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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Geschäft.«
    »Ich wette, wenn er diesen antiken Plunder verkaufen würde, könnte er damit die halbe Stadt ernähren.«
    »Schon möglich.«
    Ari stieß angewidert die Luft aus und rüttelte an der mit ornamentalem Schnitzwerk bedeckten Lehne seines Stuhls, als wollte er die Haltbarkeit des Möbels prüfen. Nachdem der Stuhl sich als offenkundig solide gebaut erwiesen hatte, lehnte Ari sich zurück, streckte die langen Beine aus und fing an, Fusseln von seiner blauen Hose zu zupfen. »Was glaubst du, werden sie mit uns machen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wahrscheinlich töten sie uns.«
    »Wenn man bedenkt, was du in dem Lagerhaus angerichtet hast, könnte man ihnen das nicht einmal verdenken.«
    »Hoffen wir, daß der Mashiah uns umbringt. Wenn sie uns diesem häßlichen Captain ausliefern, geraten wir wirklich in Schwierigkeiten.«
    Sie schauten zur gegenüberliegenden Ecke des Zimmers hinüber. Dort sprachen der Captain des magistratischen Schiffes, der Hoyer, und der Ratsherr miteinander. Der große, schlanke Captain schritt besorgt vor dem Fenster auf und ab. Beide Männer waren noch jung, vielleicht Mitte Dreißig, doch ihr Verhalten war höchst unterschiedlich. Cole Tahn, der Captain, hielt sich kerzengerade aufrecht. Seine gut aussehenden Züge drückten Verärgerung aus. Das dunkelbraune Haar war kurzgeschnitten. Er besaß blauviolette Augen und dünne Lippen. Er bewegte sich schnell und entschlossen wie ein Mann, der daran gewöhnt war, daß seine Anordnungen sofort befolgt wurden und der jede Verzögerung als höchst störend empfand. Ornias hingegen hatte das Gehabe einer Katze, die sich in der Sonne räkelte: faul, zufrieden und stets wachsam. Die Bräune seines Gesichts und der Arme hoben sich stark von der schimmerndweißen Robe ab.
    »Ratsherr«, erklärte Tahn scharf, »ich sage Ihnen, die beiden sind keineswegs unschuldig. Sie sind in Begleitung von Jeremiel Baruch hergekommen. Sie müssen unter einer Decke mit ihm stecken.«
    Ornias strich sich den Bart und registrierte mißbilligend den Schmutz an den Aufschlägen von Tahns purpurner Hose. »Wenn Baruch bei ihnen war, wo befindet er sich dann jetzt?«
    »Offensichtlich ist er mit einem Jetpack abgesprungen und befindet sich noch immer auf dem Planeten.«
    »Davon bin ich nicht überzeugt, Captain. Vielleicht haben Ihre Männer sich ja geirrt, und er ist an Bord eines anderen Schiffes gegangen. In der Hitze des Gefechts kann es schon mal zu einiger Verwirrung kommen. Ein Schiff gleicht dem anderen, und ein Mann in Schwarz…«
    Der Captain preßte die Kiefer zusammen. »Wir wissen definitiv, daß es jenes Schiff ist, das er auf Kayan gestohlen hat.«
    »Haben Sie gesehen, wie er über Horeb ausgestiegen ist?«
    »Nein, aber…«
    »Dann haben Sie auch keinen Beweis, daß er sich hier aufhält.«
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Ratsherr, würde ich gern die beiden Verdächtigen befragen. Ich bin sicher, sie können Ihre Fragen besser beantworten als ich.«
    Ornias seufzte schwer und wies mit der Hand zu Ari und Yosef hinüber. Die beiden setzten sich aufrecht hin und warfen sich warnende Blicke zu.
    »Erzähl ihm nichts!« zischte Ari hinter vorgehaltener Hand.
    Yosef verzog unwillig den Mund. Hielt Ari ihn für beschränkt? Er würde Tahn nichts erzählen, was nicht bereits offensichtlich war. Wo immer sich Jeremiel auch verbergen mochte, er konnte gewiß darauf verzichten, daß irgend jemand auch nur vage Andeutungen darüber verbreitete.
    Der Captain baute sich mit gespreizten Beinen vor ihnen auf und machte ein drohendes Gesicht. »Wer sind Sie?«
    »Ari Funk. Das hier ist Yosef Calas. Wir stammen von Tikkun. Wir sind hergekommen, um dem Mashiah zu dienen.«
    »Calas?« Der Captain verzog angewidert das Gesicht, und Yosef bemerkte, daß Ornias sich rasch umdrehte und mit zusammengekniffenen Augen herschaute. »Irgendeine Verbindung zu Zadok Calas?«
    »Mein Bruder.«
    »Ihnen ist bekannt, daß er tot ist?«
    »Ja, ich weiß.« Yosef senkte den Blick auf eine der Rosen, die den Teppich schmückten. Aris knochige Hand klopfte ihm verstohlen auf den Arm. Obwohl der Kummer seine Brust eng machte, bemerkte er doch die Besorgnis, mit der seine beiden potentiellen Henker auf Zadoks Namen reagierten. Warum? Was hatte sein Bruder getan, um solches Interesse zu erregen?
    »Eine Tragödie. Wann ist das passiert?« erkundigte sich Ornias mit seidenweicher Stimme. Im Licht, das durch die Fenster hereinströmte, glänzte sein Haar wie cassopianischer Satin. Der

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