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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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»Danescourt verkaufen? Meine liebe Gnädige, lassen Sie so etwas ja nie ein Mitglied meiner Familie hören! Ich versichere Ihnen, sie würden das fast für Blasphemie halten!«
    Er entschied, daß er gerade genug gesagt hatte (sehr nett außerdem), um sie zu beeindrucken, und verabschiedete sich bald. Mrs. Winkworth schenkte ihm ein recht beifälliges Lächeln, das ihm zeigte, daß sein aufrichtiges Eingeständnis seiner beengten Verhältnisse seine berechnete Wirkung auf sie getan hatte.

14
    Die so vielversprechend begonnene Bekanntschaft reifte schnell heran, aber die von Mr. Stacy Calverleigh vorausgesehenen Schwierigkeiten begannen ebenfalls sehr bald drohend aufzutauchen. Innerhalb der Wände des Weißen Hirschen war es leicht, seine zarte Werbung fortzusetzen; außerhalb dieser Herberge wurde es gefährlich. Er hatte das vorausgesehen; und seine Ahnungen wurden bestätigt, als er (auf ihre Bitte) Mrs. Clapham in die Trinkhalle begleitete und dort sofort unwillkommene Aufmerksamkeit erregte. Es war unmöglich gewesen, diesem öffentlichen Erscheinen zu entrinnen.
    »Oh, Mr. Calverleigh!« hatte die Witwe schüchtern und verwirrt vorgebracht, »ich bitte Sie, gehen Sie mit mir! Denn ich kenne keine Menschenseele, und das ist so sehr unbehaglich!«
    Er war gezwungen gewesen, sie zu begleiten und sie sogar jenen Damen seiner Bekanntschaft vorzustellen, denen er nicht ausweichen konnte. Aber obwohl er sich einbildete, daß er das recht gut geschafft hatte (»Euer Gnaden müssen mir erlauben, Ihnen Mrs. – Mrs. Clapham vorzustellen. Sie ist fremd in Bath – im Weißen Hirschen abgestiegen!«), war er sich wohl bewußt, daß er Gegenstand allerart neugieriger Vermutungen geworden war. Er erkannte – zu spät –, was für ein Dummkopf er gewesen war, daß er sich so ausschließlich Miss Fanny Wendover gewidmet hatte, und tat, was er konnte, um den Verdacht zu beschwichtigen. So antwortete er auf die Frage einer würdigen Dame, die für ihre plumpen Manieren berühmt war, er möge ihr doch sagen, wer denn, bitte sehr, diese Mrs. Clapham sei?, mit seiner einnehmenden knabenhaften Aufrichtigkeit: »Ich habe nicht die geringste Ahnung, Ma’am, aber vollkommen achtbar, glaube ich. Ja, ich weiß, was Sie denken, aber ich lasse sie nicht beleidigen. Nicht vielleicht ganz gewandt, aber – aber äußerst liebenswürdig.«
    Der drollige Blick, der dies begleitete, sprach Bände, aber er konnte nicht sicher sein, daß sie mit Verständnis gelesen worden waren. Er war froh, daß Mrs. Claphams Bedenken es ihr verbaten, Bälle zu besuchen, und wünschte, daß dies auch Konzerte betroffen hätte. Aber Mrs. Winkworth hatte gesagt, Konzerte seien einwandfrei, und er mußte daher mit allen Anzeichen des Vergnügens eine Einlädung annehmen, die beiden Damen zu einem solchen zu begleiten, das – ein anscheinend unwiderstehlicher Köder für Mrs. Clapham – die Aufführung von Mozarts g-Moll-Quartett durch vier bekannte Instrumentalisten versprach. Mr. Stacy Calverleigh war nicht musikalisch, und nach der unglücklichen Art ihrer Bemerkungen war es Mrs. Clapham auch nicht. Als er jedoch den Konzertsaal betrat, die Witwe am Arm führend, schien es seinem voreingenommenen Auge, daß nicht eine der Bewohnerinnen von Bath, die er kannte, seine Gleichgültigkeit klassischer Musik gegenüber teilte. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Als Stacy seine Damen an den Bänken vorbei zu den Stühlen geleitete, die für so wohlbestallte Personen wie Mrs. Clapham bereitstanden, fühlte er, daß die gesamte vornehme Bevölkerung von Bath anwesend war. Unter der Gesellschaft befanden sich auch Mrs. Grayshott mit Sohn und Tochter, und als er in ihre Richtung sah, begegnete Stacy einem langen, unfreundlichen Blick Olivers. Er schäumte innerlich, denn er las Verachtung und Verdammung in ihm. Wahrscheinlich würde es nicht lange dauern, bis der unerträgliche junge Hund einen Weg fand, sich mit Fanny in Verbindung zu setzen; und Stacy fragte sich, ob zu befürchten war, daß sie ihm, wenn sie ihn das nächstemal traf, eine peinliche Szene machen würde. Er verbrachte den größten Teil des Abends mit dem Versuch, irgendein Mittel zu entdecken, Mrs. Clapham von Bath zu lösen. Erst als sie aus dem Kursalon in einen Nieselregen traten, fiel ihm eine mögliche Lösung ein. Als Mrs. Clapham verzweifelt fragte, ob es denn in Bath ständig regne, drückte er seine Überraschung aus, daß sie es nicht vorgezogen hatte, statt nach Bath nach

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