Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gärten des Mondes

Die Gärten des Mondes

Titel: Die Gärten des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
nicht genau?«
    Der Zwilling gestikulierte in Richtung des Reichs aus Dunkelheit. »Dort drinnen. Die Ketten sind dort drinnen befestigt - im Gewirr der Dunkelheit, in Kurald Galain. Wenn sie es betreten ... ich weiß nicht... ich bin mir nicht sicher, aber die Ketten könnten vielleicht verschwinden.«
    »Wie können sie es betreten?«
    »Sie könnten einen Albtraum verlassen, nur um einen anderen zu betreten.«
    »Schlimmer kann es gar nicht kommen, Zwilling. Ich habe gefragt, wie?«
    »Mit einem Köder.« »Was?«
    Der Zwilling lächelte unsicher. »Sie kommen, wie Ihr es gesagt habt. Aber Ihr müsst mich loslassen, Paran. Haltet mich vor das Portal, aber, bitte, im letzten Moment...«
    »Lasse ich Euch los.« Der Gott nickte. »Sehr gut.«
    Die Hunde gingen den Wagen wieder an, doch diesmal brachen sie durch. Den Zwilling immer noch fest umklammernd, drehte Paran sich um und sah die Bestien aus dem Dämmerlicht hervorstürzen. Sein Gefangener stieß einen schrillen Schrei aus.
    Die Hunde sprangen.
    Paran ließ den Gott los und warf sich flach auf den Boden, während die Hunde über ihn hinwegflogen. Der Zwilling verschwand. Die Hunde schossen vorbei, tauchten stumm in das Portal ein und waren verschwunden.
    Paran rollte sich ab und stand auf, noch während die Dunkelheit nach ihm griff, doch nicht mit der Kälte des Vergessens, sondern mit einem leisen Hauch wie ein warmer, seufzender Wind.
    Er öffnete die Augen und fand sich auf Händen und Knien auf dem verdorrten Gras der Ebene neben einem blutverschmierten Fleck wieder, wo einst der Kadaver eines Hundes gelegen hatte. Insekten umschwirrten ihn. Paran kam mühsam auf die Beine; sein Schädel dröhnte. Der Kadaver des anderen Hundes war ebenfalls verschwunden. Was hatte er getan? Und warum? Von all den Dingen, die der Zwilling ihm hätte anbieten können ... Flickenseel... Toc der Jüngere... Doch andererseits, eine Seele zurückzuholen, die bereits durch das Tor des Vermummten gegangen war, lag wahrscheinlich überhaupt nicht in Oponns Macht. Hatte er die Hunde befreit? Ihm wurde klar, dass er das wahrscheinlich niemals erfahren würde.
    Er stolperte zu den Pferden hinüber. Zumindest war er dort für eine kurze Zeit von allen Fesseln frei gewesen. Er war frei gewesen, und was er getan hatte, hatte er aus freien Stücken getan. Es war meine eigene Wahl.
    Er schaute gen Süden. Darujhistan und die Mandata warten auf mich. Bring zu Ende, was du begonnen hast, Paran. Bring es ein für alle Mal zu Ende.
     
    »Verdammt lästig«, grollte Coll, während Crokus ihm den Verband anlegte. »Sie war gut«, fügte er dann hinzu. »Sie hat genau gewusst, was sie zu tun hatte. Ich würde sagen, sie ist entsprechend ausgebildet worden. Und das passt auch irgendwie, denn sie war wie eine Söldnerin gekleidet.«
    »Ich verstehe es immer noch nicht«, sagte Crokus, während er sich auf die Fersen hockte. Er warf einen Blick zu Murillio und Kruppe hinüber. Beide waren noch immer bewusstlos. »Warum hat sie uns angegriffen? Und warum hat sie mich nicht getötet?«
    Coll antwortete nicht. Er saß nur da und starrte sein Pferd an, das ein Dutzend Schritte entfernt stand und friedlich graste. Er hatte dem Tier bereits ein Dutzend übler Flüche gewidmet, und Crokus hegte den Verdacht, dass die Beziehung zwischen Coll und dem Tier unwiderruflich beeinträchtigt war, wie Kruppe es ausgedrückt hätte.
    »Was ist das denn?«, grunzte Coll.
    Crokus bemerkte, dass er an seinem Pferd vorbeischaute; eine tiefe Falte stand auf seiner Stirn.
    Der Junge drehte sich um, dann stieß er einen wilden Schrei aus, machte einen Satz rückwärts und griff nach seinen Dolchen. Sein Stiefel blieb an einem Stein hängen, und er landete der Länge nach auf dem Boden. Er sprang wieder auf die Beine, eines seiner Messer in der Hand. »Das ist sie!«, schrie er gellend. »Die Frau aus dem Phoenix! Sie ist eine Mörderin, Coll!«
    »Ruhig, Junge«, sagte Coll. »Sie sieht alles andere als gefährlich aus, trotz des Schwertes an ihrer Hüfte. Zur Hölle«, fügte er hinzu und richtete sich ein bisschen mehr auf, »sie wirkt eher vollkommen verwirrt.«
    Crokus starrte die Frau an, die am Rand der Hügelkuppe stand. »Beim Atem des Vermummten«, murmelte er. Coll hatte Recht. Er hatte noch nie zuvor einen Menschen gesehen, der so verwirrt ausgesehen hatte, so vollkommen verloren. Sie schaute zu ihnen herüber, angespannt, als wollte sie jeden Augenblick fliehen. All die Gelassenheit, das tödliche

Weitere Kostenlose Bücher