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Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gewusst, dass Ihr einen Imass als Begleiter habt«, sagte er, als er sich wieder neben sie hockte.
    »Sie haben ihre eigene Art zu reisen«, erwiderte Lorn. Ein Hauch von Zorn schwang in ihrer Stimme mit. »Und sie kommen, wann immer es ihnen gerade passt. Aber es stimmt, er ist ein wichtiger Bestandteil meiner Mission.« Sie verstummte, denn sie musste vor Schmerz die Zähne zusammenbeißen, als Toc die grobe Schlinge um ihre Schulter und ihren Arm band.
    »Ich habe wenig Gutes zu berichten«, sagte er, und dann erzählte er ihr von Parans Verschwinden und davon, dass Elster und sein Trupp ohne ihren kommandierenden Hauptmann aufgebrochen waren. Als er mit seinem Bericht zum Ende kam, war er auch mit dem Sitz der Schlinge zufrieden und setzte sich seufzend hin.
    »Verdammt«, zischte Lorn. »Hilf mir auf die Beine.«
    Er tat, wie ihm geheißen. Sie taumelte ein bisschen und musste sich an seiner Schulter festhalten, bis sie sich sicher fühlte. Dann nickte sie. »Hol mir mein Schwert.«
    Toc marschierte in die Richtung, in die sie gezeigt hatte. Nach kurzer Suche fand er das Langschwert im Gras; sein Auge zog sich zu einem schmalen Schlitz zusammen, als er die staubige rote Klinge der Waffe sah. Er brachte sie ihr und meinte: »Ein Schwert aus Otataral, Mandata - das Erz, das Magie auslöscht.«
    »Und Magier«, sagte Lorn. Sie nahm die Waffe unbeholfen mit der Linken entgegen und steckte sie in die Scheide.
    »Ich bin an dem toten Schamanen vorbeigekommen«, sagte Toc.
    »Nun«, meinte Lorn, »für euch aus dem Reich der Sieben Städte ist Otataral kein Geheimnis, aber hier haben bisher nur wenige davon gehört. Und ich möchte, dass das so bleibt.«
    »Verstanden.« Toc drehte sich um und blickte zu dem unbeweglich dastehenden Imass hinüber.
    Lorn schien seine Gedanken zu lesen. »Ihre Magie kann Otataral nicht zerstören - glaub mir, es wurde schon versucht. Die Gewirre der Imass ähneln jenen der Jaghut und der Forkrul Assail - sie sind an die Älteren, an Blut und Erde gebunden ... Sein Feuerstein-Schwert ist unzerbrechlich, und es durchtrennt das härteste Eisen genauso leicht wie Fleisch und Knochen.«
    Toc schauderte. »Ich beneide Euch nicht um Eure Begleitung, Mandata.« Er spuckte aus.
    Lorn lächelte. »Du wirst sie die nächsten paar Tage mit mir teilen müssen, Toc der Jüngere. Wir haben einen langen Marsch bis Fahl vor uns.«
    »Sechs, sieben Tage«, erwiderte Toc. »Ich hatte erwartet, dass Ihr zu Pferd sein würdet.«
    Lorns Seufzer kam aus tiefstem Herzen. »Der Barghast-Schamane hat seine Magie gegen die Pferde eingesetzt. Eine Seuche hat sie alle dahingerafft, sogar meinen Hengst, den ich mit durch das Gewirr gebracht hatte.« Für einen kurzen Augenblick wurde ihr Gesicht weich, und Toc konnte spüren, dass sie wirklich trauerte.
    Das überraschte ihn. Nach allem, was er bisher über die Mandata gehört hatte, war in seiner Vorstellung das Bild eines kaltblütigen Ungeheuers entstanden, die sprichwörtliche Hand des Todes, die jederzeit von überall her zuschlagen konnte. Vielleicht existierte diese Seite von ihr wirklich. Er hoffte, er würde sie niemals zu sehen bekommen. Andererseits, korrigierte er sich, hatte sie keinen zweiten Blick für ihre Soldaten übrig gehabt. »Ihr könnt meine Stute reiten, Mandata. Sie ist zwar kein Streitross, aber sie ist schnell und ausdauernd«, sagte er.
    Sie gingen zu seinem Pferd, und Lorn lächelte. »Sie hat Wickanblut in den Adern, Toc der Jüngere«, sagte sie, während sie der Stute eine Hand auf den Hals legte, »also hör auf, so bescheiden zu tun, sonst verliere ich noch das Vertrauen in dich. Ein schönes Tier.«
    Toc half ihr in den Sattel. »Was ist mit dem Imass ?«, fragte er.
    »Er hat seine eigenen Wege. Und jetzt wollen wir dieser Stute die Gelegenheit geben, sich zu beweisen. Man sagt, Wickanblut schmeckt nach Eisen.« Sie streckte den linken Arm aus. »Steig auf«, sagte sie.
    Toc konnte seine Überraschung nur mühsam verbergen. Den Sattel mit der Mandata des Imperiums teilen? Die Vorstellung war so absurd, dass er beinahe lauthals losgelacht hätte. »Ich kann laufen, Mandata«, sagte er schroff. »Ihr habt keine Zeit zu verlieren, deshalb solltet Ihr besser so rasch wie möglich reiten - allein. In drei Tagen werdet Ihr in Sichtweite der Mauern von Fahl sein. Ich kann zehn Stunden ohne Unterbrechung laufen.«
    »Nein, Toc der Jüngere.« Lorns Tonfall duldete keinen Widerspruch. »Ich brauche dich in Fahl, und ich muss alles wissen,

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