden, hartnäckigen Donner.
Der Barghast starrte auf die Hand hinunter, die sein Schienbein zermalmte. Er schrie noch einmal auf, als die breite, gewellte Klinge eines Feuerstein-Schwerts zwischen seinen Beinen in die Höhe schoss. Der Krieger ließ die Axt fallen und versuchte verzweifelt, das Schwert mit bloßen Händen abzuwehren, drehte sich dabei gleichzeitig zur Seite und trat mit seinem freien Bein wild um sich. Doch all seine Anstrengungen kamen zu spät. Das Schwert pfählte ihn, traf auf seinen Hüftknochen und hob ihn vom Boden hoch. Der Schrei, der über seine Lippen kam, erstarb schnell.
Lorn kam mühsam auf die Beine, ihr rechter Arm hing nutzlos herab. Sie erkannte das donnernde Geräusch als Hufgetrappel und -drehte sich in die Richtung, aus der es kam. Ein Malazaner. Als ihr diese Tatsache bewusst wurde, wandte sie den Blick von dem Reiter ab und sah sich um. Die beiden Soldaten waren tot, und zwei Barghast-Krieger waren von Pfeilen getötet worden.
Sie atmete flach, weil ihre Brust schmerzte, und starrte die Kreatur an, die sich aus dem Erdboden erhoben hatte. Sie war in verrottete Pelze gekleidet und stand über der Leiche des Barghast-Kriegers, hielt noch immer eines seiner Beine in der Hand. Die andere Hand umfasste das Schwert, mit dem das Wesen den Barghast der Länge nach durchbohrt hatte: Die Spitze war im Nacken wieder ausgetreten.
»Ich hatte dich schon vor einigen Tagen erwartet«, sagte Lorn; sie blickte ihr Gegenüber bei diesen Worten wütend an.
Das Wesen drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, es lag im Schatten unter dem gelblichen Knochenwulst seines Helms. Sie sah, dass dieser Helm aus der Schädeldecke irgendeines gehörnten Tieres bestand. Eines der Hörner war abgebrochen.
Der Reiter zügelte sein Pferd neben ihr. »Mandata!«, rief er, während er abstieg. Er trat an ihre Seite, noch immer den Bogen in der Hand und einen Pfeil auf der Sehne. Sein einäugiger Blick glitt über Lorn und wanderte dann, nachdem er festgestellt hatte, dass ihre Wunde nicht tödlich war, zu der massigen, vierschrötigen Kreatur, die ihnen gegenüberstand. »Beim Atem des Vermummten, ein T'lan Imass.«
Lorn schaute den T'lan Imass noch immer wütend an. »Ich wusste, dass du irgendwo in der Nähe warst. Es war die einzig logische Antwort auf die Frage,
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