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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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richtete sie auf die Kinder, die an der Wand des Krankenhauses aufgereiht standen.
    Eines der Kinder, es hatte mandelförmige Augen und kurzgeschnittenes schwarzes Haar, streckte die Arme zu der Gruppe der Erwachsenen aus und rief: »Daddy, Daddy!«
    Rachel sah, wie ein schwarzbärtiger Mann zu ihr laufen wollte, doch seine Kameraden packten ihn und drückten ihn zu Boden. Er wehrte sich verzweifelt und schrie: »Yael, Yael!«
    Lichtner lachte und schoß auf das erste Kind in der Reihe. Ein kleiner Junge brach zusammen. Auf der weißen Wand hinter ihm zeigte sich ein Blutfleck. Rachel rührte sich nicht, doch tief in ihrem Innern schien etwas zu zerbrechen. Wie kann dieser Ort in einem Universum existieren, das ein Teil Gottes ist? Oh, Aktariel …
    Lichtner zielte auf das nächste Opfer.
    »Major!« rief Rachel. »Nicht die Kinder!«
    Lichtner warf ihr einen abschätzigen Blick zu. »Sie sind schon zu lange mit Tahn zusammen, Sergeant. Sie werden schon genauso sentimental wie er.«
    Mit diesen Worten schaute er zu Tahn hinüber, der mit versteinerter Miene stehengeblieben war. Die Pfleger hingegen waren mit der Bahre in Richtung des Shuttles weitergelaufen.
    Lichtner hob die Pistole wieder und zielte auf das nächste Kind – jenes mit den mandelförmigen Augen. Der Junge streckte die Arme nach Lichtner aus und rief etwas Unverständliches. Der schwarzbärtige Mann schrie auf. »Nein! Nein! Um Gottes willen, sie ist doch noch ein Kind. Tut ihr nichts an!«
    Sie? Rachels Herz raste plötzlich. Mädchen! Das alles waren Mädchen. Und jetzt erst begriff sie die ganze, schreckliche Bedeutung von Lichtners Worten.
    Lichtner zögerte und grinste Rachel an. »Jeder Feigling, der so ein bißchen Leid nicht ertragen kann, sollte besser aus dem Dienst ausscheiden, nicht wahr, Sergeant? Vielleicht sollte sich Ihr Captain besser einem Nähkränzchen anschließen.« Die Soldaten stießen ein hämisches Gelächter aus.
    Wieder hob Lichtner die Pistole und zielte auf das Mädchen.
    Die Welt rings um Rachel erstarb. Das brutale Gelächter der Wachen drang nicht mehr an ihre Ohren. Sie sah, wie Tahns Mund verzweifelte Rufe ausstieß, doch auch ihn konnte sie nicht hören. Er machte ein paar Schritte auf sie zu, ging dann in die Hocke und griff nach seiner Pistole. In diesem Moment kehrte die Welt zu Rachel zurück.
    Ihr Daumen legte mit kalter Effizienz den Sicherungsflügel um. Lichtner stand so nah, daß sie kaum zielen mußte. Das Gewehr vibrierte leicht, als sie den Finger um den Abzug krümmte. Der Schuß traf Lichtner knapp über den Hüften, zerschnitt ihn in zwei Hälften und schleuderte seinen Oberkörper als blutigen Torso mitten zwischen die Wachen, die wie erstarrt stehenblieben, die Gesichter noch immer zu einem grausamen Lachen verzogen. Rachel schwenkte das Gewehr leicht zur Seite und tötete mit dieser Bewegung ein Dutzend von ihnen. Als das Gewehr zurückschwang, starben sechs weitere Wachen.
    Tahns Pistole heulte schrill auf. »Runter, Rachel! Gehen Sie in Deckung!«
    Rachel warf sich zu Boden, als die Hölle losbrach. Ein Schuß fuhr vor ihr in den Boden und überschüttete sie mit Erde. Sie rollte sich zur Seite und suchte hektisch Deckung. Schüsse, Schreie und das Heulen der sich aufladenden Gewehre verdichteten sich zu einem ohrenbetäubenden Getöse.
    »Schnappt euch die Gewehre!« brüllte jemand. Rachel sah den schwarzbärtigen Mann, der seine Tochter im Arm hielt und mit der anderen Hand ein Gewehr schwenkte. »Wir können gegen sie kämpfen!« schrie er. »Wir können kämpfen!«
    Überall tauchten Gamanten auf, warfen sich wie hungrige Wölfe auf die Soldaten, entrissen ihnen die Gewehre und töteten jeden, der eine Uniform trug.
    »Rachel!« rief Tahn. Er rannte auf sie zu, während seine Pistole purpurne Strahlen verstreute. Rachel sprang auf und lief ihm entgegen. Er packte ihren Arm und riß sie mit sich. »Schnell! Hier entlang!«
    Tahn zog Rachel mit, bis sie hinter einem grauen Gebäude angelangt waren. Dort gab er ihren Arm frei und sie rannten nebeneinander her. »In ungefähr zwei Minuten wimmelt es hier von rachsüchtigen, bewaffneten Gamanten«, keuchte er. »Und Sie und ich werden zu ihren ersten Zielen gehören.«
    Rachel begriff, daß die purpurne Uniform, die sie trug, zu ihrem Verderben werden konnte, und verdoppelte ihre Anstrengungen.
    Sie bogen um eine Ecke und rannten fast in eine Gruppe von vier magistratischen Soldaten. Die überraschten Männer zögerten einen Moment, doch Tahn

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