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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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zitterte.
    »Wie geht es dir?«
    »Ich bin gleich wieder in Ordnung.«
    Rachel warf einen Blick zurück zur Taverne und zum See. »Wer war das? Er hatte die sonderbarsten Augen, die ich je gesehen habe.«
    »Ja, sogar in diesem Universum. Ich war selbst überrascht. Er heißt Yeshwah ben Yosef. Ich hatte nicht erwartet, ihm hier zu begegnen. Tut mir leid. Ich …« Aktariel holte tief Luft und gab sich alle Mühe, sich wieder zu beruhigen. »Er ist ein Fischer, Rachel. Das ist alles. Mehr nicht.«
    »Du sagst das so, als hätte er mehr sein können. Warum war er das nicht? Weil du niemals hier warst?«
    Aktariel warf ihr einen tränenfeuchten Blick zu, dann ging er zu ihr, hakte sich bei ihr ein und führte sie in den Obstgarten.
    »Er ist nie versucht worden«, erklärte Aktariel leise. »Er wurde nie vom Hammerschlag eines unerträglichen Schicksals getroffen oder durch brennenden Haß in etwas Stärkeres verwandelt.«
    »In seinen Augen stand eine so furchtbare Einsamkeit. Ich hätte fast …«
    »Er hat seinen eigenen Weg gewählt. Sein Leben verlief ruhig und ereignislos, und die meisten seiner siebenunddreißig Jahre hat er im Haus seiner Eltern gewohnt. Nur ein einziges Mal hat er ein wirklich aufwühlendes Erlebnis gehabt – als er mitansehen mußte, wie die Frau, die er liebte, gesteinigt wurde.«
    »Wie schrecklich. Hat er nicht versucht, das zu verhindern?«
    »Nein. In diesem Universum besaß er nicht die Kraft, um sich gegen die Tradition zu erheben – auch wenn er wußte, daß diese Tradition falsch war.«
    »Was für eine Tradition? Erzähl mir mehr davon. Ich möchte verstehen …«
    »Ich … ich würde lieber nicht darüber sprechen, Rachel. Dort drüben stand ich dicht davor, mich in Matthyas Disput über die Sünde einzumischen, und das hätte verheerende Folgen haben können. Ich würde die ganze Sache lieber vergessen, wenn du nichts dagegen hast.« Er hob Rachels Hand an die Lippen und küßte ihre Finger.
    Widerstreitende Gefühle stiegen in ihr hoch. Sie wollte sich ihm entziehen und zugleich noch näher sein. »Du kannst das alles vielleicht vergessen, ich aber nicht. Erzähl mir, wieso ich seine Sprache verstehen konnte.«
    »Im Grunde habe ich dir das schon früher einmal erklärt. Das Aramäische ist dem Gamantischen sehr eng verwandt. Wenn du länger geblieben wärst, hättest du allerdings einige grundsätzliche Unterschiede festgestellt. Das Gamantische hat sich doch recht stark verändert.«
    Langsam fielen die einzelnen Teile des Puzzles an ihre Plätze. »Aramäisch ist ein Vorläufer des Gamantischen?« Rachels Herz schien einen Sprung zu machen. »Heißt das, daß diese Menschen entfernte Verwandte sind?«
    »Sehr entfernt. Doch jetzt wollen wir wieder zur Hoyer zurückkehren. Wenn du wieder einmal meine Gesellschaft teilst, werde ich uns eine andere Taverne suchen. Eine’, die nicht so alte und tiefgehende Gefühle in mir aufwühlt. Es tut mir leid, wenn ich dich dort drinnen erschreckt haben sollte.«
    Sie durchquerten den Obstgarten und stiegen wieder zu dem Hügelkamm hinauf, von dem aus man einen Blick über den ganzen Ort hatte. Als sie die Hügelkuppe erreichten, blieb Rachel stehen und schaute auf den See und die Felder zurück, auf denen sich die goldenen Ähren im sanft streichelnden Wind bewegten.
    »Es fällt mir richtig schwer, diesen Ort zu verlassen«, flüsterte Rachel. »Es ist hier so friedlich, so ruhig.«
    »Ja, ich habe es auch schmerzlich vermißt. Mehr, als mir bewußt war.«
    Rachel sah, wie das Mea unter seiner Robe blau aufleuchtete.
    »Rachel«, sagte Aktariel mit ruhiger Stimme, »ich weiß, daß du mir noch nicht traust, aber ich bitte dich, mir noch mehr Zeit zu geben, damit ich dir beweisen kann, daß ich deines Vertrauens würdig bin.«
    »Ich werde dir niemals trauen, Aktariel. Dafür jagst du mir viel zu viel Angst ein.«
    »Ich verstehe, auch wenn es sehr schwer für mich ist. Laß uns jetzt zurückkehren. Wir werden uns zu einem späteren Zeitpunkt weiter unterhalten.«
    Aktariel nahm Rachels Hand und legte sie auf das Mea unter seinem Gewand. Eine Vibration durchfuhr Rachel. Sie versuchte, ihre Hand zurückzuziehen.
    »Hab keine Angst, Rachel. Du mußt lernen, mit dem Vortex umzugehen. Nicht einmal Zadok hat es vollständig begriffen. Aber du mußt.«
    Rachel warf einen furchtsamen Blick auf seine Hand, die ihre gegen das Mea preßte. »Warum?«
    »Wenn du es oft genug benutzt hast, wirst du feststellen, daß es ein Teil von dir ist, daß du

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