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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Liebe noch Gier. Verstehst du? Wenn es nur eine Realität gibt, kann kein Dualismus existieren. Erst nachdem Gott ›das Licht gesehen hatte‹, wurde er von der Pracht des Chaos angezogen. Und das war der Punkt, an dem er eine Persönlichkeit entwickelte.«
    Rachel betrachtete nachdenklich den Wein in ihrem Becher. »Zu schade, daß wir nicht in der Zeit zurückgehen können bis zu dem Punkt, bevor die Teilung stattfand. Aber wenn Gott das Muster des Chaos so sehr liebt, sind wir dann nicht alle zu endlosem Leid verdammt, um ihm seine Unterhaltung zu verschaffen?«
    Hasmonaean nickte. »Das stimmt. Es sei denn, wir zwingen ihn dazu, das zu fühlen, was dieses Universum empfindet.« Er warf ihr einen düsteren Blick zu. »Wir müssen die Hand wieder mit dem Körper verbinden, damit er den Schmerz fühlt.«
    »Und wie können wir das tun?«
    »Wir müssen den Schatz des Lichts durchdringen und ihm das Chaos ins Gesicht schlagen.«
    Rachel fiel plötzlich das Atmen schwer. Er klang nicht mehr so, als würde er über philosophische Ideen reden. Nein, jetzt hörte er sich an wie jemand, der genau wußte, wovon er sprach. Sie betrachtete die große braune Hand, die sich so warm um die ihre geschlossen hatte, und ließ dann den Blick zu seinem Gesicht wandern, wo sie jede Einzelheit in sich aufnahm: die hohen Wangenknochen, die aristokratische Nase, die großen, anziehenden Augen. Und dann durchfuhr die Ähnlichkeit sie wie ein elektrischer Schock.
    »Oh«, keuchte Rachel schmerzerfüllt. Sie versuchte ihre Hand loszureißen, doch er hielt sie fest.
    »Rachel … bitte. Rede einfach mit mir. Ich bin doch nicht so schlecht, wie du dachtest, oder?«
    Rachel versuchte hektisch, sich von ihm zu lösen.
    Er preßte die Lippen aufeinander und gab ihre Hand frei. »Es tut mir leid. Ich wollte einfach nur in einer Welt mit dir zusammen sein, in der die Mythen über mich nicht existieren.«
    Rachel wich ein paar Schritte zurück. »Was sollen diese Namensspielereien? Aktariel. Hasmonaean. Du bist ein Betrüger. Wie heißt du wirklich?«
    »Im Laufe der Millennien habe ich Tausende von Namen gehabt. Zu viele, um mich daran zu erinnern. Mittlerweile scheint mir einer so gut wie der andere. Bitte verzeih mir, Rachel. Ich wußte nicht, wie ich dir sonst zeigen sollte, daß ich nicht das Monster bin, für das du mich hältst.«
    Rachel konzentrierte sich auf den Wind, der an ihrem Haar zauste, um die mächtige körperliche Anziehungskraft zu überwinden, die Aktariel auf sie ausübte. »Du hast versucht, mich zu betrügen! Ich … ich …«
    Aktariel wartete geduldig darauf, daß sie den Satz beendete, doch als sie nicht weitersprach, sagte er: »Rede mit mir, Rachel. Laß uns einfach nur reden. Ich bitte dich um nichts – außer um deine Gegenwart.«
    »Ist das wirklich alles, was du willst?«
    »Ja. Das schwöre ich.«
    Rachel strich geistesabwesend ihr Gewand glatt. »Befinden wir uns hier in einem Traum? In etwas, das du geschaffen hast? Oder ist es real?«
    »Es ist real. Ich wollte dich schon vor langer Zeit hierher zurückbringen, aber …«
    »Zurück?« Ihr stockte der Atem. »Was meinst du mit zurückbringen?«
    Aktariel machte ein Gesicht, als würde er mit sich selbst zurate gehen. Schließlich erklärte er: »Ich glaube nicht, daß du jetzt schon bereit bist, darüber zu reden. Wir sollten …«
    »Ich bin durchaus bereit für die Wahrheit, verdammt nochmal! Aber hast du mir je die Wahrheit gesagt?«
    Ein Ausdruck der Verzweiflung glomm in seinen Augen auf. »Ich habe dich niemals angelogen.«
    Rachel starrte in das hübsche, von blonden Locken umrahmte Gesicht. Sie verspürte den drängenden Wunsch, ihn zu schlagen – oder in seine Arme zu stürzen und sich von ihm trösten zu lassen. Doch sie tat weder das eine noch das andere. Statt dessen stützte sie die Stirn auf die hochgezogenen Knie und versuchte, der Gefühle, die sie zu überwältigen drohten, Herr zu werden.
    Einige Sekunden später spürte sie eine Hand, die sanft über ihr Haar strich. »Willst du zurückkehren? Ich kann dich zum Schiff bringen.«
    »Rühr mich nicht an!« Aktariel zog seine Hand zurück. Tief in ihrem Innern wünschte Rachel, sie könnte hier bleiben – weit, weit fort von der Realität der Magistraten und ihrer mörderischen Tyrannei. »Du machst mir Angst, Aktariel.«
    »Wieso?«
    »Um Himmels willen, du bist der Betrüger! Wie kann ich irgend etwas glauben, das du mir erzählst?«
    »Bitte, Rachel, versuch, hinter die Propaganda zu

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