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Die Galerie der Nachtigallen

Die Galerie der Nachtigallen

Titel: Die Galerie der Nachtigallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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gegen das Rheuma in Eurem Knie
braucht, gegen Kopfschmerzen, oder weil schlechte Säfte Euren
Magen in Aufruhr bringen, dann kann ich Euch helfen. Belladonna und
rotes Arsen aber sind tödliche Gifte.« Er seufzte tief.
»Nur sehr wenige Leute verkaufen sie. Sie sind kostspielig
und höchst gefährlich in den Händen derer, die sie
vielleicht benutzen, um Leben zu zerstören.«
    Cranston
lächelte, und sein Gesicht näherte sich dem des
Apothekers.
    »Gut, Master
Foreman, ich will noch einmal von vorn beginnen. Ihr verkauft sehr
wohl rotes Arsen, Nachtschatten, Belladonna und andere
tödliche Tränke an jeden, der bereit ist, dafür zu
bezahlen. Seht Ihr«, log er, »ich habe in in einer
Tasche eine Vollmacht des Oberrichters, und ich werde hierbleiben,
während mein Schreiber in die Stadt zurückeilt und die
Schergen des Untersheriffs holt, um dieses Haus zu durchsuchen.
Wenn sich dann nur ein Körnchen Gift findet, rotes Arsen,
weißes Arsen, der Saft der Mohnblume oder irgendein anderer
verdammungswürdiger Trank - nun, dann werdet Ihr Euch
dafür verantworten, und zwar nicht im Rathaus, sondern vor dem
Gericht des Königs! Gewiß gibt es Unterlagen hier im
Hause! Aufzeichnungen dessen, was Ihr verkauft!«
    Der Apotheker wurde
noch bleicher, und Schweiß stand auf seiner Stirn. »Es
gäbe viele«, zischelte er, »die Euch verfluchen
würden, Cranston, wenn Ihr mich vor Gericht zerrtet. Ich habe
mächtige Freunde.« Sein Blick ging zu Athelstan
hinüber. »Äbte, Erzdiakone, Priester ...
Männer, die nur allzu gern bereit sind, mich zu verteidigen
und meine Geheimnisse - wie auch die Ihren! - vor dem Licht des
Gesetzes verborgen zu halten.«
    »Schön«, sagte
Cranston. »Jetzt verstehen wir einander, Master Foreman. Ich
habe nicht vor, Euer übles Treiben zu beenden, was immer Ihr
da kaufen, verkaufen oder ausbrüten mögt, oder Eure
Geheimnisse aufzudecken. Vielleicht werde ich das später
einmal tun.« Er schaute hinauf zu den Borden an der Wand.
»Jetzt aber will ich nur eines wissen: Wer war im letzten
Monat hier und hat Arsen und Belladonna gekauft? Gewiß werdet
Ihr das hier erkennen.« Er holte das kleine, verschlossene
Giftfläschchen hervor, und Foremans Augen weiteten sich
überrascht. »Es gehört Euch, Sir«,
drängte Cranston sanft. »Werft nur einen Blick auf Eure
Borde; dort stehen ähnliche. Wer hat in den letzten Wochen
dieses Gift gekauft?«
    Er hielt das
Gefäß hoch. Foreman stand seufzend auf und ging hinaus.
Cranston zog seinen Dolch und legte ihn neben sich auf den Boden.
Nicht lange, und der Apotheker kam zurück; er sah den Dolch
und lächelte kühl. »Dergleichen ist nicht
notwendig, Sir John. Ich sage Euch, was Ihr wissen wollt. Alles, um
Euch loszuwerden ...«
    Er setzte sich wieder.
In der Hand hielt er eine Pergamentrolle. Er entrollte sie langsam
und murmelte dabei vor sich hin.
    »Eine
Person«, sagte er schließlich und hob den Kopf,
»hat diese Phiole mit beiden Giften vor ungefähr einer
Woche gekauft, dazu ein seltenes, geruchloses Elixier, das das Herz
stillstehen läßt, ohne nachweisbar zu
sein.«
    »Wie sah er
aus?«
    Der Apotheker
lächelte. »Nicht wie ein Mann! Es war eine Lady, kostbar
gekleidet. Aber sie trug eine Maske, um ihr Antlitz zu verbergen.
Ihr wißt schon - wie die Damen bei Hofe sie tragen, wenn sie
mit einem Galan irgendwohin gehen, der nicht ihr Gemahl ist. Sie
kam her, und sie zahlte großzügig.«
    »Was für
eine Sorte Frau war sie?«
    »Die weibliche
Sorte«, antwortete der Kerl sardonisch; er sah jetzt,
daß er diesem neugierigen Coroner nur wenig Handfestes zu
bieten hatte.
    »Beschreibt
sie.«
    Foreman rollte das
Pergament zusammen und lehnte sich zurück. »Sie war
groß. Und, wie gesagt, sie trug eine Maske und einen schweren
schwarzen Mantel mit weißem Lammfellbesatz. Sie hatte die
Kapuze tief heruntergezogen, aber ich konnte doch einen Blick auf
ihr Haar werfen; es war von rötlichem Kastanienbraun, wie ein
besonders schönes Blatt im Herbst. Majestätisch sah sie
aus.« Er sah Cranston an und zuckte die Achseln.
»Wieder eine von diesen Damen, dachte ich, die zum Gift
greift, um ihr Liebesleben ein bißchen zu
vereinfachen.« Foreman klopfte mit der Pergamentrolle auf
seinen Schenkel. »Mehr, Ihr Herren, kann und werde ich Euch
nicht sagen.«
    Als sie die Apotheke
verlassen und ihre Pferde losgebunden hatten, ritten Athelstan und
Cranston, so schnell sie konnten, die Piper Street hinauf und zur
Hauptstraße zurück.
    Ein- oder zweimal
hätten

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