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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihn im Auto mitnehmen. Ich kann auch laufen, sagte er sich.
    Er stieg die Verandastufen hinab und ging in Richtung Straße die Einfahrt entlang.
    Die Luft roch nach Kiefern. Die Nacht war nicht besonders kalt, aber Jeremy fröstelte. Seine Kehle war immer noch wie zugeschnürt. Er kreuzte die Arme über der Brust. Das Taschentuch und die Rasierklinge waren immer noch in seiner Hand.
    Er fühlte sich sonderbar .
    Benommen, verwirrt, enttäuscht, leer und schwach.
    Erledigt.
    Aber gleichzeitig auch freudig erregt.
    Als könnte er vor Freude springen und schreien. Und weinen. Und irgendwo in Jeremy meldete sich auch das merkwürdige Bedürfnis, nach Hause zu gehen, sich unter der Bettdecke zu verstecken und Funland und Tanya und all die Trolljäger und den Strand für immer zu vergessen.

28
    Gloria erwachte auf dem Rücksitz ihres Volkswagens. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Aber als sie aus dem Fenster blickte, sah sie, dass der Parkplatz bis auf drei oder vier andere Autos verlassen war.
    Also war Funland bereits geschlossen.
    Mit einem Zittern in der Magengegend, das irgendwo zwischen Erregung und Angst lag, nahm sie ihre Einkaufstüte. Sie schob den Sitz nach vorn, öffnete die Tür und stieg aus. Dann verschloss sie den Wagen wieder und ging auf den Haupteingang von Funland zu.
    Der Tag war nicht nach ihren Vorstellungen verlaufen. Sie hatte sich diversen Bettlern genähert, aber die meisten hatten sie weggejagt, Flüche vor sich hin gemurmelt oder wie verrückt losgekeift. Einige schienen wütend, andere eher verängstigt zu sein. Was immer der Grund war, sie wollten trotz ihrer Verkleidung nichts mit ihr zu tun haben. Andere wiederum hielten sich sozusagen in ihren eigenen, merkwürdigen und gefährlichen Welten auf – Welten, aus denen Gloria ausgeschlossen war.
    Sie hatte den ganzen Tag nur drei Interviews machen können, mit Mosby, Dink und einer Frau, die sich weigerte, ihren Namen zu nennen. Sie hatte die Gespräche mit dem Sony-Mikrorekorder aufgenommen, den sie unter dem Sweatshirt trug. Vielleicht war ja etwas dabei, was sie verwenden könnte, aber sie hatte ihre Zweifel. Sie wollte Pathos, herzzerreißende Geschichten von heldenhaften Menschen, deren Leben von einem grausamen Schicksal zerstört worden war. Sie wollte Berichte über derart überwältigendes Leid, dass den Lesern die Tränen kamen. Aber die Leser sollten nicht nur um diese Leute weinen, sondern Konsequenzen ziehen – Hilfe für die von der Gesellschaft Ausgestoßenen fordern, Essen und Schutz und vor allem Stellung nehmen gegen diese brutale Teenagerbande.
    Mosby, Dink und die anderen hatten ihr nicht viel Material geliefert.
    Sie waren völlig erledigt, aber nicht in der Lage, ihre Geschichten zu erzählen.
    Gloria hatte mindestens eine Stunde mit Mosby auf den Stufen vor Funland verbracht und nichts erfahren, bis auf sehr viel über Hunde. Hunde waren die Reinkarnationen toter Nazis und führten einen verbrecherischen Plan durch: die Menschheit zu zerstören, indem sie in dicht bewohnten Gebieten radioaktiv verseuchten Kot deponierten. Mosby führte einen Kreuzzug gegen diese Gefahr, indem sie Hunde mit Mahlzeiten aus zerstoßenem Glas in Hackfleisch fütterte.
    Dink, ein heruntergekommener bärtiger Mann in den frühen Zwanzigern, behauptete, ein Wissenschaftler vom Planeten Zanthion zu sein. Die Population von Zanthion war ausschließlich männlichen Geschlechts. Dem Aussterben geweiht, hatten sie Dink zur Erde gesandt, um das Fortpflanzungssystem der weiblichen Erdlinge zu erforschen. Das »Dimensionstor« würde sich in zwei Stunden wieder schließen, also hatte er fast keine Zeit mehr. Wenn er dabei versagte, sich über die Geheimnisse der Fortpflanzung zu informieren, war seine Rasse zum Untergang verurteilt. Gloria war seine letzte Hoffnung. Sie fragte, wie sie denn helfen könnte. »Du musst mich deine ›Quelle‹ mit meinem ›Untersuchungsstab‹ prüfen lassen.« Daraufhin hatte Gloria ihn aufgefordert, sich seinen »Untersuchungsstab« in seinen »Ausscheidungskanal« zu stecken, und sich schnell davongemacht.
    Nach dem Dunkelwerden hatte sie noch eine dritte Heimatlose getroffen. Diese Frau machte einen vernünftigen Eindruck, obwohl sie sich weigerte, ihren Namen anzugeben. »Sag keinem deinen Namen«, meinte sie. »Wenn sie deinen Namen kennen, können sie dich kriegen.«
    Gloria bestand nicht darauf. Stattdessen ging sie mit ihr weiter und hörte sich eine Ansprache darüber an, dass die Leute

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