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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Waffenverstecken die Wandverkleidungen abgerissen. Halloway selbst waren lediglich die Decks eins bis fünf geblieben. Und dort mußte sie damit rechnen, daß man auf sie schoß.
    Nichts war von ihrem alten, in geordneten Bahnen verlaufenden Leben geblieben. Ihre Crew – oder was davon noch übrig war – drehte vor Angst und Kummer langsam durch. Sie stellten Tahns Fähigkeiten in Frage und drohten ihn zu lynchen, weil sie ihm die Schuld am Verlust ihrer Familien und Freunde gaben. Und es gab nichts, was sie, Halloway, dagegen unternehmen konnte. Noch immer waren auf den Bildschirmen im All treibende leblose Körper zu sehen, die sich als schwarze Silhouetten vor der brennenden Oberfläche des verwüsteten Planeten abzeichneten.
    Tahn kämpfte weiterhin mit den Folgen der Gehirnerschütterung. Als sie zuletzt nach ihm gesehen hatte, durchlebte er stöhnend irgendeinen furchtbaren Alptraum aus seiner Vergangenheit. Wenn sie nicht bald einen Arzt auftreiben konnte, wußte sie nicht, was aus ihm werden sollte. Der Aufzug hielt an. Halloway drückte rasch auf den Knopf, der das Öffnen der Tür verhinderte. »Jetzt reiß dich zusammen!« ermahnte sie sich selbst. »Dir bleibt ja doch keine Wahl. Deine Mannschaft reibt sich gegenseitig auf.«
    Sie zögerte noch einen Moment, strich dann das herbstfarbene Haar zurück und ließ die Tür aufgleiten.
    Ihr Magen verkrampfte sich beim Anblick des Flurs. Dunkelrote Flecke an den Wänden zeigten an, wo Menschen sterbend zusammengebrochen waren. Ein feiner, bräunlicher Niederschlag hatte die Decke verfärbt – Körperflüssigkeiten, die sich während der Dekompression überall verteilt hatten. Zwei strengblickende Gamanten zielten mit Gewehren auf ihre Brust.
    »Ich bin Lieutenant Halloway. Ich soll Commander Baruch im Konferenzraum 8015 treffen.«
    Der untersetzte Blonde nickte. »Ich bin Christopher Janowitz. Der ursprüngliche Plan wurde geändert.«
    Halloway rieb sich die feuchten Handflächen an der Hose ab und atmete tief durch. »Erzählen Sie mir nicht, er hätte das Treffen abgesagt. Ich muß ihn sprechen, verdammt nochmal!«
    »Das weiß er. Er wird Sie in zehn Minuten in seinem Quartier auf Deck zwanzig empfangen.«
    Wut stieg in ihr auf. War das der einzige Ort, an dem er sich sicher fühlte? »Hat er Angst, sich im Konferenzzimmer mit mir zu treffen?«
    »Entweder in seiner Kabine oder gar nicht, Ma’am. Entscheiden Sie sich.«
    Halloway trat auf den blutbespritzten Flur hinaus. Der Geruch von menschlichen Überresten hing noch in der Luft. Ein gamantischer Reinigungstrupp ging ein kurzes Stück entfernt seiner Arbeit nach. Die Männer benutzten mechanische Arbeitsgeräte, um die Leichen aufzusammeln und in die Müllschlucker zu stopfen, die an den Wänden angebracht waren. Carey bemühte sich, die Leichen nicht nach bekannten Gesichtern abzusuchen, doch eine Frau, ein Sergeant, erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie war von einer Tür eingeklemmt worden. Ihre Arme waren wie flehend ausgestreckt, während sie aus leeren Augenhöhlen zu Halloway hinüberschaute. Lorene Saunion? Carey schluckte schwer und wandte den Blick ab.
    Janowitz machte eine Bewegung mit dem Gewehr. »Stützen Sie sich bitte mit den Händen gegen die Wand, Ma’am. Ich muß Sie durchsuchen.«
    Halloway stemmte die Fäuste gegen die Plastikverkleidung und spreizte die Beine. Janowitz tastete sie rasch und professionell ab und überprüfte sie zusätzlich mit einem Handcorder auf verborgene Substanzen.
    Dann trat er einen Schritt zurück, streckte den Arm aus und meinte: »Hier entlang, bitte.«
    »Mir ist der Weg zum Deck zwanzig durchaus bekannt, Soldat.« Halloway setzte sich in Bewegung, doch Janowitz packte ihren Arm und hielt sie fest.
    »Das bezweifle ich nicht. Aber folgen Sie mir bitte trotzdem. Jeremiel würde es gar nicht schätzen, wenn ich Ihnen die Führung überließe.«
    »Ach, wirklich? Glaubt er, ich würde sonst das Schiff zurückerobern?«
    »Ich glaube, er ist eher um Ihre Sicherheit besorgt, Ma’am.« Janowitz sprach mit solcher Achtung von seinem Anführer, daß Halloway unwillkürlich die Zähne zusammenbiß. Hielten diese Fanatiker Baruch für eine Art Gott? Ja, offensichtlich. Und warum auch nicht? Meine eigene Mannschaft glaubt das ja auch schon fast.
    Janowitz schritt voraus, während der dünne, kahlköpfige Mann die Nachhut bildete. Ein Schauer lief Halloway das Rückgrat hinunter, als sie spürte, daß ein Gewehr von hinten auf sie gerichtet war. Sie folgten dem

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