Die Gärten des Mondes
Kerben, ansonsten jedoch wenig aussagekräftig. Die Seitenwand war mehr als zwanzig Fuß hoch. Zwischen den trockenen, knochengrauen Brettern klafften fingerbreite Abstände. Paran zuckte zurück, als er sah, dass diese Ritzen voller Knochenfinger waren, die hilflos zappelten.
Das Wagengestell unterhalb der Bretter erweckte seine Aufmerksamkeit. Hier war das Holz schwarz und glänzte vor Pech. Unzählige Kettenenden führten hinein, versanken anscheinend nahtlos im Holz. Als er das Gestell berührte, fühlte es sich fest an, doch es war, als ob die Ketten einfach hindurchgingen - was immer sie hielt, musste sich noch unter dem Gestell befinden. Paran sog seine Lungen voll kalte, abgestandene Luft und duckte sich unter den Wagen.
Der Balken war ein Dutzend Spannen dick, Kondenswasser tröpfelte pausenlos von seiner pechbeschmierten Unterseite. Auf der Innenseite des Balkens fand Paran die Ketten wieder, die noch weiter unter den Wagen führten. Er packte eine und folgte ihr. Die Kettenglieder wurden kälter, genau wie die Luft um ihn herum. Schon bald war er gezwungen, die Kette loszulassen, da seine Hände vor Kälte brannten. Der Regen von der Unterseite des Wagens war zu einem Hagel aus Eisstückchen geworden. Zwei Schritte voraus liefen die Ketten zusammen, wurden von einem schwebenden Teich aus absoluter Dunkelheit verschluckt. Kälte strömte in pulsierenden Wogen aus der Schwärze. Es war Paran unmöglich, näher heranzugehen.
Er zischte vor Enttäuschung, während er gegenüber dem schwarzen Loch dahinstolperte und sich fragte, was er als Nächstes tun sollte. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, eine Kette zu zerbrechen, so wusste er nicht, welches die Ketten der Hunde waren. Und was die anderen anging ... Anomander Rake schien ein Wesen mit einem klaren - wenn auch kalten - Gerechtigkeitssinn zu sein. Eine Kette zu sprengen konnte bedeuten, irgendeinen uralten Schrecken auf die Sphären der Lebenden loszulassen. Selbst der Fremde, mit dem er gesprochen hatte, konnte einst ein Tyrann, ein schrecklicher Unterdrücker gewesen sein.
Paran griff nach Zufall. Als er die Klinge aus der Scheide zog, bockte sie wild in seinen Händen. Der Hauptmann grinste, obwohl das Schwert in seinen Händen vor Entsetzen bebte. »Oponn! Verehrte Zwillinge, ich rufe Euch! Jetzt!«
Die Luft ächzte. Paran stolperte über jemanden, der eine endlose Litanei von Flüchen ausstieß. Er steckte sein Schwert ein, griff nach unten, und seine Hand schloss sich um Brokatstoff. Er zog den Gott auf die Füße. »Warum Ihr?«, wollte Paran wissen. »Ich wollte Eure Schwester.«
»Das ist Wahnsinn, Sterblicher!«, schnappte der männliche Zwilling. »Mich hierher zu rufen! So nah bei der Königin der Dunkelheit - hier, in einem göttermordenden Schwert!«
Paran schüttelte ihn. Kochend vor blinder, animalischer Wut schüttelte der Hauptmann den Gott. Er hörte die Hunde heulen und kämpfte gegen den plötzlichen Wunsch an, in ihr Geheul einzustimmen.
Der Zwilling schaute Paran aus Augen an, in denen grenzenloses Entsetzen leuchtete. Er packte ihn. »Was ... was tut Ihr da?«
Paran hielt inne; er sah, dass zwei Ketten ihre Spannung verloren hatten. »Sie kommen.«
Der Wagen schien einen Satz in die Höhe zu machen, er schwankte wie noch nie zuvor. Das Donnern, mit dem er wieder auf dem Boden aufprallte, erfüllte die Luft. Holzstücke und Eis regneten herab.
»Sie haben Eure Witterung aufgenommen, Oponn.«
Der Gott kreischte auf. Er hieb Paran die Fäuste ins Gesicht, kratzte und trat, aber Paran hielt ihn unerbittlich fest. »Nicht das Glück, das zieht.« Er spuckte Blut. »Das Glück ... das stößt...«
Der Wagen wurde erneut durchgeschüttelt, seine Räder bockten, hoben ab und setzten mit einer splitternden, widerhallenden Erschütterung wieder auf dem Boden auf. Paran hatte keine Zeit, sich über die wilde Kraft zu wundern, die ihn durchflutete, eine Kraft, die ausreichte, einen panikerfüllten Gott niederzuhalten. Er hielt ihn einfach nur weiter fest.
»Bitte!«, bettelte der Zwilling. »Was auch immer Ihr wollt... ich tue alles, was in meiner Macht steht.«
»Die Ketten der Hunde«, sagte Paran. »Zerbrecht sie.« »Ich ... ich kann nicht!«
Der Wagen zitterte fürchterlich; Holz splitterte. Paran zog den Zwilling einen Schritt weiter, als der Wagen wieder vorwärts rollte. »Dann denkt Euch etwas aus«, sagte er. »Oder die Hunde werden Euch kriegen.«
»Ich ... ich weiß es nicht genau, Paran.«
»Was? Was wisst Ihr
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