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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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beim Grab unserer Eltern.«
    Sybil blickte auf ihre miteinander verbundenen Hände. Sein Wunsch klang ganz vernünftig. »Na gut. Was muß ich denn tun?«
    »Sag einfach, daß du beim Grab deines Vaters gelobst, mit bei der Führung der Revolte zu helfen.«
    »Ich gelobe es – beim Grab meines Vaters.«
    Sybils Kehle wurde eng. Sie wußte nicht einmal, wo das Grab ihres Vaters war. Das tat weh. Sie schluckte schwer und bemerkte, daß Mikael sie unverwandt anblickte, als wäre sie der einzige Freund, den er im ganzen Universum hatte.
    »Danke, Sybil. Und ich gelobe es beim Grab meiner Mutter.« Er neigte den Kopf und meinte warnend: »Du kannst jetzt nicht mehr zurück.«
    »Das will ich auch gar nicht. Du brauchst mich.«
    Langsam gab er ihre Hände frei, und sie blickten sich eine Weile schweigend an. Sybil lächelte zuerst, dann folgte Mikael ihrem Beispiel.
    Eine Stunde später kletterte Sybil auf den Stuhl, der vor dem Interkom stand, und tippte die Nummer ihrer Kabine ein. »Mom? Ich bin’s.«
    Ein paar Sekunden später antwortete ihre Mutter: »Alles in Ordnung, Sybil?« Ihre Stimme klang irgendwie spröde, als würde sie in eine Million Stücke zerbrechen, wenn sie zu lange redete.
    »Mir geht es gut. Mikael und ich haben gerungen. Ich habe gewonnen.«
    »Tu ihm nicht weh, Liebes.«
    »Bestimmt nicht.«
    Sybil schaute zu Mikael hinunter. Der Junge lag ausgestreckt auf dem Boden und tat so, als wären seine Rippen gebrochen. Beide mußten lachen. »Mom, darf ich noch eine Stunde hierbleiben? Wir wollen Dame spielen.«
    »Ja, Sybil. Aber ruf mich regelmäßig an, damit ich weiß, daß alles in Ordnung ist.«
    »Mach’ ich, Mom. Bis bald.«
    Sybil schaltete das Interkom ab und kletterte vom Stuhl herunter. Mikael beobachtete sie mit leuchtenden Augen.
    »Deine Mom klang ziemlich besorgt.«
    »Ja.« Sybil strich sich das Haar aus den Augen und setzte sich im Schneidersitz neben ihn. »So ist sie, seit sie von Horeb zurückgekehrt ist. Dort mußte sie einen bösen Mann töten, und ich glaube, das macht ihr immer noch zu schaffen.«
    Mikael schürzte die Lippen und strich nachdenklich mit den Fingern über den Teppich. »Es muß schwer sein, jemanden zu töten.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    »Ich möchte es eigentlich nicht, aber wir werden es tun müssen, das weißt du doch?«
    Sybil nickte und streckte sich neben ihm aus. »Ja, ich weiß.«
    »Ich werde versuchen, es dir leichter zu machen. Sobald ich gelernt habe, wie es geht, zeige ich es dir.«
    »Okay.«
    Sybil betrachtete eine Weile ihre Fingernägel, bevor sie fragte: »Mikael? Hast du je von mir geträumt?«
    Der Junge runzelte verwirrt die Stirn. »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Ich glaube, ich habe von dir geträumt.«
    »Wirklich? Worum ging es denn in dem Traum?«
    Sybil zögerte. Vielleicht sollte sie ihm fürs erste nur von einem einzigen Traum erzählen – es könnte ihm unheimlich vorkommen, wenn sie ihm berichtete, daß sie die ganze Zeit von ihm träumte. »Nun, es … es war merkwürdig. Wir standen auf einer grünen Hügelkuppe und hörten furchtbare Geräusche. Schreie und so was. Überall um uns herum starben Menschen. Purpurnes Feuer leuchtete aus den Wolken, soweit man sehen konnte.« Sybil schloß die Augen und erschauerte in der Erinnerung an die Strahlen, die über den abendlichen Himmel zuckten. Sie hatten groß und mächtig ausgesehen, nicht so wie die kleinen Blitze der Gewehre, die sie während des Bürgerkriegs auf Horeb gesehen hatte.
    Sybil schlug die Augen auf, als Mikael sich plötzlich aufsetzte. »Ich habe diese Art von Feuer schon mal gesehen. Als die Magistraten meine Mutter getötet haben.«
    »Dann gibt es das also wirklich?«
    »Ja. Es kommt aus den großen Schiffen, die die Magistraten haben. Solche wie dieses hier.«
    »Oh.« Sybils Blick huschte nervös über die Einrichtung der Kabine.
    »Was geschieht sonst noch in deinem Traum?«
    Was sollte sie ihm erzählen? Wie würde er reagieren? Ob er sich dann vor ihr fürchtete? Aber vielleicht konnte sie ihm wenigstens einen Teil verraten. »Mikael, hast du ein Mea?«
    Der Junge fuhr zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. »Woher weißt du das? Mein Großvater hat gesagt, ich dürfte niemandem außer Jeremiel Baruch davon erzählen. Und der ist so beschäftigt, daß ich ihn bisher noch gar nicht gesehen habe.«
    Sybils Kehle war plötzlich so rauh, daß ihr das Schlucken schwerfiel. »In meinem Traum halten wir es mit unseren Stirnen – und tun etwas.«
    Langsam

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