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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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und fand einen Platz zwischen zwei Männern. Der Schmied lächelte sie an, als er sie bemerkte. Er flüsterte einem Mann, der neben ihm stand, etwas zu und nickte dabei mit dem Kopf zu Rachel hinüber. Der Mann wandte sich um. Er war groß, besaß ein sonnengebräuntes Gesicht und dichte blonde Locken. Sein Blick ließ Rachels Herz stocken. Die tiefliegenden braunen Augen strahlten eine Art magnetischer Wärme aus, die Rachel wie eine machtvolle Wöge überflutete.
    Sie senkte den Blick und wollte zurückweichen, doch die tiefe, spöttische Stimme des Schmieds ließ sie innehalten. »Ich verstehe Ihre Sprache nicht«, erwiderte sie. »Tut mir leid.«
    Die umstehenden Männer wandten sich ihr zu, tauschten Bemerkungen aus und deuteten dabei immer wieder zu dem großen Blonden hinüber. Der machte eine Bemerkung und lächelte dabei, als ob er ein wenig verlegen sei. Dann löste er sich aus dem Kreis und ging zu Rachel hinüber.
    Mit einer tiefen Verbeugung meinte er: »Verzeihen Sie, meine Dame. Ich bin Hasmonaean. Meine Freunde hier haben zurecht bemerkt, daß meine Sprache der Ihren sehr ähnlich ist. Allerdings sprechen Sie das Aramäische mit einem ungewöhnlichen Akzent. Woher stammen Sie?«
    Rachel erwiderte lachend: »Ich glaube kaum, daß Sie mir das glauben würden.« Das ist ein Traum, Rachel. Du kannst ihm alles erzählen, was du willst. Sie lachte abermals. Oh, es tat so gut, endlich wieder zu lachen.
    Der Blonde lächelte. Sein Blick bekundete deutliches Interesse an ihr. »Erlauben Sie mir, Sie ein wenig auf unserem Fest herumzuführen? Ich würde gern Ihre Geschichte hören.«
    »Ganz gleich, ob Sie sie glauben oder nicht?«
    »Nun, ob man etwas glaubt oder nicht, ist letzten Endes eine Frage des Standpunkts, finden Sie nicht? Wissen Sie, ich stamme auch nicht aus der Umgebung von Dor, und ich reise viel herum und höre dabei vielerlei Geschichten.«
    »Ich fürchte, meine würde Sie trotzdem schockieren.«
    »Um so begieriger bin ich, sie zu vernehmen.«
    Er bot Rachel seinen Arm an. Sie zögerte kurz; dann ließ sie ihre Hand auf den harten Muskeln seines Arms ruhen. Gemächlich schlenderten sie über den Platz. In ihr Spiel vertiefte Kinder huschten an ihnen vorbei. Lachen und Geschrei erfüllten die Luft. Der Blonde führte sie aus dem Gedränge einen Hügel hinauf und zu einem Hain süß duftender Bäume, von wo aus man einen guten Ausblick auf den Platz hatte. Vor einem Tisch, auf dem ein hölzernes Fäßchen ruhte, blieb er stehen, nahm einen Tonbecher und füllte ihn mit einer kastanienbraunen Flüssigkeit.
    »Der Wein in dieser Gegend ist stark, aber er besitzt ein wundervolles Aroma. Darf ich Ihnen etwas davon anbieten?«
    »Ja, gern.«
    Er reichte ihr den Becher, den er bereits gefüllt hatte, und nahm sich dann ein anderes Trinkgefäß. »Wie heißen Sie?«
    »Rachel Eloel.«
    »Ein schöner Name. Eloel Souel.«
    Rachel runzelte die Stirn. »Was bedeutet das?«
    Er zuckte die Achseln, als wünschte er sich, nichts gesagt zu haben. »Ich glaube nicht, daß das noch irgend jemand genau weiß. Es ist ein sehr alter Ausdruck.«
    Er warf ihr einen Blick zu, der ihr Herz schneller schlagen ließ, nahm wieder ihren Arm und führte sie weiter durch den Hain. Oben auf dem Hügel angekommen, ließ er sich in das dichte, grüne Gras sinken und machte eine einladende Handbewegung. »Kommen Sie, und setzen Sie sich zu mir.«
    Rachel zog den Saum ihrer weißen Robe hoch, ließ sich neben ihm nieder und schaute zu dem blauen Ozean hinüber, der in der Ferne glitzerte. Hinter ihr erstreckte sich eine endlose Kette baumbestandener Hügel. Sie nippte an ihrem Wein und legte den Kopf in den Nacken, um die Brise zu genießen, die über ihr Gesicht strich.
    »Sie sehen glücklich aus«, sagte er.
    »Mehr als Sie sich vorstellen können. Das hier ist für mich wie das Paradies.« Nein, es ist schöner. Nach all den Schrecknissen, die sie in den vergangenen drei Jahren erlebt hatte, erschien ihr das Land dieser einfachen Menschen in ihrer handgewebten Kleidung weitaus erstrebenswerter als alles, was die sieben Himmel bieten mochten. Sie dachte kurz an Epagael, und sofort machte sich Bitterkeit in ihrem Herzen breit. Entschlossen drängte sie den Gedanken zurück. Als sie wieder aufblickte, bemerkte sie, daß Hasmonaean sie besorgt betrachtete.
    »Oh, ich glaube, ich kann es mir doch vorstellen. In Dor zu weilen, löst ähnliche Gefühle in mir aus. Aber seien Sie trotzdem vorsichtig. Auch das Paradies ist nur

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