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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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Kleines.«
    »Ich liebe dich auch, Mom.«
    Als sie mit dem Essen fertig waren, blieben sie eine Weile sitzen, betrachteten sich gegenseitig und berührten sich ab und zu, als wollten sie sich vergewissern, daß der andere auch wirklich dort war. Schließlich lehnte Rachel sich zurück, lächelte Sybil an und meinte. »Du bist viel hübscher, als ich dich in Erinnerung hatte.«
    Sybil errötete. »Mom? Ich habe Jeremiel hier noch nicht getroffen, aber Ari hat mit ihm über des Interkom geredet, und er hat gesagt, daß du ein Held bist. Er will dir einen Orden verleihen, weil du durch den Tod des Mashiah Tausenden auf Horeb das Leben gerettet hast.«
    Rachels Lächeln schwand, und Tränen traten in ihre Augen. Sie versuchte sie fortzublinzeln, bevor Sybil sie bemerkte. »So? Hat er das gesagt?«
    »Ja. Ich bin sehr stolz auf dich, Mom. Ich und alle anderen auch.«
    Bilder von Adoms hübschem Gesicht quälten sie. An ihrem letzten gemeinsamen Tag hatte er sie in dem großen Bett sanft in die Arme genommen und ihr ins Ohr geflüstert, wie sehr er sie liebte. Sein scheues Lächeln und die großen blauen Augen nahmen einen ganz besonderen Platz in ihrer Seele ein. Einen Orden? Für den Mord an einem unschuldigen Mann?
    All die Müdigkeit, die Rachel bisher verdrängt hatte, wuchs plötzlich zu einer unerträglichen Last an. »Liebes? Ich glaube, ich gehe jetzt unter die Dusche und lege mich dann schlafen. Kommst du mit in mein Bett, wenn ich mich in das untere lege? Ich möchte dich gern im Arm halten, so wie früher, vor dem Krieg. Ja?«
    Sybil trank ihren Tee aus und rannte zum Bett hinüber, um die Laken aufzuschlagen. Dann zog sie das orangefarbene Gewand über den Kopf und stand in Hemd und Unterhose da. »Ich habe davon geträumt, daß du mich im Arm hältst, Mom. Vielleicht kann ich dann endlich die ganze Nacht durchschlafen. In den letzten Monaten habe ich nicht besonders gut geschlafen.« Sie setzte sich aufs Bett und wartete ungeduldig.
    Rachel erhob sich aus dem Sessel und zog sich aus. Als sie das Mea vom Hals nahm, betrachtete sie für einen Augenblick seine stumpfe, glanzlose Oberfläche. Tot, hatte Aktariel gesagt.
    Sie legte es vorsichtig auf den Tisch und ging ins Bad.
    Sybil schaute zu, wie ihre Mutter im Badezimmer verschwand, wartete ab, bis die Dusche wie strömender Regen rauschte, stand dann auf und ging vorsichtig zu der Halskette hinüber. Sie sah zwar anderes aus, aber Sybil war trotzdem fast sicher, daß es sich um die gleiche Kette handelte, die in jenem sonderbaren Traum eine Rolle gespielt hatte, den sie in den Höhlen der Wüstenväter gehabt hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit Avel Harper über den Traum gesprochen hatte.
    »Hast du jemals eine Halskette gesehen, die wie eine Lampe leuchtet, Avel?«
    Er hatte sie neugierig angelächelt. »Nein, aber es klingt sehr nach dem berüchtigten Mea. Wo hast du davon gehört?«
    Sie hatte es ihm nicht erzählt, weil die Erwachsenen sie immer wegen ihrer sonderbaren Träume aufzogen und sie sich dann dumm vorkam.
    Sybil schüttelte den Kopf und betrachtete die Kugel. In jenem Traum war sie viel älter als heute gewesen. Sybil hatte ein elfenbeinfarbenes Gewand getragen, und ihr Haar hatte bis zu den Hüften herabgereicht. Kanonen und Gewehre hatten gefeuert, und dieser junge Mann mit dem lockigen schwarzen Haar hatte das Mea auf seine Stirn gelegt. Dann hatte Sybil mit ihrer Stirn dagegen gedrückt, und sie hatten sich geküßt. Seine Lippen waren warm und sanft gewesen, und der Kuß hatte sonderbare Gefühle in ihr ausgelöst. Dann war ein goldener Mann zu ihnen herabgeschwebt und hatte Sybil etwas zugeflüstert. Sie konnte sich daran erinnern, weil sie schreckliche Kopfschmerzen davon bekommen hatte. Und die Halskette zwischen ihr und dem jungen Mann hatte so stark geleuchtet, daß sie die Augen schließen mußte.
    Doch diese Kette hier leuchtete nicht.
    Furchtsam streckte sie einen Finger aus und zog damit einen großen Kreis um die Kugel. Ein paar Sekunden später hatte sie genug Mut gesammelt, um den Ball leicht anzustoßen. Doch nichts geschah. Schließlich nahm sie die Kugel auf und legte sie – wie im Traum – auf ihre Stirn, wobei sie an den jungen Mann dachte.
    Ein blaues Licht blitzte kurz auf. Erschrocken zuckte sie zurück. Aber in jenem Traum war das Licht etwas Gutes gewesen. Als sie die Kugel wieder auf ihre Stirn legte, strahlte das Licht gleichmäßig und färbte die weißen Wände blau. Und zugleich rief eine sanfte

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