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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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beschwichtigende Handbewegung. »Ich würde das nicht so ernst sehen. Nach allem, was der Junge auf Kayan durchgemacht hat, ist es wahrscheinlich ganz gut, wenn er sich mal gründlich ausschläft.«
    »Auf welchen Planeten könnte ich ihn bringen, Ari? Wo könnten wir leben, ohne ständig Angst haben zu müssen, daß die Magistraten plötzlich auftauchen und uns umbringen wollen?«
    Ari seufzte schwer und streckte die langen Beine aus. »Tikkun wäre doch ganz in Ordnung. Wir …«
    »Und warum haben sich Jeremiels Einheiten dort noch nicht gemeldet?«
    »Wer weiß? Das könnte viele Gründe haben.«
    »Ja, beispielsweise, daß alle tot sind.«
    Plötzliche Kampfeslust flammte in Aris Augen auf, und sein faltiges Gesicht zeigte einen Ausdruck, als hätte Yosef gerade die geballte Faust emporgereckt und gerufen: »Bei Phillipi sehen wir uns wieder!«
    »Nun, wenn es tatsächlich so wäre, brauchst du dir auch keine Gedanken mehr um einen sicheren Planeten machen – dann nämlich wäre der einzig sichere Ort ein Kreuzer, der von einem Dutzend anderer Kampfschiffe umgeben ist. Es wird eine neue Revolte geben, Yosef. Vielleicht dauert es Monate, bis die Menschen auf Tikkun den nötigen Mut aufbringen, aber dann werden sie jeden magistratischen Soldaten töten – oder bei diesem Versuch umkommen.«
    Ein scharfer Schmerz durchzuckte Yosef. Er ließ seinen Blick durch die weiße Kabine wandern, betrachtete den grauen Teppich und das schwarze Mobiliar, und meinte schließlich: »Möge Gott uns davor bewahren.«

 
    6. Tishri 5414
     
    Jasper öffnete das Tor und marschierte über den schmalen Trampelpfad zum Haus seines Enkelsohns. Das Licht der Mittagssonne fiel durch die schmiedeeisernen Verzierungen oberhalb der Veranda und malte wie geschmolzenes Gold wirkende Muster auf die braunen Steine.
    Jasper wippte unruhig in seinen Tennisschuhen auf und ab, als er die Türglocke betätigte. Süße Herbstdüfte umgaben ihn. Farbenprächtige Salomebäume standen längs der gewundenen Straße und schmückten sie wie eine Kette aus Bernstein und Rubinen. Jeder Windstoß löste einen neuen Schauer bunter Blätter aus, die über die Rasenflächen wirbelten.
    »Ich komme schon!« hörte er Pavels Stimme rufen, und ein paar Sekunden später erschien sein Schwiegersohn mit gerötetem Gesicht und wirrem Haar an der Tür. »Großvater! Komm herein. Warum hast du nicht angerufen, um Bescheid zu sagen, daß du schon so früh kommst? Dann hätte ich Bier besorgt oder …«
    »Du hast kein Bier im Haus? Dann gehe ich sofort wieder!«
    Jasper drehte sich um und machte Anstalten, loszumarschieren, doch Pavel schnappte seinen Ärmel und zog ihn zurück.
    »Ich habe noch zwei Dosen. Danach mußt du sehen, wo du bleibst.«
    Jasper zuckte die Achseln. »Okay.«
    Sie begaben sich in das geräumige, lichtdurchflutete Wohnzimmer. An der linken Wand standen eine braune Ledercouch und zwei dazu passende Sessel, rechts befand sich ein großer Tisch mit acht Stühlen. Ein ovaler Teppich mit geometrischen, in blau und gold gehaltenen Mustern bedeckte den Holzboden.
    Jasper marschierte zur Couch hinüber und nahm Platz. Das hereinfallende Sonnenlicht ließ die silbernen Fäden in seinem weißen Hemd hell aufschimmern. »Wo ist Yael?«
    »Draußen im Garten. Sie spielt dort zusammen mit dem kleinen Jona Wallace. Ich glaube, sie feiern ihre Belobigungsurkunde.«
    Jasper nickte. Die zwölfjährige Yael war zurückgeblieben, doch die magistratischen Ärzte auf Tikkun unternahmen nichts, um dieses Problem zu beheben – obwohl nichtgamantische Kinder, die an vergleichbaren Behinderungen litten, frühzeitig und vollständig geheilt werden konnten. Statt dessen schickte die Regierung gamantische Kinder wie Yael auf Schulen, wo sie nutzlose Sachen wie Batiken und Töpfern lernten. »Und wo steckt dein Vater? Ich dachte, er würde zeitig kommen, um diesen obskuren Nachtisch selbst zuzubereiten?«
    Pavel spreizte die Arme in einer hilflosen Geste. »Du weißt doch, wie er ist, wenn er sich um eine Hochzeit oder Beerdigung kümmern muß. Alles andere vergißt er dann einfach.«
    Jasper schürzte die Lippen und trommelte ungeduldig mit seinen knochigen Fingern auf die Couch. Zum Teufel mit Toca! Sein Sohn hatte es in seinem ganzen Leben noch nicht geschafft, einmal pünktlich zu einem Familientreffen zu erscheinen. Andere Menschen, seine »Herde«, gingen stets vor. Jasper warf Pavel einen raschen Blick zu und bemerkte, daß auch sein Enkel gekränkt wirkte.
    »Was

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