Die Gang: Roman (German Edition)
hätten sie verpasst.
»Na, da soll mich aber …«, sagte Jim. »Hallo, junges Paar, wo soll’s denn hingehen?«
»Zieh keine falschen Schlüsse«, sagte Dave. Er fand selbst, dass sich das ziemlich dämlich anhörte.
»Wir suchen nach Gloria Weston«, erzählte Joan den anderen.
»Für einen flotten Dreier?«
Jim wusste, dass Gloria Daves Freundin war. Verdammt, das wusste jeder . Er war deswegen ständig von seinen Kollegen aufgezogen worden – der Bulle und die neugierige, links angehauchte Reporterin.
»Warum wartet ihr nicht, bis wir außer Dienst sind?«, schlug Jim vor. »Wir können es mit einem flotten Fünfer versuchen.«
»Versuch mal, deinen Kopf einen Moment aus dem Arsch zu ziehen und zuzuhören«, sagte Joan. »Gloria Weston ist verkleidet unterwegs, um das Leben der Trolle aus ihrer Perspektive zu beschreiben.«
»Gut. Und was ist dabei?«
»Es ist nicht gerade förderlich für die Gesundheit«, sagte Dave.
»Habt ihr sie gesehen?«, fragte Joan.
»Ich schaue dieses widerliche Pack nicht an. Mir vergeht sonst der Appetit.«
»Würden wir sie denn wiedererkennen?«, fragte Beth. »Wie hat sie sich verkleidet?«
»Das Haar ist verfilzt«, sagte Joan zu Beth. »Sie trägt ein graues Sweatshirt, einen lila Rock und rote Strumpfhosen. Alles ziemlich dreckig und zerlumpt. Und sie hat Einkaufstüten. Zwei an den Füßen, und wahrscheinlich trägt sie die dritte.«
»Sie hat Tüten an den Füßen?«
»Die neueste Schuhmode bei Trollen«, meinte Joan.
»Sie hat sich wirklich gut in das Thema eingearbeitet, oder?«
»Du hast sie nicht gesehen?«
»Ich bezweifle es. Ich denke, das mit den Tüten wäre mir aufgefallen. Was sollen wir tun, wenn wir sie finden?«
»Wir werden nicht versuchen, sie zu verhaften«, sagte Jim. »Sie wird uns Mörder, Schweine und sonst was nennen – in dem Skandalblatt, für das sie schreibt.«
»Habt einfach nur ein Auge auf sie«, sagte Dave zu ihm. »Wir suchen selbst auch weiter. Bevor Funland zumacht, sagen wir euch noch Bescheid. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie auch die Nacht hier irgendwo verbringen will. Sie macht für gewöhnlich keine halben Sachen. Wenn sie rausfinden will, wie es ist, ein Troll zu sein, dann wird sie auch hierbleiben.«
»Wenn du mich fragst«, sagte Jim, »dann ist das nicht unsere Angelegenheit.«
»Es könnte ihr etwas passieren«, meinte Beth.
»Wie bedauerlich das wäre!« Dann traf sein Blick den von Dave. »Tut mir leid, Mann. Ich weiß ja, dass du was mit ihr hast. Aber, verflucht noch mal, sie macht uns jedes Mal fertig, wenn sie ihren Arsch auf den Schreibtischstuhl packt. Hast du den Mist über die Trolljäger gelesen?«
»Es hat mir nicht besser gefallen als dir.«
»Wenn sie sich also aus Gründen edler Menschlichkeit um das Gesindel kümmern will, lass sie doch. Wenn sie erst ein bisschen Zeit mit ihnen verbracht hat, wird sie ihre Meinung schon ändern. Vermutlich schreit sie dann nach Massenhinrichtungen.«
»Ziemlich unwahrscheinlich«, sagte Dave.
»Ja. ›Sie waren einmal Kinder, die die ganze Nacht auf den Weihnachtsmann warteten.‹ Als ich das letzte Mal derartige Scheiße gesehen habe, schwamm sie in der Kloschüssel.«
»Du bist widerlich«, sagte Beth.
Jim starrte sie ärgerlich an. »Ich weiß zufällig, wie du über diese … Dame denkst.«
Beth sah plötzlich ziemlich einfältig drein. Sie zuckte die Schultern und blickte Dave in die Augen. »Trotzdem möchte ich nicht, dass ihr etwas passiert.«
»Gloria hat keine Ahnung, worauf sie sich da einlässt«, sagte Joan. »Wir wollen sie nur warnen.«
»Wir halten nach ihr Ausschau«, meinte Beth.
»Danke.«
»Ja«, sagte Dave. »Wir wissen das zu schätzen.«
Als er an Jim vorbeiging, zwinkerte der ihm zu und flüsterte. »Heiße Biene. Ich rate dir, lass die Weston sausen.«
Dave schüttelte den Kopf und ging weiter.
»Das war doch gar nicht so schlecht«, sagte Joan.
»Wir werden sehen.« Direkt vor ihnen führte eine Treppe zum Strand hinunter. Dave war plötzlich froh, Beth und Jim getroffen zu haben. »Vielleicht können wir die Sache etwas beschleunigen und den Rest der Promenade auslassen. Sie werden Gloria da oben für uns suchen.«
»Jedenfalls wird Beth das tun. Ich denke, Jim hätte nichts dagegen, wenn sie bei den Trollen bleiben würde.«
»Ich kann ihn verstehen«, gab Dave zu. »Aber was hältst du davon? Wir überlassen ihnen die Promenade.«
»Klar.« Sie stiegen die Betontreppe hinunter. Joan blieb stehen, als
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