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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einer Kerze in der Hand. Als die Tür wieder auf ihn zuschwang, merkte er, dass er es selbst war.
    Er schob die Tür auf und hielt sie fest.
    Und sah wieder sein eigenes Spiegelbild.
    Der Raum war etwa dreimal so breit wie der Flur und hatte Spiegel als Wände. Kerzen standen auf dem Boden und erinnerten Jeremy an die Stachel im Fass. Die Spiegel vervielfachten sie und füllten den Raum mit leuchtenden Feuerzungen.
    Keine Spiegel an der Decke. Dort waren Gitter angebracht. Für die Zuschauer.
    Die Spiegel vor Jeremy zeigten nur ihn und die Kerzen.
    Keine wartenden Trolle. Er ging durch die Tür.
    Als die anderen ihm folgten, stellte er sich unter das nächste Gitter und sah ein schmutziges bärtiges Gesicht über sich. »He, Junge, wieso bist du noch nicht tot?«
    »Leck mich«, sagte er.
    »Bissiger kleiner Pisser, was?«
    Jeremy hob die Kerze hoch, reckte sich nach oben und stellte sich auf die Zehenspitzen. Die Kerzenflamme leckte über das Metallgitter. Der Troll schrie auf, als sein Bart Feuer fing.
    »Ha!«, rief Jeremy.
    »Gut gemacht, Duke!«
    Jeremy beobachtete, wie der Troll schreiend aufsprang. Er kniete im Gang über dem Gitter und schlug nach seinem brennenden Bart, aber die Flammen schossen an seinem Gesicht hoch und erfassten sein langes verfilztes Haar. In Sekunden war sein Kopf ein Feuerball.
    »Wie gefällt dir das, du Dreckstück?«, schrie Cowboy.
    Jeremy senkte den Blick auf die Spiegel vor ihm. Cowboy, Liz und Tanya hielten alle Kerzen hoch, hinauf zu den anderen Gittern, sprangen hoch und versuchten, das Feuer möglichst dicht an die Gesichter der Trolle über ihnen zu bringen. Liz lachte dabei. Cowboy fluchte und ließ wilde Schreie los wie »Erinnert euch an Alamo« und »Das hier ist für Sam!«. Tanya machte es leise, huschte über den Boden, tanzte zwischen den stehen gebliebenen Kerzen und stach mit der Flamme zwischen die Gitter. Ihr Sweatshirt rutschte nach oben, und er konnte ihren Bauch mit der Narbe sehen.
    Die Trolle keuchten und schrien. Wenigstens ein paar von ihnen kreischten entsetzt auf, als sie Feuer fingen.
    »Jetzt wird alles gut.« Sie hockte auf den Knien, umarmte ihre Schwester und weinte. Debbie klammerte sich an Joan und weinte ebenfalls.
    Daves Hals war wie zugeschnürt, und auch er hatte Tränen in den Augen, als er die beiden zusammen sah.
    Wir haben es geschafft. Wir haben sie rechtzeitig gefunden. Obwohl Gott allein wissen mag, was sie durchgemacht hat.
    Dave trat neben Joan, bückte sich und hob die Taschenlampe auf. Er schlüpfte hinter Debbie vorbei und betrat den Raum hinter der Tür. Er war etwa so groß wie ein kleiner Wandschrank. Offenbar gab es keinen anderen Weg hinaus als durch die eine Tür.
    Mitten auf dem Boden lag ein toter Mann. Neben seinem Bein lag ein blutdurchtränkter Fetzen von Debbies Bluse. Seine Hand hielt ihren BH umklammert.
    Dave ließ das Licht auf das Gesicht des Mannes fallen. Obwohl das verfilzte Haar und der Bart blutverklebt waren, erkannte Dave ihn.
    Der Troll, der sie zu einem »grauslichen Tode« verflucht hatte.
    Der Troll mit den Charles-Manson-Augen.
    Jetzt hatte er keine Augen mehr – nur leere, feuchte Höhlen.
    Seine Unterlippe, vielleicht von Debbies Zähnen zerrissen, hing nur noch an einer Ecke. Sie sah auf seinem bärtigen Gesicht wie eine tote Schnecke aus. Sein Kopf war zur rechten Schulter geneigt. Die linke Seite des Halses war offen, von einem Hackmesser aufgeschlitzt, das aufrecht in der Wunde steckte. Sein Mantel und das Hemd waren aufgerissen. Die Haut seiner Brust war leuchtend rot, völlig zerkratzt. Dave drehte sich um. Joans Gesicht war an die Wange des Mädchens gedrückt, ihre Augen geschlossen. Ob sie das Blutbad schon bemerkt hatte?
    Debbies Rücken und Po waren mit Kratzspuren übersät. Ihr Höschen, an der Seite zerrissen, hing um ihre Knie. Ihre Jeans waren auf die Füße gerutscht.
    Dave ging um die beiden sich umarmenden, weinenden Frauen herum. Er lehnte sich an eine Wand und schloss die Augen.
    Lieber Gott, was für ein Kampf in dem verschlossenen Schrank getobt haben musste! Es schien unglaublich, dass Debbie sich behauptet hatte.
    Vielleicht doch nicht so unglaublich. Zum Teufel, sie ist Joans Schwester.
    Was für ein Mädchen.
    Sie muss den Kerl mit bloßen Händen angegriffen haben, bevor sie ihn mit dem Hackmesser erledigen konnte.
    »Wir … wir müssen den anderen helfen«, sagte Debbie.
    »Zur Hölle mit den anderen.«
    »Es sind meine Freunde.«
    Dave sah sie an. Joan half dem Mädchen

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