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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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vertreiben. »Nein. Nein … O Gott. Selbst wenn wir … Pegasus …«
    Cole drehte sich in Halloways Richtung und der verletzliche, schmerzerfüllte Ausdruck in seinen sonst so harten Augen berührte sie zutiefst. Der Name Annum kam ihr vage vertraut vor, doch sie konnte ihn nicht richtig einordnen. Dagegen verstand sie nur zu gut, was er mit der Pegasus Invasion meinte. Nachdem Tahn aus seinem Folterkäfig herausgekrochen war, hatte er sechs Monate in einer Reha-Klinik verbracht und war dabei Nacht um Nacht schreiend aus dem Schlaf hochgeschreckt. Als die Magistraten ihm sein Kapitänspatent verliehen, hatten sie ein Belobigungsschreiben beigelegt: »Für ungewöhnliche Tapferkeit und außerordentliche Willensstärke.« Halloway hatte sich oft gefragt, was Tahn damals genau widerfahren sein mochte, doch die Akten, die sich damit befaßten, waren auf Slothens persönliche Anordnung hin unter Verschluß genommen worden. Ob durch die Gehirnerschütterung Erinnerungen wieder zum Vorschein kamen, die seinerzeit bei der Rehabilitation unzugänglich gemacht worden waren? Falls ja, konnte das für sie alle gefährlich werden.
    »Cole«, erklärte Carey eindringlich, »Sie sind nicht mehr auf der Erde. Wir schreiben das Jahr 5414. Beruhigen Sie sich.«
    »Nein, ich … ich habe Angst. Glatzer hat Anklage erhoben und ich … ich weiß nicht … Halten Sie mich fest.«
    Tahn streckte zitternd die Arme aus. Carey stellte ihr Glas ab, setzte sich wieder auf die Bettkante und packte seine Schultern. »Sie sind in Sicherheit, Cole. Versuchen Sie zu schlafen.«
    Tahn schlang die Arme um ihren Hals und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Niemals in Sicherheit … nein … niemals. Annum … Annum.«
    Erschöpft sank der Captain wieder zurück. Carey erhob sich, nahm das Glas Scotch und kippte den gesamten Inhalt auf einen Zug herunter. Nachdem sie sich neu eingeschenkt hatte, nahm sie ihre Wanderung wieder auf. Wer oder was, zum Teufel, war Annum? Und was beunruhigte Tahn daran so sehr? Würde er wieder in der Lage sein, das Kommando zu übernehmen, wenn der Arzt ihn behandelt hatte? Wie würde er unter Druck reagieren?
    Ein paar Minuten und ein großes Glas Scotch später summte der Türmelder. Carey drückte auf den Knopf und schnitt eine Grimasse, als die Tür sich öffnete.
    Baruch stand groß und düster im Eingang. Hinter ihm war ein kleinerer Mann zu sehen, der eine Tasche unter dem Arm trug. »Lieutenant«, begrüßte Baruch sie knapp. »Wie geht’s dem Captain?«
    »Verdammt schlecht, Commander.«
    »Severns«, wies Jeremiel den anderen Mann an, »sehen Sie mal zu, was Sie für ihn tun können.«
    Der Untergrundführer betrat zusammen mit dem Arzt das Zimmer. Carey fiel auf, daß er frischer wirkte als bei ihrer letzten Begegnung. Offenbar hatte er es geschafft, wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu finden. Sie hörte, wie Tahn wieder phantasierte.
    »Maggie?« Der Captain streckte zitternd eine Hand aus. »Komm … etwas näher. Ich … ich kann dich fast berühren … Du darfst nicht … Ich brauche dich …«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte der Doktor beschwichtigend. »Beruhigen Sie sich. Sie kommen schon wieder auf die Beine.«
    »Nein! Lassen Sie mich in Ruhe! Nicht … nicht die Gehirnsonden. Lieber Gott, nein. Nicht schon wieder! Ich halte das nicht aus … Maggie!«
    Carey bewegte sich unruhig. Baruch hatte kein Recht, Tahn so zu sehen. Sie blickte ihn wütend an, doch er schaute über ihre Schulter hinweg zu Tahns Bett. Carey bemerkte, daß er schwer schluckte und plötzlich betreten zu Boden starrte. »Ich komme später wieder«, erklärte er mit leiser Stimme.
    Er wandte sich um und verschwand auf dem Gang.
    Carey starrte die Tür an, die sich hinter Baruch geschlossen hatte. Was hatte er gerade empfunden? Sein Gesicht hatte tiefe Gefühle widergespiegelt.
    »Lieutenant?« rief der Arzt.
    »Ja?«
    »Könnten Sie noch … sagen wir, eine halbe Stunde beim Captain bleiben? Ich habe ihm eine ziemlich große Dosis Uro-Steroide gegeben, und es wäre mir lieb, wenn jemand ihn beobachten würde, falls es zu einer Gegenreaktion kommen sollte.«
    »Ich bleibe hier.«
    »Gut. Falls Sie mich brauchen, ich bin auf Deck drei und kümmere mich um die anderen Verletzten unter Ihren Leuten.«
    »Danke, Doktor.«
    Severns nickte, nahm seine Tasche und verließ das Zimmer.
    Carey betrachtete Cole prüfend. Er schien sich wieder beruhigt zu haben, obwohl sein Atem immer noch schwer ging. »Alles in Ordnung, Cole?«

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