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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bis Mr. Clapham ein Haus einige Meilen vor der Stadt gekauft und es ihr geschenkt hatte, nur weil er wußte, daß sie sich immer nach einem Haus auf dem Land gesehnt hatte. Nun ja, Haus - es war schon mehr ein Besitz.
    »Aber das war so echt Mr. Clapham«, sagte sie. »Er war nämlich ziemlich alt, aber ich hing über alle Maßen an ihm.«
    »Was sich auch gehörte«, warf Mrs. Winkworth trocken ein. »So, wie er in Sie vernarrt war!«
    »Oh, Sie wollen sagen, daß er mich verwöhnt hat!« sagte Mrs. Clapham schmollend. Sie warf Stacy einen kläglichen Blick zu. »Das erzählt sie mir ewig, diese Unfreundliche! Ich fürchte, es stimmt. Ich bin immer unglaublich verwöhnt worden. Wissen Sie, ich war Papas einziges Kind, und meine Mama starb, als ich noch sehr jung war. Und dann, als er starb, war Mr. Clapham so überaus gütig, richtete alles für mich und kümmerte sich um alle meine Angelegenheiten und versuchte, mich gräßliche Dinge verstehen zu lehren, so wie Staatsanleihen, nur gelang mir das nicht und wird auch nie gelingen. Ich weiß nur, daß Papa sehr viele davon hatte. Geschäftliches macht mir Kopfschmerzen! Als mich dann Mr. Clapham bat, ihn zu heiraten, war ich aufrichtig dankbar. Oh, er war so gütig zu mir! Er pflegte zu sagen, nichts sei gut genug für mich, und da er so viele Jahre lang niemanden gehabt hatte, um den er sich kümmern konnte – denn seine Schwester, die ihm das Haus führte, starb, und so war er der einzige, der übrig blieb –, hatte er es eben gern, mir Sachen zu schenken. Wann immer ich mir etwas einbildete, kaufte er es, ohne mir ein Wort zu sagen, und da lag es gleich am nächsten Tag, als Überraschung! Ich wünschte, ich könnte Ihnen meine Rubine zeigen! Es ist mein Lieblingsschmuck, aber Mrs. Winkworth zwang mich einfach, sie in der Bank einsperren zu lassen, bevor wir nach Bath kamen, weil es sich nicht schickt, bunte Steine zu tragen, bis man die schwarzen Handschuhe ablegt, und sie meinte, sie würden gestohlen, wenn ich sie in einem Hotel mithätte.«
    »Meine liebe Gnädige, wie Sie doch dahinschwätzen!« sagte Mrs. Winkworth und sah sie mit gerunzelter Stirn rügend an.
    Sie bereute sofort. »Ich habe es nie lernen können, mir die Zunge zu verbeißen! Es ist sehr schlecht von mir. Papa pflegte zu sagen, sie liefe wie ein Fiedelbogen, aber Mr. Clapham hatte mein dummes Geplapper gern. Aber Sie haben sehr recht: Ich bin wirklich langweilig. Und tue es auch nicht mehr. Erzählen Sie uns etwas über sich, Mr. Calverleigh! Leben Sie in London oder auf dem Land?«
    »Oh, in London – obwohl ich auf dem Land erzogen wurde.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte sie ungekünstelt. »Ich meine, ich habe selbst vor, in London zu leben, denn bestimmt könnte ich es nicht ertragen, ohne Mr. Clapham weiterhin in Towers zu leben. Er hat mich einmal nach London mitgenommen, und es gefiel mir außerordentlich. Wir stiegen in einem sehr bequemen Hotel ab – ich kann mich nicht erinnern, wie es hieß, aber Mr. Clapham stieg immer dort ab, wenn er nach London mußte, weil er sagte, daß sie dort die besten Diners aller Hotels hätten.«
    »Dann, vermute ich, war es das Clarendon.«
    Sie klatschte in die Hände. »Ja, das war’s! Wie klug von Ihnen, daß Sie es erraten haben! Nur möchte ich nicht ständig in einem Hotel leben. Ich habe vor, mir ein Haus zu kaufen.«
    »Ein Haus zu mieten, Ma’am«, berichtete Mrs. Winkworth.
    »Nun ja, vielleicht – wenn man das in London tut«, sagte Mrs. Clapham zweifelnd. Sie sah Stacy an. »Ist es das? Haben Sie Ihr Haus gemietet?«
    Er lächelte und sagte mit einem großartigen Ausdruck der Freimütigkeit: »Nein, ich habe bloß eine Wohnung.«
    »Oh!« Sie überlegte das kurz. »Bestimmt ist eine Wohnung weniger mühsam für Sie – da Sie ein Herr sind.«
    »Viel weniger Mühe!« sagte er mit einer komischen Grimasse.
    »Ja, aber – aber ein eigenes Haus ist angenehmer, glaube ich. Man fühlt sich mehr – daheim.«
    »Nicht in meinem Haus!« sagte er humorvoll.
    »Aber Sie sagten doch, Sie hätten nur eine Wohnung!«
    »In London. Ich habe ein Haus im Berkshire. Es gehört seit Generationen meiner Familie. Bestimmt kennen Sie diese Art Dinger, sehr historisch, sehr unbequem, und braucht ein Heer von Dienstboten, um es in Ordnung zu halten. Keineswegs mein Stil. Ich würde es verkaufen, wenn ich könnte.«
    »Können Sie das nicht? Wenn Sie doch nicht darin leben wollen?«
    In gespieltem Entsetzen warf er die Hände hoch.

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