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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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leicht den Kopf. Ehrliche Verwunderung lag in seinen Augen – und noch etwas anderes. Argwohn?
    »Gehen Sie zuerst«, sagte er ruhig, legte eine Hand auf ihren Rücken und schob sie sanft vorwärts.
     
    Yosef preßte die Nase gegen das Bullauge und beobachtete, wie sich die Welt unter ihm langsam von der Dunkelheit ins Licht drehte. Horeb war ein rauher, ungeschliffener Planet mit scharfen roten und grauen Gebirgsgraten, die durch ausgedehnte Wüstengebiete voneinander getrennt wurden. Nur an besonders hochgelegenen Stellen wuchsen da und dort einige Baumgruppen. In der Nähe des Nordpols befand sich ein kleines Meer, doch an seinen Ufern lagen keine Städte. Wie seltsam! dachte Yosef. Auf seiner Heimatwelt Tikkun lebten neunzig Prozent der Bevölkerung rings um die großen Ozeane. Vielleicht war das Wasser hier giftig? Oder es streiften gefährliche Tiere an den Küsten entlang?
    »He! Schau dir das an!« krähte Ari und zeigte auf das gegenüberliegende Fenster.
    Yosef rückte die Brille zurecht und wartete darauf, daß das fragliche Gebiet auf seiner Seite in Sicht kam. Als es soweit war, kniff er die Augen mißtrauisch zusammen. »Wie viele Umkreisungen hast du denn schon gemacht?« fragte er, als er die sternförmige Bergkette zum mindestens vierten Mal auftauchen sah.
    »Ich wollte mich nur orientieren«, verteidigte sich Ari und zog erst an einem Hebel, dann an einem anderen. Mit dem breiten Grinsen auf seinem hageren, von Falten durchzogenen Gesicht wirkte er fast wie ein Kind, das sich mit einem Spielzeugschiff amüsierte.
    »Du spielst nur herum!«
    »Ich informiere mich.«
    »Und wann landen wir endlich?«
    »Schon bald«, meinte Ari und kicherte. »Sobald ich mich daran erinnere, wie man die Hilfsdüsen bedient.«
    Yosefs buschige graue Brauen zogen sich zusammen. »Hilfsdüsen? Wozu sind die denn gut?«
    »Sie verhindern, daß wir uns beim Landen wie ein in die Luft geworfener Stein überschlagen.«
    Yosef blinzelte und ließ sich dann in einen der Sessel fallen. Er holte ein Taschentuch heraus und wischte sich über die Stirn. »O Gott!«
    »Mach dir keine Sorgen.« Ari wedelte beruhigend mit der Hand. »Wenn es mir nicht wieder einfällt, sorge ich einfach dafür, daß wir in etwas Weiches krachen.«
    »Weich?«
    »Na klar.«
    »Hast du denn irgend etwas Weiches auf diesem Planeten gesehen? Das ist doch nur ein einziger, riesiger Felsen!« Yosef warf die Arme hoch.
    »In der Nähe dieser großen Stadt gibt es ein Feld mit verdorrtem Gras.«
    Yosef setzte sich aufrecht und befeuchtete die Lippen. »Einen Moment. Meinst du dieses kleine Feld, das von zerklüfteten Bergen umgeben ist?«
    »Genau das.«
    »Um Himmels willen, wir werden wie ein Pingpong-Ball herumhüpfen!«
    Ari drehte sich mit dem Kapitänssessel um. Er hatte das blaue Jackett ausgezogen und über den Haufen Konservenbüchsen in der Ecke gelegt. Sein weißes Hemd stand bis zur Mitte der knochigen Brust offen und enthüllte wildwucherndes graues Haar. »He, hier drin ist es ziemlich warm, findest du nicht auch? Ich frage mich, ob…«
    »Was du da spürst, ist das Feuer der Hölle, das dir schon den Nacken ansengt! Wieso kannst du dich nicht mehr daran erinnern, was Jeremiel dir über diese Düsen beigebracht hat?«
    Ari zuckte die Achseln und schaute wie ein kleiner Hund drein, den man soeben getreten hat. Er bohrte die Stiefelspitze in den lavendelfarbenen Teppich. »Es gab so vieles, an das ich mich erinnern mußte, und außerdem habe ich mir wegen dir Sorgen gemacht. Es ging dir damals ja nicht besonders gut.«
    Yosef spürte, wie er bei der Erinnerung an die Anfälle von Einsamkeit und Schmerz, die ihn angesichts Zadoks Tod heimgesucht hatten, rot wurde. Es war ihm nicht gut gegangen, auch wenn niemand außer Ari das hätte bemerken können. Er stand auf und legte entschuldigend eine Hand auf die Schulter des Freundes.
    »Weißt du, daß wir jetzt seit dreihundert Jahren zusammen sind?«
    »Klar. Sicher weiß ich das.«
    »Ari?«
    »Hm?« Der alte Mann blickte verletzt auf.
    »Ich schätze, es ist in Ordnung, wenn wir in irgend etwas hineinkrachen. Du tust eben, was du kannst.«
    Ari senkte den Kopf und nickte.
    »Ich hätte gar nichts sagen sollen. Tut mir leid. Ich hätte es ja auch nicht besser gekonnt. Also mach weiter und…«
    Ein schriller Piepton kam vom Kontrollpult her, und ein rotes Licht blinkte auf. Ari zuckte zusammen und überprüfte rasch eine Reihe von Anzeigen. Gleichzeitig bemerkte Yosef aus den Augenwinkeln, wie

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