Die Gärten des Mondes
Suche nach den Pferden zu machen, die überlebt hatten.
Minuten später brach der Schock über Paran herein, und er sank in die Knie. Toc war fort. Er hatte ihn in diese unbarmherzige, gedankenlose Verfolgungsjagd über die Ebene mit hineingezogen. Paran blickte auf, ohne etwas zu sehen. Er hatte Locke als seinen Feind bezeichnet. Er hatte Lorns Tod sein endgültiges Ziel genannt. Als ob das eine Antwort auf die Qual in seinem Innern wäre, als ob es den Schmerz des Verlustes heilen könnte. Doch der Dämon ist in mir.
Oponn war unfreundlich gewesen ... Was hatte Rake damit gemeint? Waren von diesen Gedanken überhaupt irgendwelche meine eigenen? Seht mich an -jede meiner Handlungen scheint dem verzweifelten Wunsch zu entspringen, jemand anderen, immer jemand anderen, verantwortlich zu machen. Ich habe es zu meiner Entschuldigung gemacht, das Werkzeug eines Gottes zu sein, zu meiner Rechtfertigung dafür, nicht zu denken, sondern einfach nur zu reagieren. Und andere sind dafür gestorben.
Rake hatte auch gesagt, »Beendet, was Ihr beginnt.« Er würde sich später mit seinen eigenen Dämonen auseinandersetzen müssen. Es konnte keine Umkehr geben. Doch es war falsch gewesen, zu glauben, dass das, was er geplant hatte, den Schmerz in seinem Innern beenden könnte. Selbst wenn er seine ohnehin blutbefleckten Hände auch noch mit Lorns Blut besudeln würde, würde er nicht erlangen, wonach er sich sehnte.
Paran erhob sich, griff nach den Zügeln der überlebenden Pferde. Er führte die Tiere zurück zum Kampfplatz. Der Tiste Andii war verschwunden, doch die Hunde waren noch da, reglose, dunkle Gebilde im gelben Gras. Er ließ die Zügel fallen und näherte sich einem der Kadaver. Der Schnitt quer über die Brust blutete noch immer. Paran hockte sich hin und streckte eine Hand aus, strich über das Fell des Tieres. Siehst du, was der Wunsch zu töten dir gebracht hat? Beim Atem des Vermummten, du warst ein schönes Tier. Er spürte Blut unter seinen Fingerspitzen. Der Hauptmann zuckte zurück, doch es war bereits zu spät. Etwas rieselte seinen Arm hinauf, fuhr durch ihn hindurch. Er fiel rücklings in Dunkelheit, während das Geräusch rasselnder Ketten ertönte.
Paran stellte fest, dass er vorwärts ging, und er war nicht allein. Im Dämmerlicht konnte er um sich herum Gestalten ausmachen, die alle an lange, eiserne Ketten gefesselt waren und sich nach vorn lehnten, als würden sie ein gewaltiges Gewicht hinter sich her zerren. Der Boden unter seinen Füßen war unfruchtbar und leblos. Über ihm war nichts als Dunkelheit. Außer dem unaufhörlichen Rasseln und Klirren der Ketten war noch ein anderes, schweres Geräusch zu vernehmen, das Paran durch die Sohlen seiner Stiefel spüren konnte. Da er als Einziger nicht angekettet war, ließ er sich zurückfallen, der Quelle des Geräuschs entgegen. Gefesselte Gestalten, von denen viele nicht menschlich waren, zogen an ihm vorbei. Etwas kam näher, etwas Ungeschlachtes, Schwankendes. Ein unvorstellbar großer Wagen mit hölzernen Rädern, die höher waren als ein Mensch. Von dem unersättlichen Wunsch angetrieben, zu erfahren, was sich auf dem Wagen befand, ging Paran näher heran.
Eine Kette krachte gegen seine Brust, riss ihn von den Beinen. Ein ohrenbetäubendes Geheul erklang direkt über ihm. Pfosten lagen auf seinem linken Arm, nagelten ihn förmlich auf den Boden. Eine Kette wurde unter seinem Rücken hindurchgezogen. Er wand sich, als eine kalte, nasse Nase und scharfe Zähne unter sein Kinn stießen. Die Kiefer legten sich um seinen Hals, schlossen sich langsam.
Paran lag vollkommen still und wartete darauf, dass die Kiefer sich endgültig schlossen. Stattdessen öffneten sie sich wieder und ließen ihn los. Er blickte auf und starrte direkt in die Augen des Hundes, das eine blau, das andere gelb. Ein dickes Eisenhalsband umschloss seinen Hals. Das Tier stürzte davon. Die Kette unter ihm spannte sich, schleuderte ihn in die Luft. Er spürte mehr, als dass er es hörte, wie der Wagen ächzend zur Seite gezerrt wurde, als er auch schon direkt vor einem der hölzernen Räder bäuchlings auf dem Boden landete.
Eine Hand packte ihn am Kragen seines Umhangs und zerrte ihn beiseite. Der Hauptmann mühte sich auf die Beine.
Neben ihm erklang eine Stimme. »Jeder Mann, dem die Schattenhunde Gnade gewähren und der hier ungefesselt umherwandelt, ist ein Mann, mit dem zu sprechen sich lohnt. Geht mit mir.«
Der Schatten einer Kapuze verbarg die Gesichtszüge des
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