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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Korridor bis zum Ende, wo sie einen anderen Fahrstuhl bestiegen und nach unten fuhren. Halloway betrachtete angelegentlich die Decke und überlegte, was sie Baruch sagen sollte, und wie lange sie wohl den Schmerz ertragen würde, wenn er beschloß, sie zu foltern. Gamanten waren für ihre ablehnende Haltung gegenüber Gehirnsonden bekannt. Statt dessen benutzten sie primitive, brutale Methoden, um an Informationen zu gelangen.
    Als der Aufzug hielt, stieg Janowitz als erster aus, überprüfte den Korridor und winkte Holloway dann, ihm zu folgen. Halloway trat in einen Saal hinaus, in dem sich horebianische Flüchtlinge drängten. Stöhnen und Schluchzen erfüllten die Luft. Viele der Menschen trugen Verbände oder hatten ihre Wunden mit Stoffetzen bedeckt. Ein alter Mann, dessen Gesicht vom Wetter gegerbt war, blickte Holloway aus haßerfüllten Augen an und verfolgte jede ihrer Bewegungen. Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg zwischen den am Boden liegenden Verletzten. Der Wächter hinter ihr stieß ihr den Lauf seines Gewehrs in den Rücken, um sie anzutreiben.
    »Kabine 2017, Lieutenant. Vorwärts.«
    Halloway ging weiter und mied die haßerfüllten Blicke der Verwundeten. Eine alte Frau, der ein Bein fehlte, spuckte sie an und schrie: »Magistratischer Abschaum! Du hast meine Familie ermordet. Meine ganze Familie!«
    Carey Halloways Herz klopfte hart. Am Ende des Korridors sah sie ein kleines Mädchen von vielleicht zwei Jahren, das sich aus einer Gruppe schlafender Kinder freistrampelte. Ihr Gesicht hatte sich kläglich verzogen, und sie fing an zu weinen. Gerade als Carey näherkam, machte das Kind ein paar unsichere Schritte, stolperte und versuchte dann fortzukriechen, war aber zu schwach, um weit zu kommen. Carey blickte in die tränenfeuchten Augen. Das kleine Mädchen hob ihr flehend die Arme entgegen und schluchzte herzzerreißend.
    Carey zögerte – vielleicht sagte Baruch das Treffen ab, wenn sie sich verspätete. Aber … lieber Gott … Sie kniete nieder und nahm das Mädchen in die Arme. »Ist schon in Ordnung«, flüsterte sie leise. »Alles wird wieder gut.«
    Die Kleine packte nach Careys Haaren und zog die Frau zu sich heran, bis sie ihre Ärmchen um den Hals des Lieutenants legen konnte. Carey schaukelte das Mädchen und flüsterte ihm dabei beruhigend ins Ohr. Wie viele solcher Kinder mochte es noch an Bord geben? Hunderte? Der Gedanke traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie streichelte dem Mädchen sanft über den Rücken und flüsterte: »Pst, nicht weinen. Nicht mehr weinen.«
    Erinnerungen an Jumes stiegen in Halloway auf. Nachdem sie den Planeten abgefackelt hatten, waren sie gelandet, um zu inspizieren, was noch übrig geblieben war. Nur zu deutlich erinnerte sie sich an die Waisenkinder, die in den abgelegenen Gebieten dieser Welt ziellos umhergelaufen waren und weinend nach ihren Familien gesucht hatten, die sie nie wiederfinden würden. Coles Augen hatten noch Tage später einen gehetzten Ausdruck gezeigt. Und sie selbst war schweigend und schmerzerfüllt an Bord zurückgekehrt.
    Janowitz kam zu ihr und klopfte ihr auf die Schulter. »Kommen Sie, Lieutenant. Wir kümmern uns um das Baby.«
    Carey umarmte das Kind ein letztes Mal, erhob sich und reichte es an Janowitz weiter. Das Mädchen kreischte auf und streckte die Finger nach Halloway aus. Janowitz gab das Kind an jemand andern weiter und deutete den Flur entlang. »Vorwärts, Halloway. Commander Baruch wartet auf Sie.«
    Carey bog eilig um die nächste Ecke. In diesem Teil des Schiffs gab es keine Flüchtlinge, doch der Gestank nach schmutziger Kleidung und entzündeten Wunden hing noch immer in der Luft.
    Janowitz drückte auf den Türmelder. »Jeremiel, Lieutenant Halloway ist hier.«
    Es dauerte einen Moment, dann glitt die Tür zur Seite und Carey blickte in das Gesicht des Mannes, den sie ihr Leben lang gefürchtet hatte. Er war groß, hatte breite Schultern und ein markantes, angenehmes Gesicht. Blondes Haar klebte in kleinen Locken an Stirn und Schläfen. Der rotblonde Bart war kurz geschnitten, und seine blauen Augen blitzten, obwohl unübersehbar war, daß er sich vor Müdigkeit kaum aufrecht halten konnte.
    »Lieutenant, kommen Sie bitte herein.« Baruch trat einen Schritt zur Seite und deutete eine einladende Handbewegung an.
    »Danke«, erwiderte Halloway und trat ein. Die Tür glitt wieder ins Schloß und Careys Bauchmuskeln spannten sich. Die Lampen waren abgeblendet und warfen einen warmen, silbrigen Schein über

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