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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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schlecht. Stimmt das nicht? War es nicht so?«
    Eine Weile schaukelte Metatron den Jungen auf seinem Schoß. Die Wärme, die der Engel ausstrahlte, machte Mikael so schläfrig, daß er herzhaft gähnte. »Das stimmt, Mikael. Wir haben Gott geraten, die ersten beiden Universen zu zerstören. Einige Engel waren auch beim dritten dieser Meinung. Aber Epagael wollte nicht auf sie hören. Und deshalb sind wir jetzt hier. Und hier ist es ziemlich traurig, findest du nicht auch?«
    Mikaels Gedanken wanderten zu seiner Mutter zurück, und er biß sich auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzuhalten. »Manchmal ist es wirklich sehr traurig.«
    »Ich weiß.« Metatron streichelte ihn sanft. »Bald sorgen wir dafür, daß es besser wird.«
    Mikael fielen die Augen zu. Er kuschelte sich an den Engel und knetete sachte den Stoff seines Umhangs. Als er noch klein war, hatte er ein Kissen gehabt, das aus einem alten Nachthemd seiner Mutter genäht worden war. Er hatte es die ganze Zeit mit sich herumgeschleppt, und er konnte nicht einschlafen, wenn er es nicht dicht an seinem Gesicht spürte. Der weiche Stoff des Umhangs weckte ein ganz ähnliches Gefühl in ihm.
    Nach einer Weile spürte Mikael, wie er aufgehoben und quer durch das Zimmer getragen wurde. Metatron legte ihn sanft auf seinem Bett nieder, deckte ihn zu und steckte das Laken um seine Beine herum fest, genauso, wie es seine Mutter immer getan hatte.
    Fast schon im Schlaf murmelte Mikael. »Kannst du bei mir bleiben? Nur noch ein bißchen?«
    »Ich bleibe so lange, wie du mich brauchst.«
    Mikael seufzte zufrieden. Metatron strich ihm sanft über das Haar, während er tiefer in den Schlaf sank.
    Als wäre es ein Widerhall in seinem Geist, hörte er den Engel flüstern: »Wir könnten sogar miteinander reden, während du schläfst. Wenn du es möchtest.«
    »Geht das denn?«
    »Natürlich, das ist ganz leicht. Und ich spüre, daß dir noch andere Dinge zu schaffen machen. Habe ich recht?«
    »Ja.« Mikaels Gedanken wirbelten ziellos durch die Leere. Dann bildete sich langsam ein goldener Nebel, der ihn weich und warm umgab. »Vielleicht kannst du mir ja sagen, warum mein Großvater nicht sehr oft mit mir spricht. Dabei brauche ich ihn doch so. Wenn ich ihn hören kann, fühle ich mich nicht mehr so einsam und verlassen.«
    »Oh, das liegt hauptsächlich daran, daß dein Großvater sich an einem Ort befindet, wo die Zeit anders verläuft als hier. Wenn es für dich Tage her ist, seit du seine Stimme gehört hast, sind für ihn nur ein paar Sekunden verstrichen.«
    »Wo ist Großvater denn?«
    »Er befindet sich an einem Ort namens Authades. Das ist eine sehr, sehr dunkle Leere genau auf der anderen Seite vom Hier.«
    »Und warum kann er nicht dort herauskommen?«
    »Das ist schwierig zu erklären. Erinnerst du dich daran, wie du zu seiner Beerdigung gegangen bist?«
    Schmerz erfüllte Mikaels Brust, und er spürte, wie die Tränen unter seinen Augenlidern hervorquellen wollten. »An dem Tag hat es geregnet. Immer nur geregnet.«
    »Das stimmt. Die Wälder von Kayan schimmerten unter dem Regenbogen. Nun, da dein Großvater gestorben ist, besitzt er in diesem Universum kein Behältnis mehr, in das er zurückkehren könnte. Wenn er aus der Leere herauskäme, würde das Licht, aus dem er jetzt besteht – du würdest es Seele nennen – sich einfach auflösen. Und das bedeutet, er würde nicht mehr Zadok sein.«
    »Wer würde er denn dann sein?«
    »Er würde niemand sein. Er würde einfach gar nicht mehr sein.«
    »Du meinst, er würde einfach verschwinden?«
    »Ja, so ungefähr. Er könnte dann auch nicht mehr mit dir reden. Aber Gott und ich wollen, daß er mit dir spricht.«
    »Vielleicht kannst du ja dafür sorgen, daß er öfter mit mir spricht?«
    Der Engel zögerte, und Mikael spürte plötzlich ein sonderbares Gefühl von Trauer und Bedauern, das ihm Angst machte. Doch dann verschwand diese Empfindung, und die goldene Wärme umhüllte ihn wieder.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann. Es gibt ein paar Engel, die uns vielleicht helfen können.«
    »Vielen Dank. Ich bin sehr froh, daß du heute zu mir gekommen bist. Es geht mir jetzt sehr viel besser.«
    »Wann immer du mich brauchst, ruf einfach. Ich komme, sobald ich kann. Manchmal, wenn ich sehr weit fort bin, kann es vielleicht eine Weile dauern. Aber dann rufe einfach weiter, bis ich da bin. Und jetzt mußt du schlafen. Du bist sehr müde. Schlaf … schlaf …«
    Mikael ließ sich treiben. Zum ersten Mal seit

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