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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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größten Teil der Nacht wegbleiben. Wir hätten massenhaft Zeit. Wie wär’s damit?«
    Mist! Es würde ihm nichts ausmachen, die Trolljagd zu verpassen. Aber das Treffen mit Tanya vorher … Wie konnte er sich nur da herausmanövrieren?
    »Denk dir was Gutes aus«, sagte Shiner.
    »Ach, lass das.«
    »Wenn du lieber bei Tanya sein willst, warum gibst du es nicht einfach zu?«
    »Das ist es nicht.«
    »Nein, da bin ich sicher.«
    »Sie werden mich für einen Feigling halten, wenn ich nicht aufkreuze.«
    »Ich werde dich nicht darum bitten, Jeremy. Du hast die Wahl. Wer wird es sein, Tanya oder ich?«
    »Das ist nicht fair!«
    »Okay. Gut, ich glaube, das war eine deutliche Antwort. Mach’s gut.«
    »Shiner!«
    Sie legte auf.
    »Scheiße!« Jeremy knallte den Hörer auf die Gabel. Er rannte ins Bad, schloss die Tür hinter sich ab und lehnte sich dagegen. Er bleckte die Zähne und hämmerte mit den Fäusten gegen seine Beine. Dann rutschte er hinunter, bis er auf dem Boden saß. Er schlang die Arme um die Knie. Dieses Miststück! Verdammt soll sie sein! Das war nicht fair!
    Zum Teufel mit ihr, wenn sie sich so benehmen will. Er grub die Zähne in seine Knie und biss so fest zu, dass es wehtat. Ich hätte zu ihr nach Hause gehen können, dachte er. Er stellte sich vor, wie er mit Shiner auf dem Sofa in einem Zimmer mit gedämpfter Beleuchtung saß. Er konnte sie in seinen Armen spüren, ihren Mund auf seinem fühlen. Sie war ganz weich und glatt und roch nach Sonnenöl.
    Sein Biss lockerte sich wieder. Er schloss die Augen und presste die Lippen auf seine Knie.
    Es wäre so wunderbar gewesen.
    So richtig.
    Es ist noch nicht zu spät, dachte er. Wenn ich sie zurückrufe …
    Dann werde ich Tanyas Anruf verpassen.
    Er sah sich selbst in Tanyas Zimmer, sah sie nackt und glänzend vor sich stehen, fühlte ihre Haut unter der glitschigen Schicht von Blut. Hitze breitete sich in seiner Magengrube aus. Er fühlte, wie sich sein Penis regte. Er begann zu zittern, sehnte sich nach ihr, fürchtete sie aber auch.
    Sie ist schlecht , dachte er. Vielleicht ist sie verrückt. Ich sollte sie nicht begehren. Ich sollte mich von ihr fernhalten. Was stimmt nicht mit mir? O Gott! Also geh und ruf Shiner an! Geh heute Abend zu ihr. Wenn Tanya anruft, sagst du einfach …
    Jeremy hörte Schritte auf dem Flur. Dann klopfte es an die Tür.
    »Schatz? Ein Anruf für dich.«
    Sein Herz machte einen Sprung.
    Er rutschte von der Tür weg, bevor er antwortete. »Ich komme sofort.«
    Er rutschte weiter zur Toilette, bediente die Spülung, sprang dann auf und eilte zurück zur Tür. Er öffnete sie. Seine Mutter blickte ihn an und runzelte ein wenig die Stirn. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja. Prima. Wer ist am Telefon, Shiner?«
    »Sie hat sich nicht gemeldet.«
    »Das ist sie wahrscheinlich. Sie wollte zurückrufen.«
    Als er zum Telefon hastete, sagte Mom: »Mach keine Pläne mit ihr, ohne mich zuerst zu fragen. Du hast hier immer noch Schwierigkeiten, junger Mann.«
    »Ja, das weiß ich.« Bevor er die Küche betrat, drehte er sich um und sah, wie sie ins Wohnzimmer ging. Er nahm den Hörer.
    Lass es Shiner sein, dachte er. Bitte.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s.«
    Tanya.
    Er spürte, wie Enttäuschung und das Gefühl, etwas für immer verloren zu haben, sich in ihm ausbreiteten. Dann ersetzte die aufsteigende Hitze seine innere Leere. Sein Herz schlug schneller. »Eine Sekunde«, sagte er.
    »Hast du’s?« Die Stimme seiner Mutter am anderen Apparat.
    »Ja. Danke.«
    Sie hängte ein.
    »Okay«, sagte er. »Sie ist weg.«
    »Kannst du später raus?«, fragte Tanya. »So gegen Mitternacht?«
    »Mitternacht?«
    »Nur du und ich. Wir treffen die anderen später.«
    Er fühlte sich, als würde sein Atem aus ihm herausgesogen. Schließlich schaffte er es, Ja zu sagen.
    »Wir werden meinen Wagen nehmen. Ich parke gegenüber von deinem Haus.«
    »Okay.«
    »Geht’s dir gut? Du hörst dich komisch an.«
    »Nur aufgeregt.«
    »Ich auch. Ich kann es kaum erwarten. Mitternacht.«
    »Ja.«
    »Also bis dann, Duke.«
    »Bis dann.« Er legte den Hörer auf, drehte sich um und starrte auf die Küchenuhr. Zehn vor neun. Noch drei Stunden und zehn Minuten. Eine Ewigkeit.
    Nicht ganz.
    Es würde Mitternacht werden. Er wusste das. Und irgendwie hatte er das Gefühl, dass es zu früh Mitternacht werden würde.
    Ihm war heiß, und er schwitzte, aber gleichzeitig war ihm auch kalt. Er biss die Zähne zusammen, damit sein Kinn nicht länger zitterte, und kreuzte die

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