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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Boden gestanden hatte. Dann eilte er zum Tisch hinüber und stellte sie dort ab. Sybil betrat das Zimmer, gefolgt von Avel. Hinter ihnen glitt die Tür wieder zu. Sybil schaute sich mit klopfendem Herzen in dem Raum um. Er schien die gleiche Größe zu haben wie ihr eigener, nur daß hier lediglich ein einzelnes Bett stand. Aber dafür lag auf dem Boden der gleiche häßliche graue Teppich. Mikael hatte die Deckenbeleuchtung abgeschaltet. Nur über seinem Bett brannte eine kleine Lampe.
    »Komm her und setz dich, Sybil«, meinte Mikael, kletterte selbst auf einen Stuhl und klopfte einladend auf die Tischplatte. Dabei lächelte er wieder scheu.
    »Klar.« Sybil glitt auf den Stuhl neben ihm.
    »Hier, probier mal die Bonbons. Die blauen schmecken wie Lakritze.«
    »Ich habe keine Ahnung, was Lakritze ist, aber ich versuch’s mal.« Sybil nahm eines der blauen Bonbons, wickelte es aus und schob es in den Mund. Der wundervolle Geschmack überraschte sie. »Das ist wirklich lecker.«
    Mikael freute sich mit ihr und wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht ab. Vielleicht hatte er auch von ihr geträumt?
    Dieser Gedanke entspannte sie ein wenig. Sie holte tief Luft und lächelte.
    »Sybil?« sagte Avel und berührte ihre Schulter. »Ich muß noch etwas für Jeremiel erledigen. Kommst du hier klar?«
    »Sicher. Mach ruhig, was du noch vorhast.«
    »In Ordnung. Wir sehen uns dann später.« Avel ging zur Tür. »Vergiß nicht, deine Mutter anzurufen, wenn du länger als eine Stunde bleibst.«
    »Mach ich.«
    Avel nickte lächelnd. »Ihr zwei werdet bestimmt viel Spaß haben.«
    Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, betrachtete Sybil Mikael genauer. Sein Haar fiel in dichten schwarzen Locken über die Ohren herab und umrahmte das Gesicht mit der Stupsnase und den großen Augen. Er wühlte in der Schale und förderte ein rotes Bonbon zutage.
    Er hielt es ihr hin und meinte: »Das hier schmeckt wie warmer Zimt. Solltest du als nächstes probieren.«
    Sybil nickte. »Wann hast du Geburtstag, Mikael? Avel meinte, wir wären fast gleich alt.«
    »September-Uru«, antwortete der Junge. »Am fünfzehnten.«
    »Dann bist du ungefähr vier Monate jünger als ich. Mein Geburtstag ist am zwanzigsten Jano.«
    »Meine Mutter hatte im Jano Geburtstag. Sie …« Der Junge unterbrach sich und senkte den Blick, doch Sybil konnte trotzdem erkennen, daß ihm die Tränen in die Augen traten.
    »Alles in Ordnung?«
    Mikael nickte rasch und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Es ist nur, daß meine Mom … die Magistraten haben sie umgebracht. Sie kamen mit großen Schiffen und haben auf die Klippen geschossen, in denen wir lebten. Sie wurde von Felsen verschüttet.«
    »Das tut mir leid«, sagte Sybil. »Mein Vater ist auch tot.«
    Mikael hob den Kopf und schaute sie ernst an. »Und was ist mit deiner Mutter?«
    »Sie ist in unserer Kabine am Ende des Gangs. Wo ist dein Vater?«
    »Er ist gestorben, bevor ich geboren wurde. Ich weiß nicht besonders viel über ihn. Nur, daß er Kantor im Tempel war. Er soll eine sehr schöne Stimme gehabt haben.«
    Sybil empfand Mitleid für ihn. Sie erinnerte sich noch an die schreckliche Angst, die sie hatte, als sie sich vorzustellen versuchte, wie es sein würde, wenn ihre Eltern beide tot wären. So ähnlich mußte Mikael jetzt auch fühlen. Sie beugte sich vor und drückte sanft seine Hand. »Das kommt schon in Ordnung, Mikael. Eines Tages sind alle Magistraten tot und können unserem Volk nie wieder etwas antun.«
    Mikael schaute sie plötzlich ernst an – mit dem gleichen harten Blick, den sie aus ihren Träumen kannte.
    »Weißt du auch, warum sie sterben werden, Sybil? Weil ich eine neue gamantische Revolte anführen und sie töten werde. Genau wie mein Großvater. Wenn du willst, kannst du dabei mitmachen.«
    Sybil nickte. Sie wußte, daß sie dabeisein würde. Schließlich hatte sie das Schlachtfeld immer wieder gesehen, seit sie drei geworden war und zum ersten Mal diese merkwürdigen Träume gehabt hatte. »Ich werde mitmachen.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Ich muß zusammen mit dir dort sein. Nur so können wir sie wirklich töten.«
    »Weißt du denn, wie?«
    Sybil zuckte die Achseln. »Jetzt noch nicht. Aber eines Tages werde ich es wissen.«
    Mikael bildete mit seinen Händen das Zeichen des heiligen Dreiecks und bedeutete Sybil, es ihm gleichzutun. Dann verhakte er seine Finger mit den ihren und verband so die beiden Dreiecke miteinander. »Wir wollen einen Pakt schließen –

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