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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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seinen Stoff in deiner Seele fühlen kannst. Und wenn du dieses Stadium erreicht hast, werde ich dir zeigen, wie du von hier aus …« Aktariel deutete auf die Hügel und den blauen Himmel darüber » … zum Schatz des Lichts gehen kannst.«
    »Was ist das?«
    »Dein rechtmäßiges Heim. Heb die andere Hand, Rachel.«
    Zögernd hob sie die Hand und streckte sie so wie er in den warmen Wind hinaus.
    »Ja, sehr gut. Und jetzt suche jenen Ort in dir, der zuhört. Du hast das bereits im Schlaf getan. Jetzt wollen wir sehen, ob du das auch kannst, wenn du wach bist.«
    Rachel schloß die Augen und folgte einem trügerischen Pfad, wobei sie hin und wieder eine falsche Abzweigung nahm. Immer, wenn das geschah, schob Aktariel sie sanft in eine andere Richtung. Schließlich, nach mehr als einer Stunde, wie es ihr vorkam, fand sie den Ort und ließ sich vom Licht ihrer Seele blenden. Ein euphorisches Gefühl der Harmonie hüllte sie ein.
    »Sehr gut«, murmelte Aktariel. »Mit der Zeit wird es leichter gehen. Jetzt greif nach dieser Essenz und denk an die Hoyer. Versuch, dir den Sicherheitsschacht so deutlich wie möglich vorzustellen.«
    Rachel nickte, während sich das Bild vor ihr mit bemerkenswerter Klarheit formte. Sonderbar. Hatte Aktariel ihr die Fähigkeit verliehen, sich etwas mit derartiger Genauigkeit vorzustellen, oder …
    »Nein, Rachel, das ist deine eigene Fähigkeit. Nun öffne die Augen.«
    Rachel gehorchte. Vor ihr rotierte der schwarze Wirbel und bildete inmitten der prächtigen Landschaft ein ebenholzfarbenes Loch. Aktariel betrachtete sie voller Stolz.
    »Du bist ein echtes Naturtalent«, erklärte er. Dann ergriff er wieder ihre Hand. »Noch drei wichtige Punkte. Vergiß nicht, was ich dir über Tikkun gesagt habe. Sprich mit Tahn. Du wirst feststellen, daß er auch nur ein Mensch ist – und zudem ein höchst anständiger. Und erzähl Jeremiel, die Informationen über Lichtner stammten aus einer Datei, die sich mit neurophysiologischen Experimenten befaßt. Datei Nummer neunzehn-eins-eins-acht. Er wird nur einige Fragmente aufspüren können, aber selbst die braucht er dringend.«
    Rachel überlegte, ob das alles zu einem Plan gehörte, den er geschmiedet hatte. Wie viele Menschen hatten ihm in der Vergangenheit vertraut, nur um dann feststellen zu müssen, daß er sie belogen hatte? Wie viele Frauen hatten die gleiche, unerklärliche Anziehungskraft gespürt, so wie sie? Sie sollte schleunigst in ihre Kabine zurückkehren und dort viele Stunden lang über alles nachdenken, was sie heute erlebt hatte.
    »Bist du bereit, Rachel?« fragte Aktariel.
    »Ja. Ich bin bereit.«
    Der Wirbel fühlte sich sonderbar kalt an, als sie hineinschritt, ganz so, als würde sie ein eisiges Grab betreten.

 
KAPITEL
31
     
     
    12. Tishri 5414
     
    Pavel Jacoby griff nach dem Löffel und probierte die Yaguth-Ochsensuppe. Er nickte beifällig. Die Suppe war kräftig, und das Basilikum verlieh ihr ein besonderes Aroma.
    Während er den Löffel abermals eintauchte, ließ er den Blick in die Runde schweifen. Fünf Mitglieder seiner Familie saßen lachend und schwatzend am Tisch und fuchtelten gelegentlich mit ihrem Besteck herum, wenn sie eine Aussage besonders unterstreichen wollten. Großvater Jasper rief immer wieder: »Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein! Denkt nur an das Risiko, das ich eingegangen bin, um meine Familie zu treffen.«
    Sie saßen in einem großen Zimmer mit hoher Decke. Öllampen warfen ihr warmgoldenes Licht über die Bücherregale, die entlang der Wände aufgereiht standen. Das Tischtuch aus weißem Leinen, die Trinkgefäße aus Kristallglas und die feinziselierten silbernen Eßbestecke warfen das Licht hell zurück. Alle, selbst Großvater, hatten an diesem Vorabend des Shabbat ihre besten Kleider angezogen. Großvaters Hemd war so kräftig gestärkt, daß er ständig am Kragen zerrte und dabei ächzende Laute von sich gab, um allen deutlich zu machen, wie unwohl er sich fühlte. Doch Tante Sekan hatte darauf bestanden, daß sich jeder wie zu einem hohen Feiertag kleidete … denn immerhin mochte das durchaus ihr letztes gemeinsames Mahl sein. Die Marines zogen die Schlinge, die praktisch schon um ihren Hals lag, immer enger.
    »Pavel«, rief sein Vater und deutete dabei mit dem Löffel auf ihn, »was hältst du denn von den Marines, die uns verbieten, weiterhin unsere Cafes zu besuchen, hm? Wir dürfen weder in die Cafes, noch zum Raumhafen oder überhaupt nach acht Uhr abends auf die

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