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Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan

Titel: Die Gamant-Chroniken 01 - Das Licht von Kayan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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abermals zum Klirren brachte.
    »Weißt du, was das ist?« erkundigte sich Ornias im Plauderton und hielt das Kästchen hoch.
    Er erhielt keine Antwort, doch auf der Stirn des Rebellen schimmerte der Schweiß.
    »Man nennt es ›Schinder‹. Ein wundersames und sehr wirkungsvolles Gerät, das zur Zeit der letzten Rebellion auf Ganor entwickelt wurde. Angeblich sollen einige Opfer seine Anwendung noch tagelang überlebt haben, während Fliegen und Insekten über die freigelegten Muskeln krochen.«
    Shadrachs Atmen beschleunigte sich. Seine Brust hob und senkte sich, als wäre er hundert Meilen gelaufen.
    Ornias glättete überflüssigerweise sein saphirenes Gewand. Dann nahm er sein Sherryglas und nippte langsam daran. »Eine letzte Bedenkzeit, Shadrach. Hm? Reden wir. Zwing mich nicht, dich auf diese Weise zu verletzen. Ich will nur wissen …«
    »Hören Sie damit auf!«
    »Du weigerst dich darüber zu sprechen, wohin deine schöne Frau gegangen sein könnte? Dann sag mir einfach, wer ihr Unterschlupf gewährt haben könnte.«
    »Das werde ich nie verraten! Töten Sie mich!« schrie Shadrach. Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln. Seine Muskeln erschlafften plötzlich. »Töten Sie mich.«
    Ornias blickte nachdenklich in die flehenden Augen des Mannes und schüttelte den Kopf. »Später vielleicht.«
    Ein leises Summen erfüllte den Raum, als er den Schinder einschaltete.
     
    Jeremiel langte quer über die Konsole, um die Treibstoffanzeige einzuschalten; dann überprüfte er die Werte der Sauerstofftanks sowie die Nahrungs- und Wasserreserven und den Ladestand der Geschütze. Nach und nach erhöhte er die Beschleunigung bis zum Maximum, wobei er immer wieder forschende Blicke auf die beiden alten Männer warf, die in den Passagiersesseln hockten. Wie viele Gravitationseinheiten konnten ihre Herzen verkraften? Trotz der Kompensatoren konnte es gelegentlich zu Problemen kommen. Die beiden Alten sahen noch recht fit aus, aber wer konnte das angesichts ihres Alters mit Sicherheit sagen? Sie mußten schon auf die dreihundertfünfzig zugehen. Stirnrunzelnd gab er die Kurskorrekturen für Horeb ein und schwang anschließend seinen Sessel herum. Die Blicke der beiden Alten klebten an ihm.
    »Fühlen die Herrschaften sich wohl?«
    Der große dürre Mann runzelte drohend die Stirn. Sein graues Haar hing in dicken, unordentlichen Strähnen herab. »Natürlich fühlen wir uns wohl.«
    »Gut. Lassen Sie mich wissen, falls Sie an Schwindelgefühlen leiden oder …«
    »Machen Sie sich um uns keine Sorgen. Wir sind so gesund wie Blutegel.«
    »Äh … na gut. Dann lassen Sie mich Ihnen dafür danken, daß Sie mir das Leben gerettet haben.«
    »Bah! Wir haben Sie nicht gerettet«, informierte ihn der mürrische Patriarch. »Wir haben nur diese Marines hochgescheucht, die uns seit Tagen gefangengehalten haben! Daß Sie dabei gerettet wurden, war reiner Zufall.«
    Jeremiel hob die Brauen, nickte aber freundlich. »Nun, das ändert nichts an dem Umstand, daß Sie …«
    »War Ihr Vater nicht Menachem Baruch?« erkundigte sich der dickliche Alte, der Jeremiel ins Schiff geholfen hatte, und beugte sich eifrig vor. Sein blaßgrüner Anzug betonte das runzlige Gesicht und den fast kahlen Schädel. »Aus Tikkun, nicht wahr?«
    Eine leise Warnglocke schlug in Jeremiels Innerm an. Wer konnte seine Familie kennen? War das ein Trick? Eine von den Magistraten gestellte Falle? Er betrachtete den alten Mann genau und blickte in dessen warmherzige, leuchtende Augen. Es gab nichts Falsches darin; dennoch antwortete er vorsichtig: »Sie sagten, Sie haben ihn gekannt?«
    »O ja. Ein wunderbarer Mann. Und haben Sie nicht eine Weile bei Rev Ishmael studiert? Die Cabala und die Merkabah, soweit ich mich erinnere?«
    Jeremiel blinzelte vor Überraschung. Nur die Spitzenkräfte des magistratischen Geheimdienstes konnten über derartige Daten verfügen. Waren diese alten Männer Agenten, Spitzel? Er betrachtete beide von oben bis unten und kam zu dem Schluß, daß der Gedanke, sie könnten vom Geheimdienst sein, absurd war. Sie schienen nichts anderes zu sein als betagte Pensionäre am Rande der Senilität.
    »Ja«, sagte er knapp. »Ich habe die alten mystischen Bücher studiert.« Er griff unter das Kommandopult und zog die kleine Medi-Einheit des Schiffes hervor. Der Wundschock hatte nachgelassen und sein Bein pochte schmerzhaft. Er legte die Einheit über die Wunde und schaltete sie ein.
    »Oh, Herr«, stöhnte er, als das Gerät die Wunde

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