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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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so die Erinnerungen wieder in seinen Kopf zurückdrücken. Doch die Bilder überrollten ihn wie eine mächtige Woge: Slothens verärgertes Gesicht während der Anhörung zum Annum- Zwischenfall. Die verängstigten Augen der Mannschaft, seiner Freunde, als sie aus dem großen Saal hinausgeführt wurden. Seine eigene Stimme, die rief: »Slothen! Es war nicht ihr Fehler. Magistrat, wenn Sie auch nur einen Funken Anstand besitzen, müssen Sie …«
    Tahns Beine gaben unter ihm nach. Minuten, vielleicht auch Stunden später fand er sich auf dem Fußboden wieder. Sein Kopf schmerzte heftig.
    Die Angst, die ihn erfüllte, raubte ihm die Kraft aufzustehen. Er rollte sich auf den Bauch und vergrub das Gesicht in den Händen.
     
    Sybil saß in einer Ecke ihrer Kabine auf dem Boden und tat so, als würde sie mit dem Damebrett spielen. Ari hatte es ihr gegeben. Sie verschob hier einen roten und dort einen schwarzen Stein, während sie ihre Mutter im Auge behielt. Irgend etwas war ihr passiert. Etwa Schlimmes, soviel war Sybil klar. Obwohl ihre Mutter gerade erst geduscht und ein schönes, cremefarbenes Gewand angezogen hatte, glitzerten Schweißperlen auf ihrer Nase. Sybil seufzte und beobachtete ihre Mutter weiterhin heimlich. Tief in ihrem Innern empfand sie Angst, obwohl sie nicht zu sagen vermochte, weshalb eigentlich. Und ganz offensichtlich teilte Rachel diese Empfindung, dann ging sie in der Kabine auf und ab, als würde sie jeden Moment damit rechnen, daß die Magistraten plötzlich hereinstürmten, um sie zu töten.
    Sybil schob einen der Damesteine ziellos mit dem Finger über das Brett. Im Zimmer war es so fürchterlich still, daß sie schon für ein einziges Wort dankbar gewesen wäre. Die Sekunden zogen sich so endlos hin, wie das sonst nur der Fall war, wenn man etwas Unangenehmes erwartete. Sybil hatte versucht, sich mit ihrer Mutter darüber zu unterhalten, wie es in den polaren Kammern gewesen war oder was sie im Palast des Mashiah erlebt hatte, doch Rachel hatte nur einsilbig geantwortet, als würden die Fragen sie stören, und so hatte Sybil ihre Versuche schließlich eingestellt. Doch jetzt schmerzten sie die ungewohnte Stille und der gehetzte Ausdruck in den Augen ihrer Mutter. Und jetzt, wo sie mit Rachel im selben Zimmer war, kam Sybil sich einsamer vor als damals, als sie wußte, daß sie durch Tausende von Meilen von ihrer Mutter getrennt war.
    Schließlich wagte sie einen neuen Versuch. »Mom?«
    »Hmm?«
    »Hast du Angst? Du siehst so aus, als hättest du wegen irgend etwas Angst.«
    Rachel runzelte die Stirn.
    »Hast du Angst, Mom?«
    »Nein, Kleines. Ich bin nur müde.«
    Sybil konnte sich vorstellen, daß das stimmte, denn ihre Mutter bekam jedesmal, wenn sie die Augen schloß, schreckliche Alpträume. Genau deswegen hatte Sybil selbst auch nicht sehr viel Schlaf bekommen. »Aber du ringst die Hände und wanderst auf und ab, als hättest du Angst, dich auch nur für einen Moment hinzusetzen. Als könnte dich irgend etwas einholen, wenn du kurz ausruhst. Vorhin hast du die ganze Zeit in den Sicherheitsakten gelesen. Hast du deswegen Angst?«
    Rachel verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin nur ein wenig besorgt, Sybil, das ist alles.«
    »Machst du dir Sorgen, ob du genug lernen kannst, um beim Sicherheitsdienst mitzumachen, oder weil die Magistraten kommen könnten, um die Hoyer zurückzuerobern?«
    Rachel wirbelte mit offenem Mund herum. »Wo hast du das denn aufgeschnappt? Haben Ari und Yosef …«
    »Nein.« Sybil spielte nervös mit einem Damestein und senkte den Blick, um ihrer Mutter nicht in die Augen sehen zu müssen. »Nein, ich … ich hatte einen seltsamen Traum.«
    »Einen Traum?«
    Sybil griff nach der Hand ihrer Mutter und drückte sie an ihre Wange. »Ich weiß, daß du mir immer gesagt hast, Träume wären nicht wirklich, aber ich habe geträumt, die Magistraten kämen in großen Schiffen, um uns weh zu tun.«
    Rachels Blick wurde glasig, als würde sie etwas sehen, das in weiter Ferne lag. »Wann hast du das geträumt?«
    »Gestern.«
    »Und wie viele Schiffe hast du in deinem Traum gesehen?«
    Sybil runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich weiß nicht genau, Mom. Vielleicht fünfzehn oder zwanzig.«
    »Oh«, lachte Rachel erleichtert und tätschelte Sybils Wange. »Nun, mach dir keine Sorgen wegen deiner Träume, Liebes. Jeremiel wird uns schon beschützen.«
    Sybil strich nachdenklich den blauen Stoff ihrer Hose glatt. Sie überlegte, ob sie ihrer Mutter sagen sollte, daß

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