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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Er hob den Kopf und lächelte, amüsiert von ihrer Sprache, aber auch bewegt von ihrem Geständnis. Er legte die Arme um sie. »Vielleicht sollte ich wirklich hingehen und den Fluch zurücknehmen lassen.«
    »Auch noch ein abergläubisches Macho-Schwein!«
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein. Wir reden hier vom ›grauslichen Tod‹.«
    Sie zog Daves Kopf zu sich heran und küsste ihn sanft. Dave spürte, wie sich ihre Brüste an seinen Körper pressten. Er schlang die Arme um sie, unter ihrer Jacke, und ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten. Sie drehte den Kopf zur Seite und entzog Dave damit der weichen, feuchten Wärme ihres Mundes.
    »Wir sollten besser Gloria finden«, flüsterte sie. Ihr Atem kitzelte an seinem Ohr.
    »Warum vergessen wir sie nicht einfach? Lass uns hier abhauen und …«
    »Das wäre schön.«
    »Es ist schließlich ihre Sache. Wenn sie das Reporter-Ass spielen will, warum sollten ausgerechnet wir sie aufhalten?«
    »Rede nur so weiter. Am Ende überzeugst du dich noch selbst.«
    »Verdammt!«
    »Lass uns einfach eine Stunde lang nach ihr suchen«, sagte Joan. »Und dann gehen wir zurück zu mir. Ob wir sie gefunden haben oder nicht. Wir müssen sie nicht aufhalten. Wir müssen sie nicht einmal warnen. Wir sollten es einfach nur versuchen .«
    »Sie weiß über die Gefahren Bescheid«, sagte Dave.
    »Aber das hilft unserem Gewissen überhaupt nichts, wenn etwas passiert.«
    »Okay. Eine Stunde.« Er löste sich von Joan und sah auf die Uhr. »Jetzt ist es zwanzig vor zehn.«
    »Funland schließt um elf. Solange suchen wir.«
    »Und wann ist Debbies Party zu Ende?«
    »Sie soll um Mitternacht zu Hause sein.«
    »Das wird ja immer schlimmer.«
    Joan blickte ihm in die Augen. »Ich weiß. Aber es ist ja nur für diesen Abend. Und dann sind wir fertig mit Gloria.«
    »Ja. Ich denke, es ist die Suche schon wert, nur damit wir später keine Schuldgefühle bekommen, weil wir nichts unternommen haben.«
    Sie stiegen eine Betontreppe an der Ecke des Pavillons empor. An diesem Ende der Promenade war es nicht sehr voll. Während der letzten paar Tage hatten hier immer Leute um die Banjospielerin herumgestanden; Dave versuchte, sich an ihren Namen zu erinnern. Ach ja, Robin. Ein niedliches Mädchen. Er fragte sich, wo sie wohl steckte. Das hier war kein Ort für ein Mädchen, das allein war. Nicht, wo Verrückte in der Nähe waren wie dieser Mistkerl, dem sie gerade begegnet waren. Nicht mit den Trolljägern, die alle paar Nächte Ausschau hielten nach Bettlern, die sie quälen konnten. Er hoffte, dass sie seinen Rat befolgt hatte und in einem Motel übernachtete.
    »Sollten wir dort nachsehen?«, fragte Joan und wies auf den Eingang des Pavillons.
    Dave hatte keine Trolle zwischen diesem Tor und dem am anderen Ende des Pavillons auf der Promenade gesehen. »Nur ganz kurz«, sagte er.
    Sie gingen hinein. Der große Saal war hell erleuchtet und warm. Musik begleitete das sich drehende Karussell in der Mitte. An den Wänden entlang standen Buden, wo die Leute Spezialitäten kaufen konnten wie Zuckerwatte, Algengebäck, weiche Brezeln, Churros, Nachos und Eiscreme. Am Ende befand sich eine Theke für Hamburger, Hotdogs und Pommes frites. Und dann gab es Buden, an denen Funland-Andenken verkauft wurden: Aschenbecher, Teller, Radiergummis, Schnapsgläser, Kaffeebecher und Anhänger. Andere boten Muscheln an, wieder andere Funland-T-Shirts, Sweatshirts, Mützen und Kappen.
    Dave hatte oft gesehen, dass der Pavillon voll von Leuten war. Heute Abend ging es nicht besonders lebhaft zu. Nur wenige Besucher spazierten umher, einige kauften Essen, andere suchten nach Souvenirs, ein paar fotografierten ihre Kinder auf dem Karussell. Er konnte keine Penner sehen.
    Und Gloria schien auch nicht hier zu sein.
    »Hungrig?«, fragte er.
    »Nein. Aber geh nur und hol dir was.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wir können etwas essen, wenn wir bei mir sind.«
    »Okay.« Er schätzte es, daran erinnert zu werden, dass sie später noch zu Joan gehen würden.
    Wir könnten jetzt bereits dort sein.
    Vielen Dank auch, Gloria.
    Sie gingen durch das nächste Tor wieder auf die Promenade hinaus und liefen Jim und Beth genau in die Arme.
    Beth sah sie erstaunt an. Ihre Augen öffneten sich so weit, dass es aussah, als würde sie die Lider nie wieder schließen können. Eine Seite von Jims Gesicht begann zu zucken, was in einem boshaften Grinsen endete.
    Dreißig Sekunden, dachte Dave. Dreißig verdammte Sekunden, und wir

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