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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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stattgefunden.«
    »Oder gar nicht.«
    »Das wäre auch möglich.«
    Für ein paar Sekunden empfand Jeremiel so etwas wie Erleichterung. Vielleicht hatte Slothen tatsächlich gelogen, doch wenn das zutraf … Oh, Gott.
    Erinnerungen an das reiche Farmland Abulafias stiegen in ihm auf und wurden überlagert von der Vorstellung, wie die Felder jetzt aussehen mußten – eine glasig geschmolzene Wüstenei. Auf Abulafia hatte es kommunale Farmen gegeben, auf denen es von Kindern nur so gewimmelt hatte. Bei seinem letzten Besuch der größten Kooperative des Planeten hatte sich ein schwarzhaariger, fünfjähriger Junge an seinem Bein festgeklammert, während sie einen Spaziergang durch die blühenden Obstgärten machten, und ihn angestrahlt, weil er der berühmte Führer der Untergrundbewegung war, die sie alle vor den finsteren Machenschaften der Magistraten beschützte. Jeremiel schloß die Augen.
    »Baruch?«
    »Ich … ich will jetzt nicht reden.« Haß legte sich wie eine bleierne Decke über ihn. Er hatte das Gefühl, irgend etwas tun zu müssen, wenn er nicht von dem Gewicht erdrückt werden wollte.
    Jeremiel erhob sich schwankend und schlug mit der Faust gegen die Wand. Wieder und wieder holte er aus und legte sein ganzes Gewicht in jeden Hieb. Und bei jedem Schlag, der gegen die Wand krachte, stellte er sich vor, es wäre ein Schuß, der einen der rotgekleideten Soldaten niederstreckte. Als er genug Feinde getötet hatte und das Blut in breiten Strömen über die zerschmolzene Oberfläche des Planeten floß, sah er einen kleinen, schwarzhaarigen Jungen, der wieder zum Leben erwachte, aus der Lava hervorkroch und lachend auf ihn zueilte.
    Und schließlich war der Schmerz in seiner geschundenen Faust schlimmer als jener, der in seinem Innern tobte. Jeremiel ließ die Hände sinken, blieb einen Moment still so stehen und blickte dann zur Decke empor.
    Carey saß wie gebannt an ihrem Platz und wagte kaum zu atmen. Baruch sah aus wie ein gefolterter Erlöser; sein attraktives Gesicht war schweißüberströmt. Die kräftige Schultermuskulatur war noch immer angespannt und wölbte sich unter dem Stoff seines schwarzen Overalls.
    Halloway sah wieder auf den Monitor und betrachtete die statistischen Daten über Abulafia. Es war ein landwirtschaftlich orientierter Planet gewesen, auf dem man in erster Linie Gerste angebaut hatte, obwohl es auch eine Reihe von Obstplantagen gegeben hatte. Auch Careys Eltern hatten auf einer Plantage gearbeitet. Erinnerungen an ihre Kindheit tauchten auf, und sie schien wieder den süßen Duft der orionischen Pfirsichblüte wahrzunehmen. Bevölkerungszahl: 23.000. Die Hälfte davon Kinder. Erbärmlich wenig Menschen für eine so große und fruchtbare Welt. Halloway warf einen Blick auf die Produktionsdaten. Offenbar hatten die Bewohner des Planeten außerordentlich hart gearbeitet. Ihre Ernte war fünfmal so groß wie die vergleichbarer magistratischer Welten. Und dabei verfügten sie nicht einmal über deren hochmodernes technisches Gerät.
    Baruch stieß ein tiefes Seufzen hervor. Seine Fäuste waren noch immer geballt. Für einen Sekundenbruchteil trafen sich ihre Blicke, und Halloway sah direkt in seine weit aufgerissenen und verwirrend blauen Augen, in denen Haß aufschimmerte. Zu ihrer Überraschung empfand auch Halloway einen Teil des Schmerzes, der in ihm tobte. Verdammt! Sie hatte nicht geahnt, daß sie mit Pieromas verletzlicher Haltung auch einen Teil ihrer Gefühle übernehmen würde. Verstohlen ballte sie die Fäuste.
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Es gibt nichts, was Sie hätten tun können. Auch wenn Sie dort gewesen wären, hätte das nichts geändert.«
    Jeremiel senkte den Kopf und starrte sein Glas an. Dann versetzte er ihm einen Stoß, der es quer über den Tisch trieb, bis es schließlich über die Kante rutschte und zu Boden fiel. Der Ausdruck der Verzweiflung auf seinem attraktiven Gesicht traf Halloway wie ein eisiger Hauch. Und als er sprach, mußte sie die Zähne zusammenbeißen, um von dem Schmerz in seiner Stimme nicht überwältigt zu werden.
    »… Ein paar Bauern. Sie stellten nicht die geringste Gefahr für die Regierung dar.«
    »Slothen betrachtet jede Form des Widerstands als Bedrohung. Giclasianer lassen abweichende Meinungen nur in einem sehr engen Rahmen zu. Und die Gamanten bewegen sich in der Regel außerhalb dieses Rahmens.«
    Jeremiel ging langsam zu ihr hinüber. »Und der Untergrund hat seine Kräfte geteilt und bewegt sich möglicherweise in

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