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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Straße. Meinst du, sie glauben, man könnte uns durch solche Maßnahmen einschüchtern?«
    Pavel runzelte die Stirn. Er hatte gehofft, sie würden an diesem Abend nicht über die erschreckenden neuen Anordnungen reden. Er durfte gar nicht daran denken, was diese neuerlichen Restriktionen noch alles nach sich ziehen würden. »Ich glaube, sie sind überzeugt, uns damit Angst einzujagen. Das ist ein wichtiger Schritt.«
    Sein Vater zog die Augenbrauen hoch. »Ein Schritt?«
    »Ja, ich glaube …«
    »Der Junge versucht dir klarzumachen, daß alles noch sehr viel schlimmer wird«, brüllte Großvater so laut, daß alle anderen Gespräche verstummten. »Heute morgen habe ich gehört, sie hätten vor, die ganze Stadt einzuschließen.«
    Pavel senkte den Blick. Er hatte dieses Gerücht ebenfalls gehört, zugleich aber gehofft, niemand sonst hätte davon erfahren. Jetzt würden all ihre Ängste, die sie an diesem Abend hinter ihren freundlichen Mienen verborgen hatten, wieder an die Oberfläche steigen. Er warf einen Blick auf Tante Sekan. Die kleine, übergewichtige Frau mit dem lockigen roten Haar und den großen braunen Augen sah im Moment wie eine erschreckte alte Eule aus.
    »Großvater«, sagte Pavel leise und bedauerte sofort, einen besänftigenden Ton angeschlagen zu haben.
    »Was? Rede gefälligst lauter, Junge!«
    Pavel schoß einen finsteren Blick in seine Richtung, erhob aber die Stimme. »Ich glaube, das sind einfach nur Gerüchte, die die Magistraten in die Welt gesetzt haben, um uns einzuschüchtern, damit wir ihren Anweisungen gehorchen. Ich würde mir deswegen keine Sorgen machen.«
    »Würdest du nicht, hä? Na ja, du warst ja auch noch nie besonders helle. Weißt du noch, wie du damals im Astronomiekurs durchgefallen bist? Du konntest deinen eigenen Heimatplaneten nicht auf einer Karte des Sonnensystems finden. Damals ist mir klargeworden, daß du wohl keine große Leuchte warst.«
    Pavel seufzte und lehnte sich zurück. Jedesmal, wenn Großvater versuchte, seinen Standpunkt durchzusetzen, brachte er diese alte Geschichte zur Sprache.
    Jasper fuhr fort: »Chaim Losacko hat mir vor zwei Tagen erzählt, er hätte eine illegale Sendung abgehört, wonach Horeb abgefackelt worden ist. Na, was hältst du denn davon? Erst Kayan, dann Horeb. Wenn du immer noch denkst, diese Marines würden es nicht ernst meinen, dann wirst du bald eines besseren belehrt werden.«
    Sekan spielte nervös mit ihrem Löffel. Ihr Mund hatte sich zu einer schmalen weißen Linie verzogen.
    »Wenn sie tatsächlich einen Lichtschild um die Stadt legen«, erklärte Toca, »dann bilden wir drinnen eben unsere eigene Regierung und leben wieder so wie früher, bevor das Kriegsrecht verhängt wurde. Das wäre vielleicht gar nicht mal so schlecht. Zumindest müßten wir dann nicht jeden Tag in ihre haßerfüllten Gesichter schauen.«
    Großvater rieb sich das Gesicht, als versuche er, aus einem Alptraum zu erwachen. »Ich höre wohl nicht richtig? Glaubt ihr wirklich, sie würden uns in Ruhe lassen, wenn sie die Stadt erst einmal eingeschlossen haben? Lieber würde ich bei Aktariel in der Grube der Finsternis sitzen, als der Gnade der Magistraten ausgeliefert zu sein!«
    Pavel warf einen verstohlenen Blick auf seinen Vater, der unbehaglich in seine Suppenschale starrte. Wenn Großvater einmal in Fahrt war, konnte ihn niemand mehr bremsen.
    Schlimmer war allerdings, daß jeder wußte, er hatte recht, doch keiner wollte die Familienfeier verderben, indem er darüber sprach. Wem würde es auch noch schmecken, wenn sie fürchten mußten, schon am nächsten Tag umgebracht zu werden?
    »Daddy?«
    Pavel drehte sich um und strich Yael über die dunklen Locken. Ihre Mutter war gestorben, als sie Yael zur Welt brachte, und die schwierige Geburt hatte das Kind gezeichnet. Die hohen Wangenknochen und die mandelförmigen Augen deuteten auf ihre Behinderung hin. Doch gar so schlimm war es eigentlich nicht, sagte Pavel sich immer wieder. Immerhin hatte sie die geistige Entwicklungsstufe einer Sechsjährigen erreicht, auch wenn sie inzwischen doppelt so alt war. Er hatte schon Kinder mit Gehirnschäden gesehen, denen es wesentlich schlimmer erging. Und außerdem liebte er sie.
    Er beugte sich hinunter und flüsterte in ihr Ohr: »Na, wie schmeckt die Suppe?«
    Yael strahlte ihn an. »Gut, Daddy. Sie schmeckt wie das Gras.«
    »Ja, ein wenig schon, nicht war?« Pavel mußte ständig ein Auge auf sie haben, wenn sie im Garten spielte, sonst verbrachte sie den

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