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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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ganzen Tag damit, den Rasen abzuweiden – und anschließend die ganze Nacht, um alles wieder herauszuwürgen. Er hatte oft genug versucht, ihr klarzumachen, daß Gras nicht gut für sie war, doch ohne Erfolg. Sie mochte einfach den Geschmack.
    »Darf ich etwas Brot haben?« fragte Yael.
    »Natürlich, Liebes. Tante Sekan, reichst du mir bitte das Brot?«
    »Oh, tut mir leid«, entschuldigte sich Sekan, während sie ihm den Brotkorb gab. »Jasper hat mich so nervös gemacht, daß ich ganz vergessen habe, wie gern Yael Brot in ihre Suppe tunkt.«
    »Was hast du gesagt?« erkundigte Großvater sich knurrig, als sein Name fiel.
    »Ich habe gesagt, daß du mich nervös machst.«
    »Tja, du solltest auch besser nervös sein. Wir stehen als nächste auf der Liste der Magistraten. Losacko hat mir erzählt, sie hätten Baruch auf Horeb gefangen, und der Planet wäre abgefackelt worden, weil man ihm dort Unterschlupf gewährt hat.«
    Toca schaute auf. »Gefangen? Das glaube ich nicht. Jeremiel würde sich nicht einfach fangen lassen.«
    »Wer hat etwas von fangen ›lassen‹ gesagt? Wie Losacko erzählte, hat irgendein Gamant ihn hereingelegt und für viel Geld an die Magistraten verkauft.«
    »Lieber Gott! Ich hoffe, Losacko irrt sich.«
    »Nein, tut er nicht. Und wir werden als nächste abgefackelt. Ich sage euch …«
    »Großvater kann durchaus recht haben«, erklärte Karyn leise. Alle richteten ihre Aufmerksamkeit auf die blondgelockte, zweiundzwanzigjährige Frau mit der blassen Haut. »Wir haben tagelang ohne Erfolg versucht, Baruch zu erreichen. Es scheint so, als hätten die Magistraten die Kommunikationswege blockiert, so daß wir nicht durchkommen.«
    »Seht ihr!« explodierte Jasper. »Ich habe es ja gleich gesagt. Wir werden abgefackelt!«
    »Großvater!« rief Pavel. »Das ist doch nichts als ein Gerücht. Major Lichtner sagt, Slothen würde uns einen Botschafter schicken, um die Situation zu klären. Alles, was sie wollen, ist eine friedliche Lösung.«
    »Friedlich? Erzähl doch nicht so einen Blödsinn! Sie wollen uns tot sehen. Und die beste Methode, uns umzubringen, besteht darin, uns so lange einzuschüchtern, bis wir alles tun, was sie verlangen. Erst zwingen sie uns zur Registrierung, dann legen sie einen Lichtschild um die Stadt. Und wir hocken da wie flügellahme Enten!«
    Pavel zerknüllte wütend die Serviette auf seinem Schoß. Die Suppe war mittlerweile eiskalt geworden, doch er nahm den Löffel und aß demonstrativ weiter. »Die Suppe ist wirklich ausgezeichnet, Tante Sekan.«
    Sie lächelte. »Ich weiß doch, daß es Yaels Lieblingssuppe ist.«
    Das Mädchen strahlte sie an. Sekan blickte in die Runde, schob ihren Stuhl zurück und erklärte: »Wenn alle fertig sind, trage ich jetzt den Hauptgang auf.«
    »Aber sicher«, erwiderte Toca voller Vorfreude.
    Pavel nippte an seinem alazariner Wein und warf Karyn einen liebevollen Blick zu. Für ihn selbst war das Mädchen stets mehr eine Schwester als eine Kusine gewesen, und nach Absas Tod war sie für Yael zu einer Art Ersatzmutter geworden.
    »Wie läuft’s an der Uni, Karyn? Vater sagt, du hättest hauptsächlich Physik und Chemie belegt.«
    Karyn lächelte leicht, als würde sie seinen Versuch, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, durchaus anerkennen. »Hauptsächlich, ja.« Dann senkte sie die Stimme und flüsterte verschwörerisch: »Außerdem lehrt uns der Untergrund magistratische Technologie. Das ist sehr interessant.«
    Die Regierung hatte bisher noch keine Abhörgeräte eingesetzt. Zumindest nahm Pavel das an. Immerhin überprüften sie das Haus regelmäßig jeden Tag. Karyns Flüstern war eher eine instinktive Reaktion. Vor Jahren hatten die Magistraten die alte Universität niedergebrannt und verkündet, jeder, der an den Lehrgängen der Untergrundbewegung teilnahm, würde sofort standrechtlich erschossen.
    »Wenn Baruch noch lebt, kannst du ja dann Captain des nächsten Schlachtkreuzers werden, den er stiehlt«, scherzte Pavel.
    Alle am Tisch lachten, nur Großvater machte ein finsteres Gesicht. Der Grund dafür war allen bekannt – er hielt nichts davon, wenn Frauen eine wissenschaftliche Ausbildung absolvierten. Auf Tikkun hatte man diese Möglichkeit erst vor rund fünfzig Jahren geschaffen, und selbst dann nur recht zögerlich. Die Bewohner des Planeten hielten sich ansonsten sehr genau an die überlieferten Traditionen. Doch mittlerweile hatte praktisch jeder eingesehen, daß die Universität lebenswichtig für die

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