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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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hinter ihm geschlossen, fragte der Alte: »Du weißt doch, wie man dieses Ding fliegt, oder?«
    Jeremiel wollte gerade zustimmend nicken, als ein anderer, großer und schlaksiger alter Mann mit einem wirren grauen Haarschopf rief: »Ich weiß selbst, wie man es fliegt, du alter Narr! Ich habe ja auch herausgefunden, wie man die Waffen und die Schilde bedient, oder?«
    »Du kannst aber nicht …«
    Jeremiel ignorierte die beiden und schaute sich blinzelnd im hellerleuchteten Schiff um. Als die Soldaten die Landestütze zerschossen hatten, war alles, was nicht befestigt gewesen war, in den hinteren Teil des Schiffes gerutscht. Dort lag der Müll jetzt zwei Fuß hoch. Jeremiel hangelte sich an Sesseln und Abdeckungen nach vorne, ließ sich in den Pilotensessel fallen und zog das verletzte Bein nach. »Bitte Platz zu nehmen, meine Herren. Wir haben keine Zeit mehr für Diskussionen.«
    »Einen Moment! Ich bin der Captain! Ich werde …«
    Jeremiel schob den Beschleunigungshebel nach vorn. Das Schiff erhob sich über den Nebel und schoß dann in den dunklen, sternenbesetzten Nachthimmel von Kayan.

 
KAPITEL

12
     
     
    Ornias schenkte sich ein Glas cassopianischen Sherry ein und lehnte sich zufrieden gegen den zehn Fuß langen Ebenholztisch. Die silbernen Zierfäden seines saphirenen Gewandes glitzerten im hellen Schein der Lüster. Er fuhr sich mit der Hand durch das sorgfältig gescheitelte braune Haar, lächelte, trank einen Schluck und genoß die honigähnliche Süße, während er den Blick müßig durch das Zimmer wandern ließ. Der zwanzig Fuß lange, fünfzehn Fuß breite und zwölf Fuß hohe Raum war aus karmesinrotem Sandstein erbaut. Der an Kupfer erinnernde Geruch von Blut und der süßliche Gestank von Erbrochenem hingen in der Luft.
    »Hast du jemals diesen Sherry probiert? Wunderbares Zeug.«
    Das Schweigen, das er auf seine Frage erntete, ließ ihn lächeln. Nachdenklich betrachtete er das bunte Arrangement von Folterwerkzeugen aus der ganzen Galaxis. Sie schmückten die Wand wie unregelmäßig aufgehängte Bilder. Er bevorzugte die altmodische Art des Terrors, hielt sie für wesentlich überzeugender. Der Anblick der Instrumente rief bei seinen Gefangenen Erinnerungen an das dunkle Zeitalter der alten Erde wach. Streitäxte, Keulen, Daumenschrauben und eine Reihe verschiedenartig geformter Messer zierten Ornias’ Sammlung und hingen zwischen technologischen Errungenschaften neueren Datums.
    »Schweigen bedeutet in deinem Fall den Tod. Das ist dir klar, oder?«
    Ketten klirrten, und Ornias nippte abermals an seinem Glas, bevor er den Blick auf den Gefangenen richtete. Der Rebell hing einen Fuß über dem Boden, und die Fesseln schnitten tief in seine Handgelenke und Knöchel. Die ehemals weißen Verbände hingen in Fetzen herab und enthüllten dunkelbraune Flecken. Eine Schweißschicht bedeckte das Gesicht des gutaussehenden Mannes. Das ursprünglich bronzefarbene Haar hing ihm fettig in die Stirn. Doch seine grünen Augen blickten klar und haßerfüllt.
    Ornias seufzte und ging zu dem Rebellen hinüber. »Shadrach, sei bitte vernünftig. Das führt doch zu nichts. Sag mir nur …«
    »Fahr zur Hölle.«
    Ornias lächelte herablassend. Lernten diese Rebellen es denn nie? Ihre Sturheit zwang ihn zu immer härteren Strafen. Auch wenn das keine Wirkung zu haben schien, fühlte er sich angesichts ihres Leidens besser, das er als Rache für die Probleme betrachtete, die diese Rebellen verursachten. »Es gibt keine übernatürliche Hölle. Oder kennst du etwa die Lehren Milcoms nicht?«
    Shadrach lehnte den Kopf gegen die Wand und schaute zur Decke empor. Sein schütterer Bart erzitterte unter der Gemütsregung. »Milcom ist ein falscher Gott.«
    Ornias rückte näher. Trotz seiner bemerkenswerten Zähigkeit hatte dieser Mann auch seine Schwachstellen. Wie alle seiner Art besaß er einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn. »Möchtest du nicht, daß deine Kampfgefährten überleben?«
    Shadrach schloß die Augen. Offensichtlich zogen Erinnerungen an Verwandte und Freunde durch seinen Geist. Zufrieden registrierte Ornias das gequälte Zucken um den Mund seines Opfers.
    »Meine Wachen haben Samual Linstrom gefangen.«
    »Samual«, wiederholte Shadrach schwach und kniff die Augen fester zusammen, als wolle er so dem Schmerz begegnen. »Er ist kaum fünfzehn und weiß so gut wie nichts über die Bewegung. Lassen Sie ihn gehen. Was kann er Ihnen schon …«
    »Aber er ist so ein netter Junge, findest du nicht auch?

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