Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Schwarzen Löcher in den Energieerzeugungsanlagen ihrer Raumschiffe nutzten, um Zeit und Raum zu überwinden, hatten sie den Schlüssel zu anderen Universen nie entdeckt.
An Bord des letzten Schiffes, das sie in Richtung Palaia Zohar geschickt hatten, befand sich auch ein gamantischer Abtrünniger. Seine Stimme hatte die letzten Worte ausgesprochen, die man von der Bashi vernahm. Jeremiel erinnerte sich daran, wie er auf der Brücke der Zilpah gesessen und jener Sendung gelauscht hatte:
»Das Schiff bricht auseinander. Die Mannschaft ist tot. Aber ich fühle mich, als würde ich schweben … frei … frei …«
Vielleicht war es ein Fehler gewesen, die Versuche an großen Schwarzen Löchern durchzuführen, statt sich auf die kleinen Singularitäten zu konzentrieren, die die Raumschiffe antrieben und die auf Tausenden von hochentwickelten Welten als Energiequellen dienten? Möglicherweise war ein körperlicher Durchgang sogar unmöglich, und nur die reine Energie der Gedanken konnte die Reise unbeschadet überstehen.
»Merkwürdig«, murmelte Jeremiel mit einem Blick auf die blauschimmernde Kugel. Die Legenden besagten, das Mea habe die Gamanten vor Millennien von der Tyrannei der Magistraten befreit – doch niemand wußte, was damit gemeint war, denn schließlich befanden sie sich ja noch immer im Einflußbereich der Unterdrücker.
»Allein von der Masse her lassen sich primordiale Schwarze Löcher nicht von Weißen Löchern unterscheiden. Sie verströmen soviel Materie, daß sie … glühen.«
Jeremiel beugte sich vor, um die Kugel genauer zu betrachten. Die Geschichten, die Rachel über Aktariel erzählt hatte, erschienen ihm plötzlich viel erschreckender. Er griff nach der Kette des Mea und hob es hoch, so daß es wie ein hypnotisches Pendel vor seinen Augen schwang.
»Bist du der Schlüssel? Das einzige Werkzeug, mit dem eine Reise in ein anderes Universum möglich wird? Wie wäre es, wenn du die Hoyer in den Himmel bringst? Das würde vieles vereinfachen. Oder schaff gleich die ganze gamantische Zivilisation dorthin.«
Nachdenklich biß er sich auf die Unterlippe.
»Rachel gegenüber hast du dich verschlossen, doch mir stehst du offen. Warum?«
Weiße Wogen liefen über die blaue Oberfläche des Mea. Das Leuchten nahm zu, bis Jeremiel den Blick abwenden mußte.
In diesem Moment summte die Türsprechanlage, und Jeremiel wäre vor Schreck fast aufgesprungen.
»Jeremiel?« rief Jonas Wilkes. »Ich habe hier zwei kleine Besucher, die Sie sprechen möchten.«
»Wen denn?«
»Sybil Eloel und Mikael Calas.«
Jeremiel zog die Augenbrauen hoch. Er empfand ein gewisses Schuldbewußtsein, weil er es versäumt hatte, sich um den Jungen zu kümmern. Rasch verbarg er das Mea unter der Bettdecke und sagte dann: »Schicken Sie sie bitte herein.«
Er stand auf, als sich die Tür öffnete und die beiden Kinder erschienen. Sybil war fast einen Kopf größer als Mikael, der ein wenig verängstigt schien.
»Hallo, Jeremiel«, sagte Sybil freundlich lächelnd. »Dürfen wir mit dir reden?«
»Natürlich. Kommt herein.«
Sybil legte eine Hand auf Mikaels Rücken und schob ihn sanft vor sich her. Als die Tür sich geschlossen hatte, blickte sie besorgt zwischen Mikael und Baruch hin und her, lachte dann plötzlich und stürzte mit ausgestreckten Armen nach vorn. Jeremiel bückte sich, fing sie auf und drückte sie an sich. Sybil schlang ihm die Arme um den Hals und flüsterte ihm ins Ohr: »Sei nett zu ihm. Er hat Angst.«
Jeremiel unterdrückte ein Lächeln und wisperte zurück: »Keine Sorge.«
Sybil trat ein paar Schritte zurück und zwinkerte verschwörerisch. »Wir wissen natürlich, daß du furchtbar beschäftigt bist, aber Mikael möchte auch nur ein paar Minuten mit dir reden. Sein Großvater hat ihm etwas sehr Wichtiges gesagt, das du unbedingt erfahren mußt.«
Jeremiel nickte ernst und begrüßte Mikael mit einer Verbeugung. »Führer Calas, ich muß mich dafür entschuldigen, nicht schon eher für eine Begegnung gesorgt zu haben. Ich stehe jetzt ganz zu Ihrer Verfügung.«
Mikael blinzelte unsicher und warf Sybil einen hilfesuchenden Blick zu. Sie ging zu ihm hinüber und flüsterte: »Das heißt, du kannst so lange mit ihm reden, wie du willst.«
»Oh«, meinte Mikael erleichtert und lächelte schüchtern.
Jeremiel erwiderte das Lächeln. »Dein Großvater war ein großes Vorbild für mich. Was hat er dir gesagt?«
Der Junge machte ein paar Schritte vorwärts, als plötzlich strahlend blaues
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