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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Sir.«
    »Blaine.«
    »Er hat an einen Streifzug durch London gedacht«, schlug Neville vor.
    »Au ja! Toll!« Der Junge strahlte. »Ist schon eine Ewigkeit her, daß ich in London war.«
    »Dann wäre das geklärt«, sagte Neville.
    Nein, es ist noch nichts geklärt, überlegte Blaine, zumindest nicht auf lange Sicht. Soll ich es ihm sagen, und falls ja, wann? Verdammt, Henri, warum mußtest du mir diese Sache aufbürden?
    Später fuhr Blaine von der Schule durch Henley on Thames zu dem kleinen normannischen Dorf Hambleden, wo Lauren Ericson gewohnt hatte und begraben lag, und versuchte, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Das Dörfchen lag so ruhig da, daß es verlassen zu sein schien, und Blaine ertappte sich, daß er die Wagentür behutsam zudrückte, um ein Echo zu vermeiden. Die feuchte Luft roch ähnlich nach Schweiß wie in Reading. Hier war sie jedoch noch mit dem warmen Geruch von Holzrauch durchsetzt, der aus Schornsteinen auf Häusern kam, die aus den gleichen hellroten Ziegeln wie die Schule erbaut zu sein schienen. Es war nicht einfach, das Alter der Gebäude zu bestimmen, da sich die neueren den älteren anpaßten und den rustikalen Eindruck aufrecht erhielten, den das Dorf machte. Auf dem Friedhof gab es Gräber, die bis ins elfte Jahrhundert zurückdatierten, doch in den letzten paar Jahren waren nur einige wenige ausgehoben worden, und deren Grabsteine wirkten noch nicht so alt wie die Häuser des Ortes.
    Laurens letzte Ruhestätte war sehr schlicht. Sie lag in einem kleinen Familiengrab, das ihre Vorfahren vor vierhundert Jahren erworben hatten. Das Sterben, dachte Blaine, sollte wie eine Heimkehr sein, und vielleicht kam dieses Grab dem Ideal so nahe wie möglich. Er kniete davor nieder und wünschte sich, etwas anderes zu empfinden als die Verwirrung und Unsicherheit, die in ihm tobten.
    In den letzten paar Wochen hatte er aus irgendeinem Grund immer wieder an seine eigenen Eltern denken müssen, was jetzt nur dazu beitrug, seine Gefühle noch stärker durcheinanderzubringen. Wie alltäglich die Geschichte doch war. Seine Eltern hatten erst spät geheiratet und ihn, ihr einziges Kind, noch später bekommen. Sein Vater war Versicherungsvertreter, der sich den Lebensunterhalt von Tür zu Tür verdiente und mit sechzig Jahren, als Blaine auf der High School war, in einem Hotelzimmer in Milwaukee an einem Herzanfall gestorben war. Seine Mutter hatte den Verlust tapfer überwunden und sich ein anständiges Leben aufgebaut, das nach einem schmerzlichen Kampf mit Krebs ein Ende fand, während sich Blaine nach einem abgebrochenen College-Studium in Vietnam befand. Sie war schon sechs Monate tot, als er davon erfuhr; die Soldaten, die sich wie er freiwillig für Geheimaufträge gemeldet hatten, durften keinen Kontakt zur Heimat haben. In diesem halben Jahr und dem davor hatte er keinen einzigen Brief nach Hause schicken dürfen. Als er die Nachricht von ihrem Tod bekam, fragte er sich seltsamerweise immer wieder, was er wohl geschrieben hätte, wäre es ihm erlaubt gewesen.
    Selbst, wenn man alles andere berücksichtigte, war das die einzige Gelegenheit, bei der er den Krieg wirklich gehaßt hatte, weil er ihm nicht ermöglicht hatte, zum Sterbebett seiner Mutter zu eilen oder zumindest ihrer Beerdigung beizuwohnen. Und so sehr er es auch versuchte, er konnte sich nicht erinnern, an welcher Mission er zum Zeitpunkt ihres Todes teilgenommen hatte.
    Blaine vermutete, daß das fortgeschrittene Alter seiner Eltern dazu beigetragen hatte, ihn fast von der Wiege an unabhängig werden zu lassen. Er war immer seine eigenen Wege gegangen, niemals mit der Menge mitgelaufen, und hatte in frühen Jahren seine Eltern verabscheut, weil sie um so vieles älter waren als die seiner Freunde. In späteren Jahren hatte er sie deshalb um so mehr geliebt. Im schlechtesten Fall waren sie immerhin dagewesen. Im besten hatten sie irgendwie dazu beigetragen, ihn zu dem Mann zu formen, der er nun war.
    Er dachte an all die Sportveranstaltungen auf der High School, die sein Vater nicht hatte besuchen können, und daran, daß ihm dies lieber gewesen war, als daß sich der alte Mann von den anderen Eltern abgehoben und eher wie ein Großvater als wie ein Vater gewirkt hätte. Er dachte an Matthew, der die Seitenauslinie entlangspurtete, um der Reading School die Rugbymeisterschaft zu bringen … ohne daß ein Elternteil ihm zugejubelt oder er auf ein Gesicht in der Menge geachtet hätte. Und wenn nicht McCrackens Gesicht, welches

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