Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
muss noch mal aufs Klo.«
    »Das überrascht mich gar nicht«, meinte sie. Sie lächelte. »Du musst warten, bis Heather zurückkommt. Das lässt dir noch ein wenig Zeit, Karen anzustarren.«
    Er stieß sich von der getäfelten Wand ab, an die er gelehnt hatte. Die Tür des Badezimmers war tatsächlich verschlossen. Entschlossen, nicht weiter Karen anzustarren, drehte er sich zu Shiner um.
    Sie ist wirklich schön, dachte er.
    Was wohl nachher im Auto passieren würde? Es war immer noch früh. Sie musste nicht vor Mitternacht zu Hause sein, also könnten sie noch längere Zeit irgendwo parken.
    Heather kam aus dem Bad. Sie sah erschöpft aus. Ihr aufgeschwemmtes Gesicht war blass.
    »Hast du ihn gefunden?«, fragte Samson sie.
    Heather war verwirrt. »Wie? Wen? Wen gefunden?«
    »Ralph. Ich habe gehört, wie du nach ihm gerufen hast: ›Ralph! Ralph!‹«
    »Ha, ha, ha. Du bist so witzig wie ein Loch im Kopf.«
    Samson grinste breit und ein wenig benommen, stolperte zum Badezimmer, klammerte sich an den Türrahmen und schielte hinein. »Ralph? Ralph, bist du da drin?«
    Jeremy lehnte sich wieder an die Wand und zog die Nase kraus. »Ich glaube, sie hat da drin gekotzt«, sagte er zu Shiner.
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Es wird ziemlich stinken.«
    »Vermutlich gibt’s oben auch noch ein Klo.«
    »Ich frage mal.« Er raffte sich auf und ging auf Tanya zu. Er war sich bewusst, dass Shiner ihn beobachtete, und bewegte sich sehr vorsichtig. Und er vermied es, Karen anzusehen. Als er zwischen Tisch und Sofa hindurchging, stieß er gegen Randys Arm. Aber Randy wurde nicht wach. Tanya hob den Kopf und lächelte ihn an. »He, Duke. Wie geht’s?«
    »Großartig«, sagte er. »Ich wollte nur …«
    »Komm hier rüber und setz dich hin.« Sie nahm die Füße vom Tisch und stellte ihr Glas ab. Dann ergriff sie Jeremys Hand, zog ihn an ihren Knien vorbei und auf das Sofa neben sich. »Gefällt es dir hier?«, fragte sie.
    »Ja. Großartig.«
    »Gut, gut.« Sie legte einen Arm um seine Schultern. »Du bist ein netter Kerl, Duke. Ein wirklich netter Kerl. Weißt du, was ich an dir mag?«
    Er schüttelte den Kopf. Von der Bewegung wurde ihm schwindlig.
    »Du bist loyal. Loyal und mutig.« Sie rieb seine Schulter. Dann starrte sie ihm in die Augen und nickte bestätigend. »Ich hab nicht gewollt, dass der Typ stirbt. Hast du gewollt, dass der Typ stirbt?«
    »Nein.«
    »’türlich nicht … aber ich hör dich nicht jammern und heulen deswegen. Nein, Sir. Du bist loyal und mutig.«
    »Danke«, sagte er.
    »Du bist ’n echter Freund. Wir sind alle echte Freunde. Wir sind eine Familie, weißt du?«
    »Ja.«
    »Wir radieren die Trolle aus. Wir machen sie fertig.«
    »Verdammt richtig.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Ihr Bein drückte sich an sein Bein. Sie zog ihn an ihre Brust und küsste ihn.
    Tanya küsst mich, sagte er sich.
    Er konnte es nicht glauben.
    Ob Shiner wohl zusah?
    Es war ihm egal.
    Davon hatte er geträumt, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Und jetzt passierte es, es passierte wirklich!
    Ihre vollen Lippen waren weich und warm und feucht. Und offen. Ihr Atem war in seinem Mund. Ihre Brüste schoben sich gegen seinen Brustkorb. Ihre Hände streichel ten seinen Nacken. Er legte die Arme um sie und hielt sie fest. Ihre Zunge schob sich in seinen Mund.
    Dann ließ sie ihn wieder los.
    Es konnte doch noch nicht vorbei sein! Er fühlte sich betrogen, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht – dem schönsten Traum, den er je hatte, einem Traum, der eben erst begonnen hatte. Der Verlust tat weh. Aber gleichzeitig spürte er gewaltige Freude. Wie konnte er sich nur im selben Moment so schrecklich und so wunderbar fühlen?
    Ihre Lippen und die Haut ringsherum sahen nass aus. Das ist mein Speichel, dachte Jeremy. Meiner. Mein Gott. Sie sah ihm in die Augen und drückte sein Bein. »Komm mit mir«, sagte sie.
    Verblüfft stand er vom Sofa auf. Tanya rutschte ein Stück weiter, legte Randys Kopf auf ein Kissen und stand ebenfalls auf. Sie führte ihn zur Treppe.
    Shiner stand nicht mehr dort. Jeremy sah sich um. Sie war gegangen.
    War sie wirklich weg?
    Egal, dachte er. O Gott, wohin gehen wir? Weg von den anderen. Irgendwohin, wo wir allein sein können. Was geschieht hier?
    Werden wir es tun?
    Sein Mund fühlte sich trocken an, und sein Herz klopfte heftig, als er hinter Tanya die Treppe hinaufstieg. Ich weiß nicht einmal, wie man es macht. Was, wenn ich Mist baue und sie mich auslacht?
    Oben angekommen,

Weitere Kostenlose Bücher