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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Gegenteil, bei mir funktioniert alles bestens.«
    »Außer deinem Gehirn.«
    Das schrille Heulen eines Gewehrschusses hallte über das Landefeld. Gleißend violette Strahlen zerrissen den Nebel und schufen ein tödlich leuchtendes Netz um die Seros. Yosef stolperte zurück, verfehlte den Sessel und landete auf dem Boden.
    »Mein Gott!« kreischte Ari. »Sie schießen auf uns!«
     
    Als Jeremiel den Zaun erreichte, wurde es auf dem Feld lebendig. Überall tauchten rennende Soldaten auf. Rufe wie »Da ist er!« oder »Es ist Baruch!« zerrissen die Luft.
    Er warf sich über das Hindernis und landete hart auf dem nassen Boden. Als er loslief, erspähte er einen Marine, der sich auf eine Kiste stützte und mit dem Gewehr auf ihn zielte.
    In plötzlicher Panik riß Jeremiel den Abzug seiner Pistole durch. Der Schuß ging ungezielt los, zerstörte die Kiste und jagte Holzsplitter durch die Luft. Er feuerte nochmals und roch brennendes Fleisch.
    Gottverdammt, es sind so viele.
    Er warf sich hin, als ein Strahl krachend an seinem Bein vorbeifuhr, rollte sich zur Seite, sprang wieder auf und rannte weiter. Dem nächsten Schuß konnte er jedoch nicht mehr ausweichen. Er traf ihn von hinten am Oberschenkel und schleuderte ihn wieder zu Boden. Das Blut rann heiß aus der klaffenden Wunde über sein Bein.
    »O mein Gott, mein Gott«, stöhnte er, wälzte sich auf den Bauch und versuchte das Schiff zu erreichen, das nur noch drei Meter entfernt war.
    Sein Magen verkrampfte sich vor Angst. Der Schuß hatte ihn eindeutig nur verwunden, nicht töten sollen. Also hatten sie Befehl, ihn lebendig zu fangen. Und das ist auch der Grund, warum der Marine mich auf der Straße nicht getötet hat, als er die Gelegenheit dazu hatte.
    Ein weiterer Schuß traf eins der Landebeine des Schiffs. Es neigte sich zur Seite, verharrte einen Moment in dieser Stellung und kippte dann um.
    Ein ganzer Schwarm Marines erhob sich und eilte auf ihn zu. In diesem Moment wußte er, daß es vorbei war. Er konnte das Schiff nicht erreichen. Sie hatten ihn umzingelt. Er leckte sich die Lippen und kämpfte gegen das Gefühl der Sinnlosigkeit an, das ihn zu übermannen drohte. »Gib niemals auf. Niemals.«
    Die Aussicht auf Gefangennahme durch die Magistraten schreckte jeden gamantischen Rebellen. Ihre Bewußtseinssonden quetschten jede gewünschte Information aus der Erinnerung eines Menschen, allerdings mit grausigen Folgen für jene Teile des Gehirns, in denen die Persönlichkeit verankert war. Die Ergebnisse dieser Sondierungen hatte er bei einem Überfall auf ein Rehabilitationszentrum gesehen. Doch sein eigenes Leben zählte nur wenig. Worauf es ankam, war sein Wissen. Nur zehn Minuten unter der Sonde würden genügen, um die gesamte Untergrundbewegung zu gefährden.
    Als die Marines näherkamen, hob er die Pistole und drückte den Lauf gegen die Schläfe. Unheimliche Ruhe überkam ihn. Er sah, wie die Marines die Augen aufrissen. Ihre Schritte wurden zögernd, und irgend jemand rief: »Haltet ihn auf.«
    Dann erzitterte der Boden, und ein violetter Strahl schoß aus dem Schiff. Der Schuß traf das Terminal und zerstörte das Gebäude, aus dem augenblicklich donnernde Flammen emporloderten.
    Die Marines schrien auf und rannten deckungsuchend davon, als der zweite Schuß ein in der Nähe stehendes Schiff zur Explosion brachte. Der Strahl wanderte nach rechts, zerstörte ein paar Kisten und ein weiteres Gebäude. Überall auf dem Landefeld waren nun Schreie und das Getrampel von Stiefeln zu vernehmen.
    Einen Moment später verstummten alle Geräusche, als sich eine schimmernde Wand um Jeremiel schloß. Ungläubig schüttelte er den Kopf.
    »Schutzschilde. Gesegnet sei Epagael«, murmelte er ehrfürchtig. »Jemand in diesem Schiff ist auf meiner Seite.« Er nahm alle Kraft zusammen, die ihm noch verblieben war, kroch auf das Schiff zu und beobachtete dabei gleichmütig, wie die Schüsse der Marines purpurne Wellen auf den Schilden hervorriefen.
    Als er den Eingang erreichte, schwang die Tür auf magische Weise auf und ein alter Mann, auf dessen Nasenspitze eine Brille saß, kletterte langsam die außen angebrachte Leiter hinab. »Wie heißen Sie?« fragte er mißtrauisch.
    »Jeremiel Baruch.«
    »Ah, natürlich«, rief der Mann fröhlich und lächelte. »Ich kannte deinen Vater. Beeil dich, mein Junge, uns bleibt nicht viel Zeit.« Der alte Mann half ihm auf die Füße und stützte ihn, als sie ins Schiff kletterten. Kaum hatte sich die Luke mit einem Schnappen

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