Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
unterschiedlichen Daten schnell einzuordnen.
»Und warum schaffst du das dann nicht?« knirschte Rachel ärgerlich.
Sie zog ein Notizbuch aus der Tasche und blätterte die Seiten durch, um sich das Schema ins Gedächtnis zu rufen. Als sie den Arm ausstreckte, um eine Prüfungssequenz einzugeben, erhellte ein gleißender Blitz den Schacht. Rachel schützte ihr Gesicht mit den Händen, konnte aber dennoch den karmesinroten Umhang erkennen. Er stand dort, überirdisch schön wie immer. Sein bernsteinfarbener Körper schimmerte wie flüssiges Feuer, und im Widerschein des Lichts strahlten die Wände, als wären sie mit Gold überzogen.
»Nein«, flüsterte Rachel und stieg von der Leiter herunter. »Aktariel, warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen.« Ihre Knie zitterten so heftig, daß sie sich mit einer Hand an der Wand abstützen mußte. »Ich habe dir nichts zu sagen. Was willst du von mir?«
»Rachel, du wirst schon bald auf dem Weg nach Tikkun sein, und ich …«
»Jeremiel hat gesagt, wir fliegen nicht nach Tikkun! Er hat gesagt …«
»Ja, ich weiß, was er dir erzählt hat. Er muß sehr vorsichtig sein. Letzten Endes hängen eine halbe Million Menschenleben von ihm ab.«
Rachel umklammerte eine Leitersprosse. Angst und Ratlosigkeit wuchsen in ihr. Als Aktariel sie beobachtete, trat eine sonderbare Traurigkeit in seine Augen.
»Rachel, hör jetzt genau zu. Die Schiffe, die Slothen nach Tikkun entsandt hat, kommen aus unterschiedlichen Richtungen. Zwei davon stehen bereits in Verbindung mit der Hoyer. Jeremiel wird in eine Falle laufen.«
»Was für eine Falle?«
»Es ist ein sehr ausgefeiltes Manöver, das man auch den ›verschnürten Stern‹ nennt. Jeremiel ist damit vertraut.«
»Kann er etwas dagegen unternehmen?«
»Ich weiß nicht.«
»Was soll das heißen, du weißt es nicht? Natürlich weißt du es.«
Aktariel trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und lehnte sich schließlich mit der Schulter gegen die Wand. »Du überschätzt meine Fähigkeiten. Epagael manipuliert die Leere, so daß ich kaum etwas abschätzen kann. Die chaotischen Parameter der Zukunft unterliegen heftigen Fluktuationen. Es gibt zu viele Faktoren, die sich verändern können. Ornias ist vorhersagbar, doch Lichtner ist ein ganz anderer Fall. Er und Tahn haben noch eine alte Rechnung offen.«
»Wer ist Lichtner?«
»Der derzeitige Militärgouverneur auf Tikkun.«
»Warum ist er wichtig?«
Der gequälte Ausdruck auf Aktariels Gesicht ließ Rachel zusammenzucken. »Frag Jeremiel.«
»Du willst es mir nicht sagen?«
»Es wäre besser, wenn Jeremiel es dir sagt. Es handelt sich um eine Privatangelegenheit.« Aktariel richtete sich ein wenig auf, als wäre ihm gerade ein neuer Gedanke gekommen. »Nein, frag Tahn. Er wird es dir erzählen.«
»Ich kann doch nicht einfach in Tahns Kabine gehen und …«
»Doch, das kannst du. Er wird sogar froh darüber sein, denn er leidet darunter, eingesperrt zu sein.«
Unsicherheit und Konfusion verwirrten Rachel. »Woran liegt es nur, daß ich dir immer glauben möchte. Obwohl ich doch genau weiß, daß du lügst.«
Aktariel senkte die Stimme zu einem sanften Murmeln. »Ich lüge nicht. Und was deinen Wunsch betrifft, mir zu glauben – meine liebe Rachel, zwischen uns besteht eine sehr alte Verbindung. Du spürst meine eigenen Ängste. Unsere Wege sind seit Millennien miteinander verbunden.«
»Nicht, wenn ich mich nicht entschließe, deinem Weg zu folgen.«
»In etwa stimmt das.«
Plötzliche Panik durchfuhr Rachel. Was meinte er damit?
»Das verstehe ich nicht«, rief sie zitternd.
»Möchtest du, daß ich es dir erkläre?«
»Ja. Jetzt sofort.«
Aktariel machte vorsichtig einen Schritt auf sie zu und streckte den Arm aus. »Nimm meine Hand.«
Rachel wich zurück. »Warum?«
»Weil ich dir derart wichtige Dinge hier nicht erklären kann. Ich muß Wind in meinem Gesicht und Erde unter den Füßen spüren. Komm mit mir. Es wird dir gefallen. Es ist warm und schön.«
»Dor? Oder irgendwo anders? Wohin gehen wir?«
Aktariel schloß für einen Moment die Augen. Dann erklärte er: »Der Name würde dir nichts sagen. Bitte vertraue mir, Rachel. Komm für eine Stunde mit mir. Nur eine Stunde. Das ist alles, worum ich dich bitte. Dafür werde ich jede Frage beantworten, die du mir stellst.«
»Jede Frage?«
»Jede. Ich gebe dir mein Wort darauf.«
»Gilt das auch für die Art unserer Verbindung?«
»Ja. Alles, was du wissen willst.«
Kälte breitete sich in
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