Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
stößt - sie, die zieht. Waren sie in meinen Träumen? Stimmen, die Erwähnung meines ... Schwerts. Er blieb einen Moment reglos stehen, ging dann hinüber zur Anrichte, auf der seine Schwertscheide mit dem Schwert lag. Er legte eine Hand auf das Heft. »Ich habe dieses Schwert vor drei Jahren erstanden, habe es jedoch erst vor ein paar Nächten zum ersten Mal benutzt - gegen den Hund.«
    »Daran könnt Ihr Euch erinnern?«
    Etwas in Flickenseels Stimme ließ ihn herumfahren. In ihren Augen konnte er jetzt Furcht erkennen. Sie unternahm keinen Versuch, sie zu verbergen. Er nickte. »Aber am gleichen Tag, als ich das Schwert erworben habe, habe ich ihm einen Namen gegeben.«
    »Was für einen Namen?«
    Paran grinste mit verzerrtem Gesicht. »Zufall.«
    »Schon vor langer Zeit ist damit begonnen worden, das Muster zu weben«, sagte Flickenseel. Sie schloss die Augen und seufzte. »Obwohl ich vermute, dass nicht einmal Oponn sich hätte vorstellen können, dass Euer Schwert beim ersten Gebrauch das Blut eines Schattenhunds schmecken würde.«
    Paran schloss ebenfalls die Augen und seufzte. »Es war ein Schattenhund.«
    Sie sah ihn an und nickte. »Ihr habt Locke kennen gelernt?« »Allerdings.«
    »Hütet Euch vor ihm«, sagte Flickenseel. »Er trägt die Schuld an meinem Fieber - er hat ein Chaos-Gewirr entfesselt. Wenn Gewirre tatsächlich eine Struktur besitzen sollten, dann ist das von Locke meinem eigenen genau entgegengesetzt. Er ist verrückt, Hauptmann, und er hat geschworen, Euch zu töten.«
    Paran schnallte sich sein Schwert um. »Welche Rolle spielt er in der ganzen Geschichte?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Flickenseel.
    Das hörte sich an wie eine Lüge, doch Paran unterließ es, nachzuhaken. »Er ist jede Nacht vorbeigekommen, um zu sehen, welche Fortschritte Ihr macht«, sagte er. »In den letzten beiden Nächten ist er jedoch nicht aufgetaucht.«
    »Wie viele Tage war ich bewusstlos?«
    »Ich glaube, sechs. Ich fürchte, ich weiß genauso wenig wie Ihr, wie viel Zeit wirklich vergangen ist.« Er ging zur Tür. »Ich weiß nur eines: Ich kann mich hier nicht ewig verstecken.«
    »Wartet!«
    Paran lächelte. »Na schön.« Er schaute sie an. »Nennt mir einen Grund, warum ich hier bleiben sollte.«
    Die Zauberin zögerte einen Augenblick mit der Antwort. »Ich brauche Euch hier noch«, sagte sie schließlich. »Warum?«
    »Locke fürchtet sich nicht vor mir«, sagte sie. Es schien, als würden ihr die Worte nur widerstrebend über die Lippen kommen. »Ihr, oder besser, Euer Schwert war das, was mich am Leben gehalten hat. Er hat gesehen, was Ihr dem Hund angetan habt.«
    »Verdammt«, zischte Paran. Obwohl sie im Grunde immer noch eine Fremde für ihn war, hatte sie mit diesem Eingeständnis seinen Schutzwall durchbrochen und sein Inneres berührt. Er versuchte, das Mitleid zu unterdrücken, das in ihm aufstieg, versuchte sich einzureden, dass seine Mission wichtiger war als alle anderen Belange. Dass er seine Schuld ihr gegenüber zurückgezahlt hatte - wenn es denn jemals eine gegeben hatte -, und dass sie ihm längst nicht alle Gründe genannt hatte, die seiner Vermutung nach dafür existieren mussten, dass er sich weiter verstecken sollte, was bedeutete, dass sie ihm nicht traute. All diese Dinge sagte er sich, doch es reichte nicht.
    »Wenn Ihr geht«, sagte sie, »wird Locke mich töten.«
    »Was ist mit Euren Schutzzaubern?«, verlangte er jetzt beinahe verzweifelt zu wissen. »Locke hat gesagt, Ihr hättet Schutzzauber um Euch herum errichtet.«
    Flickenseels Lächeln war gequält. »Ihr glaubt anscheinend, er würde Euch einfach so geradeheraus sagen, wie gefährlich Ihr wirklich für ihn seid? Schutzzauber?« Sie lachte. »Ich habe kaum die Kraft, mich aufrecht hinzusetzen. Wenn ich in diesem Zustand versuchen würde, mein Gewirr zu öffnen, würde die Macht mich verschlingen, mich zu Asche verbrennen. Locke will, dass Ihr im Dunkeln tappt - in jeder Hinsicht. Die Puppe hat gelogen.«
    Selbst dies klang in Parans Ohren wie eine Halbwahrheit. Aber es gab genügend Dinge, die zusammenpassten, die erklärten, wieso Locke ihn so sehr hasste - und wieso die Puppe ihn ganz offensichtlich fürchtete. Die größere Täuschung würde von Locke ausgehen, nicht von Flickenseel. Zumindest glaubte er das, obwohl es wenig gab, was diesen Glauben nährte, außer ... außer, dass Flickenseel wenigstens ein Mensch war. Er seufzte. »Früher oder später«, meinte er, nahm das Schwert ab und legte es

Weitere Kostenlose Bücher